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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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ihm haftete. Ihm fiel das alte Sprichwort von dem Drachen ein, den man besser nicht an die Kette legen sollte, nur um Fleisch zu braten, ohne an die gefährlichen Nebenwirkungen zu denken. Drachenfeuer war ganz bestimmt nicht weniger strahlend. Oder tödlich.
    Jetzt kam Bewegung in Rumail, der sich hinter dem pulsierenden Blitz postierte.
    »Achtung! Es geht los!«, schrie Mac.
    Mit einem eigenartigen, marionettenhaften Ruck schleuderte Rumail ihnen den Blitz entgegen.

38
    Noch während der Blitzstrahl sich aus Rumails Hand löste, spürte Coryn einen schrecklichen Sog, ein Zusammenziehen von Energie, das von seinem eigenen Bewahrer ausging. Als Antwort darauf bündelte er seine gesamte Kraft, fühlte Bernardos mentale Gestaltungskünste und erkannte sofort, was der Bewahrer vorhatte.
    Bernardo reagierte in dem Augenblick, bevor der Blitz einschlug. Doch an Stelle von Stein und Dornranken traf er auf eine leicht gewölbte Fläche undurchdringlicher geistiger Materie, ein Gegenstück zur Linse des anderen Turms. Weiße Hitze prallte zurück. Einen zerdehnten Augenblick lang erschütterte der Rückschlag Tramontanas Mauern und glättete die verrückten Energiemuster. Dann verschwand der Blitz mit einem Knistern, das lediglich noch ein feines schwarzes Pulver übrig ließ und langsam zu Boden rieselte. Rumail sackte in sich zusammen. Der Himmel klarte wieder auf.
    »Coryn«, ertönte Bernardos Stimme. »Wir haben nur einen Augenblick zum Verschnaufen, bevor er es abermals versucht. Aber die Sache ist im höchsten Maße gefährlich. Er setzt Kräfte ein, die er nicht unter Kontrolle hat, Kräfte, die beide Welten beeinflussen. Ich fürchte, wenn wir uns hier in der Überwelt einen direkten Treffer einfangen, dann schlägt das Ergebnis auch auf die physische Ebene durch.«
    Coryn schickte seine Gedanken aus. Und das entspräche einem echten Laran-Angriff. Mit einer gewaltigen Vorrichtung. Einer Weltuntergangsmaschine… »Genau!« pflichtete Bernardo ihm bei. »Du musst sofort los und sie entschärfen, bevor wir Tramontana in der wirklichen Welt vernichten.«
    Dann hätte es wenigstens ein Ende mit Rumail Deslucido, schoss es Coryn durch den Kopf. Aber dann fiel ihm mit einem Anflug von Beschämung ein: Auch Aran befindet sich in diesem Turm und Bronwyn und Gareth, Menschen, die ich liebe. Er löste sich so rasch wie möglich aus dem Kreis, ohne die Verbindung zu unterbrechen, und kehrte in seinen physischen Körper zurück.
     
    Um zum Labor zu gelangen, in dem sie den Laran-Schild zusammengesetzt hatten, musste Coryn eine Treppe hinunter und in ein anderes Treppenhaus überwechseln. In der Eile verfehlte er eine Stufe, die Beine gaben unter ihm nach, und er musste sich an der Seilführung festhalten, die an der steinernen Wand befestigt war.
    Die Finger um die rauen, ineinander verschlungenen Stränge gekrallt, schluckte er die aufsteigende Magensäure herunter und fing in dem eher kühlen Treppenhaus heftig zu schwitzen an.
    Er war nicht allein. Etwas… jemand… war mit ihm gekommen, und dieser Jemand schlummerte nicht mehr stumm in ihm.
    Er war aufgewacht. Rumail…
    Der Zauberer hatte ihn sofort erkannt, als die beiden Kreise sich in der Überwelt gegenübergestanden hatten. Na und? Rumail kannte sie alle aus den Jahren, in denen er hier gedient hatte, angefangen von Bernardo, ihrem Bewahrer, bis hin zu Amalie. Der Mann war jetzt von Macht besessen, hatte sich der Gewänder, die er gewählt hatte, unwürdig erwiesen. Jeder Narr konnte das sehen.
    Was also hatte er, Coryn, zu befürchten? Warum zitterte er wie ein verwaistes Chervine-Junges im Schatten einer Banshee?
    Plötzlich öffneten sich Coryns Finger und ließen entkräftet den Handlauf los. Ohne diesen Halt brach er auf den Stufen zusammen. Stein, hart und kalt wie Eis, bohrte sich in seine Haut. Als hätte eine unsichtbare Hand den Schlüssel in einem Schloss gedreht, öffnete sich etwas in ihm. Es war nicht so, als würde sich einem der Magen umdrehen, es war ein noch tiefer greifendes, grundlegenderes Reißen an seiner innersten Substanz.
    Erinnerungen umnebelten sein Blickfeld, machten ihn blind für die im Dunkeln liegenden Wände. Wie damals, vor so vielen Jahren, tauchte ein Korridor vor ihm auf, ein Korridor von der unbestimmten grauen Beschaffenheit der Überwelt. Er war schon einmal hier gewesen, hatte Schutz vor einer dunklen Gestalt gesucht. Die Erinnerung kippte, verflüchtigte sich so rasch, wie sie aufgestiegen war. Eine Kälte, die tiefer

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