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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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auch nur für einen Augenblick von seiner Konzentration Abstand zu nehmen. Coryn ließ sich in die körperliche Welt zurückfallen, ging mit großen Schritten zu den Fenstern auf dem Treppenabsatz und blickte nach draußen.
    Der Kampf, der über ihm tobte, sah ganz nach einer Pattsituation aus, und ein Patt war gleichbedeutend mit einem Erfolg für Hasturs Armee. Schon jetzt hatten sie das Sperrfeuer der Angstzauber aus Tramontana unterbrochen. Nun konnte Taniquels Streitmacht im Kampf Schwert gegen Schwert und ungestört von äußeren Einflüssen aus eigener Kraft gewinnen oder verlieren.
    Vielleicht reichte es momentan sogar, einfach noch eine Weile durchzuhalten, bis Rumail sein Pulver verschossen hatte.
    Womit die Angelegenheit natürlich nicht beigelegt war, dachte Coryn. Nicht, solange Damian Deslucido mit Rumail als seiner rechten Hand regierte. Taniquel hatte Recht gehabt. Deslucido musste mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln aufgehalten werden. Mit dem Schwert und, falls nötig, auch mit Laran-Zauber.
    Wieder zuckten diese bizarren, stummen Blitze vor den Fenstern über den Himmel. Das Schauspiel erinnerte ihn an den Sturm, der auf seiner Reise nach Tramontana durch die Berge geregt war. Nur mit viel Glück und dank Rafes Erfahrung war er damals am Leben geblieben. Rafe hatte die Fähigkeit der Aldaran erwähnt, Wetterzauber zu schaffen, und in seiner Stimme hatte echte Angst mitgeschwungen. Diese blitzende Turbulenz folgte nicht dem Muster normalen Wetters. Als Coryn seine Laran-Sinne öffnete, spürte er noch weitere Unterschiede. Das Aldaran-Gewitter war der Versuch gewesen, natürliche Wettervorgänge für menschliche Bedürfnisse nachzubilden. Vielleicht wünschten diejenigen, die es hervorgerufen hatten, Regen an diesem statt an jenem Ort und hatten die Luft, den Wind und die Wolken deshalb umgeleitet.
    Der Blitz, der jetzt am Himmel aufflammte, kam ihm zielgerichtet vor, wie eine gesenkte Speerspitze. Mit einem Schauder wurde Coryn klar, dass das, was er da sah, kein zufälliges Durchsickern war, kein Überschwappen der Energie aus der Überwelt.
    Es war der durchaus beabsichtigte Versuch, die Schlacht auf die physische Ebene zu übertragen, den elastischen Raum der Überwelt auszunutzen, um die Entfernung zwischen den beiden Türmen zu überwinden. Das Vorhaben trug durchaus Züge einer an Obsession grenzenden Entschlossenheit. Er fragte sich, was Rumail dazu veranlasste. Hasste er den Turm, der ihn ausgeschlossen hatte, so sehr, dass er jetzt seine Zerstörung anstrebte? Zum Glück hatte er, Coryn, den Laran-Schild entschärft, um seine Freunde in Tramontana vor dem vernichtenden Vergeltungsschlag zu schützen. Neskaya würde standhalten, wenn auch vielleicht ein wenig angeschlagen, und Rafael Hastur würde den Sieg auf dem Schlachtfeld davontragen.
    Vor Coryns Augen verdichtete sich das diffuse Leuchten über ihm zu einer einzelnen Linie, die nicht mehr wie ein normaler Blitz zerfaserte, sondern gerade geformt war wie ein Pfeil. Einen schrecklichen Augenblick lang hing er in seiner ganzen Ausdehnung am Himmel und erfüllte ihn mit seinem grellen Glanz, spannte sich vom Horizont bis direkt über ihn.
    Ein Krachen durchfuhr den Turm. Unter Coryns Füßen erbebte das Gebäude wie ein getroffenes Lebewesen. Er fiel auf die Knie.
    Schmerzen schossen wie Lanzen durch seine Schläfen. Er schlug die Hände an beide Ohren, um die Qual zu lindern, und als er sie wieder wegzog, waren sie blutverschmiert. Auch das nächste Geräusch kam von weiter oben im Turm, zerriss die Wolke der Taubheit, ein Geräusch, wie er es noch nie zuvor gehört hatte. Coryn spürte es mit sämtlichen Laran-Sinnen. Es war, als würden die Steine selbst aufschreien, als würde jedes noch so winzige Partikel seinem angestammten Platz entrissen.
    Jetzt hallten Schreie durch die Korridore. Mit noch immer nahezu tauben Ohren und einem Kopf, in dem sich alles drehte, konnte Coryn nicht ausmachen, woher sie kamen. Einen schrecklichen Moment befürchtete er schon, sie kämen von oben. Er musste sich vergewissern, dachte er, und rappelte sich wieder auf.
    Kaum war er ein oder zwei Stufen emporgestiegen, bebte der Turm abermals, wurde von einer derart massiven Explosion erschüttert, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste. Wieder taumelte er auf den Treppenabsatz zurück. Ein Ellenbogen schlug hart gegen eine Stufe, sein ganzer Arm tat grauenhaft weh und war kurz darauf gefühllos. Tränen schossen ihm in die Augen und ließen

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