Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
als nur bis ins Mark drang, ließ ihn erschauern, und für eine Sekunde war er wieder ein Kind, ein Junge auf der schmerzhaften Schwelle zum Mannesalter, gefoltert von den Veränderungen, die seinen Körper heimsuchten, während das Laran in ihm erwachte. Namenloser Schrecken durchfuhr ihn, ließ keinen vernünftigen Gedanken mehr zu, und er rannte so schnell er konnte in den Korridor hinein.
    In dieser Richtung gibt es keinen Ausweg… Die Worte kamen langsam, blass und schwach. Er strengte sich an, um sich an mehr zu erinnern. Da war ein Talisman gewesen, etwas, das ihn beschützen würde. Suchend sah er sich überall um. Seine Hände waren leer, der graue Korridor ohne jeden Anhaltspunkt. Weder hier noch sonst wo gab es Hilfe.
    Die Mauern, die ihn umgaben, zogen sich zusammen, bis er nicht mehr laufen konnte. Coryn versuchte, mit der Schulter dagegenzurempeln, die Substanz zur Seite zu schieben, wegzutreten. Jedes Mal gab das, woraus die Mauern bestanden, elastisch nach, um sich danach nur umso enger zusammenzuziehen. Er war gefangen wie ein Rabbithorn im Würgegriff einer Schlange. Mit dieser Erkenntnis versuchte er sich zu beruhigen, seine Kräfte zu sammeln. Es musste einen Ausweg geben.
    Mit jedem Herzschlag schlossen sich die Wände enger um ihn, pressten ihm die Luft aus den Lungen. Panik trieb ihn wie eine Peitsche weiter, aber er konnte weder Arme noch Beine bewegen.
    Vor seinen Augen wurde alles schwarz, von roten Streifen durchzogen. Schmerz bohrte sich in seine Lungen. Seine Muskeln wurden zu Wasser, alle Kraft entwich aus ihnen. Unfähig, weiter Widerstand zu leisten, sank er in den grauen Boden, der ihn mit seiner alles dämpfenden Decke zudeckte. Stille und Erstarrung umringen ihn. Er konnte nicht mehr kämpfen.
    JETZT GEHÖRST DU MIR.
    Diese Stimme, diese verhasste Stimme!
    Zum ersten Mal in seinem Leben betete Coryn zu Avarra, der Dunklen Göttin der Nacht und des Todes. Nimm mich!, flehte er.
    Die einzige Antwort darauf war ein erneutes Aufflackern seiner Verzweiflung.
    Es gibt keine Hoffnung.
    Sein physischer Körper richtete sich auf, erhob sich, ging weiter die Treppe hinunter. Er schien seinen Bewegungen aus großer Entfernung zu folgen.
    Keine Hoffnung…
    Wie ein weißer Vogel, der die finsterste Gewitterwolke durchstößt, kam ihm ein Gedanke, das Bild vom Taschentuch seiner Mutter. Er erinnerte sich daran, dass er es an dem Morgen, nachdem Rumail ihn geprüft hatte, in der Hand hielt, er erinnerte sich an den weichen, schon abgenutzten Stoff zwischen den Fingern, an die Erleichterung, die in seinem Herzen aufgestiegen war.
    Er erinnerte sich daran, dass er es Taniquel geschenkt hatte.
    Dieser Teil von mir ist in Sicherheit. Rumail wird mich nie ganz bekommen.
    In seinem umnachteten Geist schimmerten ihre Augen, reckte sie ihr Kinn stolz in die Höhe. Blaue Flammen züngelten rings um sie empor, aber trotzdem schritt sie unberührt einfach weiter. Frei.
    Der Körper bewegte sich, wurde mit jeder Stufe, jedem Schritt sicherer. Er eilte in den sich anschließenden Korridor und die Treppe hinauf, die ins zweite Labor führte.
    Die in jeder Zimmerecke aufgestellten Leuchtkugeln sorgten für ein weiches Licht im ganzen Raum. Einer der Novizen, ein Halbwüchsiger aus dem Alton-Grenzgebiet, beugte sich über die Anordnungen der Batterien und machte sich auf einem Block Notizen. Als Coryn eintrat, blickte er auf, und seine unreifen Züge verdunkelten sich. Normalerweise war die Überprüfung der Batteriespannungen Aufgabe eines erfahreneren Arbeiters, eines Mechanikers, aber die waren entweder mit Bernardo oben im Turm oder von der nächtlichen Arbeit völlig erledigt.
    »Für diese Aufgabe brauche ich absolute Ruhe.« Coryn wählte ein Tablett mit Werkzeugen, in die Sternensteinsplitter eingelassen waren, und begab sich damit zu der verhüllten Vorrichtung.
    Als er das Tablett absetzte, stahl sich der Junge aus dem Raum.
    Coryn näherte sich den großen Matrix-Schirmen, aus denen die Vorrichtung im Grunde bestand. Er nahm die dreifache Schicht Isolierseide ab und spürte sofort das vertraute Summen zwischen den Schläfen. Blaues Licht durchschimmerte den Raum in allen Schattierungen, vom blassesten Vogeleiblau bis zum tiefsten Azur. Jede Ebene strahlte in einer eignen Farbe, und durch die Art und Weise, in der die künstlichen Kristalle miteinander verbunden waren, durchdrangen sie einander. Wenn er mit Mac an dem Gerät arbeitete, benutzten sie die Signatur dieses speziellen Elements als

Weitere Kostenlose Bücher