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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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um uns zu retten. Ich bin hier die mächtigste Leronis«, Demiana prahlte nicht, sondern stellte lediglich eine Tatsache fest, »und selbst ich kann ihn nicht mehr erreichen.« Sie schlug den Vorhang wieder zurück. »Ich habe ihm schon Lebewohl gesagt. Nun mögt Ihr Abschied nehmen.«
     
    Taniquel wagte es nicht, Coryns Lage zu verändern, auch nicht den Kopf, doch sie wollte - sie musste - sein Gesicht sehen. Deshalb ging sie um ihn herum. Sein Gesicht war unversehrt, die Haut gleichmäßig gefärbt und glatt, die Augen friedlich geschlossen. Es traf Taniquel wie ein Schlag, wie vertraut und gleichzeitig fremd er aussah. Es gab so vieles, was sie von ihm nicht wusste.
    So vieles, was sie ihm sagen wollte.
    Ob er sie wohl hören konnte, wenn sie mit ihm sprach? Caitlin hatte einmal gemeint, dass man im Schlaf hören und sehen könne, auch wenn man sich nach dem Aufwachen nicht mehr daran erinnerte. Alles, was ein Mensch erlebe, hinterlasse Spuren in seinem Energiekörper, vor allem jedoch die Worte der Personen, die er liebe. Taniquel und Caitlin hatten seinerzeit in der Sonnenliegehalle der verborgenen Stadt gesessen, und Caitlin hatte von ihrem Vater erzählt, der nach einer Reihe Schlaganfälle ins Koma gefallen war. Sie hatte damals an seinem Lager gewacht und ihm berichtet, was aus ihr geworden war, was sie aus dem Leben gemacht hatte, das er ihr geschenkt hatte.
    »Und als ich fertig war, als ich ihm alles gesagt hatte, was ich auf dem Herzen hatte, da starb er.« Doch aus Caitlins Worten hatten keine Selbstvorwürfe geklungen, nur Erfüllung und Zufriedenheit.
    Aber dir habe ich noch nicht alles gesagt, was ich auf dem Herzen habe, Coryn, dachte Taniquel. Ich habe noch nicht einmal damit angefangen. Wohin bist du entschwunden? Wie kann ich dir folgen, dich erreichen?
    Sie griff nach seiner Hand. Man hatte ihn zwar gewaschen, doch sein Haar war noch voller Staub, und unter seinen Fingernägeln klebte Schmutz. Auf Knöcheln und Handflächen hatte er ein paar halb verheilte Schürfwunden. Der Fleck an seiner Schulter flackerte leicht.
    Spontan beugte Taniquel sich vor und küsste ihn. Sie hoffte, wusste sogar wider alle Vernunft, dass er eine Reaktion zeigen würde, wenn sie nur genug Leidenschaft, genug Zärtlichkeit in diesen Kuss legte, Wo auch immer er sich gerade aufhielt, er wollte ganz gewiss zu ihr zurück oder würde es jedenfalls wollen, sobald er ihre Anwesenheit an seinem Krankenlager wahrnahm.
    Daran hegte Taniquel nicht den geringsten Zweifel.
    Doch als sie sich wieder aufrichtete, war sein Zustand unverändert. Coryns Mund hatte sich unter ihren Lippen nicht bewegt, seine Atemzüge waren nicht tiefer als zuvor, seine Lider flatterten nicht. Taniquel dachte nach, stundenlang, wie es ihr vorkam.
    Es musste doch möglich sein, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Alles andere war ganz undenkbar.
    Wie von selbst wanderte ihre Hand zum Ausschnitt ihres Kleides und glitt zwischen ihre Brüste, wo sie das Taschentuch verwahrte, das ihr Coryn einst geschenkt hatte. Ihr fielen die zahlreichen Warnungen wieder ein, die Erzählungen von Leuten, die ziellos umherirrten, bis ihre physischen Körper zu Grunde gingen. Durfte sie jetzt, wo Acostas Zukunft von ihr abhing, ihr Leben aufs Spiel setzen?
    Doch in diesem Augenblick war sie keine Königin mehr. Sie war nicht mehr Taniquel Hastur-Acosta, Königin und Regentin von Acosta, Nichte Rafael Hasturs, des zweiten Trägers dieses Namens. Sie war einfach nur Tani, die sich verirrt hatte und in mehr als einer Hinsicht gefunden worden war.
    »Vai Domna?«, sagte eine leise Stimme hinter ihr.
    Taniquel richtete sich auf und sah eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, durch die Vorhänge schlüpfen. Sie trug das weiße Gewand einer Überwacherin. Ihr schmales Gesicht wurde von blondem Kraushaar umrahmt. Mit der fließenden Anmut einer Tänzerin ging sie zu Taniquel hinüber und kniete sich neben Coryn.
    Kühle graue Augen begegneten Taniquels fragendem Blick. Bei näherem Hinsehen wirkte sie nicht mehr jung, sondern eher geschlechtslos. Nur das schmale Kinn und die strohfarbene Mähne hatten etwas Weibliches.
    »Ihr seid also Coryns Lady«, konstatierte sie. »Demiana hat mir von Eurer Ankunft berichtet, doch Eure Schönheit hat sie nicht erwähnt.«
    »Verzeiht bitte«, unterbrach Taniquel sie. »Aber wer seid Ihr?«
    »Oh - ich muss Euch um Verzeihung bitten! Ich bin Amalie, Matrixmechanikerin des Turms von Neskaya, oder besser gesagt, ich war es. Zurzeit arbeite ich

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