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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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menschlichen Ansiedlungen handele, deren Ursprung in Vergessenheit geraten und zur Legende geworden sei.
     
    Als Taniquel zwischen Graciela und Esteban durch die Vororte trabte, hatte sie das Gefühl, geradewegs in die Vergangenheit zu reiten. Diese Viertel waren ein seltsames Gemisch von Alt und Neu, aus zusammengeschusterten Gebäuden, aus breiten Alleen, die plötzlich schmaler wurden, aus ummauerten Gärten und Häusern, die so alt waren, dass es schien, als würden sie nur noch von den Wänden der Nebengebäude zusammengehalten. Kaum ein Haus hatte mehr als zwei Stockwerke. Taniquel hatte nach einem hohen Turm Ausschau gehalten. Doch auch aus größerer Entfernung war nur ein Meer niedriger Dächer zu sehen gewesen.
    Ladenbesitzer und Gastwirte traten aus ihren Türen und sahen den Berittenen neugierig nach. Kinder, deutlich weniger zerlumpt und unterernährt als die Straßenbengel in Thendara, liefen neben ihnen her. Doch anders als ihre Altersgenossen in Thendara bettelten sie nicht, sondern stießen nur aufgeregte Rufe aus. Vor einem Wirtshaus mit Stallungen machte Taniquel Halt. Der Wirt musterte sie und ihre bewaffneten Begleiter kritisch.
    »Wie steht’s um den Turm von Neskaya?« fragte sie ihn nach den üblichen einleitenden Bemerkungen über das Wetter, den Zustand der Straßen und die Getreideernte.
    Sein Blick schweifte zu den Wimpeln von Acosta. Es war windstill, so dass der Adler nicht zu erkennen war, doch der Stoff zeigte eindeutig nicht das Blau und Silber von Hastur. »Der Turm? Was soll schon damit sein?«, fragte er unwirsch zurück. »Was geht Euch das an?«
    Esteban bedeutete der Truppe weiterzureiten. Sie würden es schon noch erfahren.
    Sie waren noch lange nicht in der Stadtmitte, als sie von einigen finster dreinblickenden Wachen mit gezückten Schwertern angehalten wurden. Diese musterten erst Esteban, dessen Kleidung und seine Position an der Spitze des Trupps ihn als Anführer auswiesen, dann die Soldaten von Acosta und zuletzt Taniquel. Offenbar fragten sie sich, was für eine seltsame Reisegesellschaft das war.
    Ein Trupp grimmig aussehender Männer in fremden Farben, zu viele für den Geleitschutz einer einzelnen Lady, und mit blutbefleckter Kleidung, an der noch der Geruch der Schlacht haftete.
    Der Hauptmann trat vor und fragte nach ihrem Begehr. Esteban drehte sich zu Taniquel um, nicht sicher, ob er ihren Namen und ihre Stellung preisgeben durfte. Immerhin riskierte sie, als Geisel genommen oder zur Zielscheibe für die Anhänger von Ambervale zu werden.
    Taniquel studierte die Haltung und das angespannte Gesicht der Wache. Hier ist etwas vorgefallen. Und sie hatte die beschwerliche Reise schließlich nicht auf sich genommen, um sich am Ziel ihrer Mission hinter einem Vorwand zu verstecken.
    »Wir kommen aus dem Feldlager von Rafael Hastur, dem zweiten Träger dieses Namens, um uns nach dem Wohlergehen des Turms von Neskaya zu erkundigen und unseren Beistand anzubieten, falls dieser benötigt wird.« Wie beabsichtigt, ließ die formelle Ausdrucksweise die Antwort ein wenig gestelzt erscheinen. Dem Mann blieb der Mund offen stehen, und sein Blick huschte von Taniquel zu Graciela, die so unbeweglich wie eine Statue im Sattel thronte. Offenbar nahm er die beiden Frauen erst jetzt richtig wahr. Damit hatte sich der Trupp fremder Soldaten in seinen Augen anscheinend von einer militärischen Bedrohung in die Leibgarde verwandelt. Er schluckte und verbeugte sich.
    »Bitte verzeiht mir, vai leronis.« Er verbeugte sich erneut.
    Dann gab er seinen Leuten ein Zeichen, und sie ließen die Waffen sinken.
    Taniquel begriff, dass er sie für eine Leronis hielt. Zwar waren weder sie noch Graciela wie Turmarbeiter gekleidet, doch sie hatte unverkennbar einen langen, anstrengenden Ritt hinter sich.
    Sogar die würdevollste Leronis durfte nach einer strapaziösen Reise ein wenig abgerissen aussehen. Kurz entschlossen drückte sie das Kinn auf die Brust und sprach in sanfterem Ton weiter, so wie sie es bei Caitlin unzählige Male beobachtet hatte.
    »Wie ist inzwischen die Lage?«
    »Noch schlimmer, als wir beim Fall des Turms zuerst annahmen.« Die Stimme des Mannes brach. »Die Steine hören einfach nicht zu brennen auf, so dass die Rettungsmannschaften die Verschütteten nicht bergen können. Doch eigentlich glauben wir nicht, dass es noch Überlebende gibt. Wer sich retten konnte, ist schwer verletzt, und es grenzt an ein Wunder, dass überhaupt jemand den Flammen entronnen ist.«
    Er

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