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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Männer. Bringt sie zurück.«
    »Ich will nicht zurück! Ich lasse mich von dir nicht herumschubsen!«
    »Schweig!«
    Coryns Herz setzte einen Schlag aus. Im nächsten Moment hörte er nichts mehr. Seine Muskeln, die sich bei Bronwyns mentaler Berührung gelockert hatten, spannten sich wieder. Arme und Beine wurden unter der jähen Wucht der Anspannung nach oben gerissen. Seine Wirbelsäule wurde durchgedrückt, und er warf den Kopf zurück. Eine Ewigkeit schien zu vergehen, in der er weder hören noch sehen konnte.
    Coryn begann seinen Körper wieder zu spüren, die Gliedmaßen dick und fließend wie Lehm. Seine Brust hob sich und zog Luft in seine Lungen. Das grelle weiße Licht des Hexenfeuers, wie er es in Ermangelung eines besseren Ausdrucks nannte, wurde zu warmem gelbem Fackelschein »Nein, es ist noch nicht vorbei.« Lady Bronwyns Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. Sie beugte sich über ihn. Er spürte ihren Atem lieblich auf seinem Gesicht. Etwas Glattes und Kaltes presste sich an seine Unterlippe. »Trink das hier. Rasch, vor der nächsten Runde.«
    »Wa - «
    »Kirian. Es hilft gegen die Anfälle.« Kirian! Rumails giftiges Gebräu!
    »Nneeiin… « Coryn warf den Kopf von einer Seite auf die andere.
    »Haltet still!« Einen furchtbaren Moment lang hörte Coryns Gegenwehr auf, als wäre er plötzlich von Eis eingeschlossen.
    Hände, grobe, starke Männerhände, drückten seinen Körper zu Boden. Er spürte tief in seinen Knochen: Das geschah nicht zum ersten Mal…
    Aus den Augenwinkeln heraus sah Coryn verschwommen Rafes Gesicht, düster vor Sorge. Es waberte, verwandelte sich in das Gesicht eines anderen, grau und entsetzlich.
    Ein Schrei entrang sich Coryns Kehle. »Trinkt!«
    Coryn lag hilflos da und konnte sich nicht mehr wehren, als ihm der Hals des Glasfläschchens zwischen die Zähne geschoben wurde. Kühle Limonenflüssigkeit füllte seinen Mund. Seine verräterische Kehle schluckte einmal, zweimal. Tränen traten ihm in die Augen. Er wollte es heraushusten, doch zu spät. Wärme breitete sich in seinem Magen aus, strahlte in seine Gliedmaßen aus, entspannte verkrampfte Muskeln und erleichterte ihm das Atmen.
    Coryns Arme und Beine begannen zu zittern, kleine Beben, von Schmerzen begleitet. Er fürchtete, dass sie sich jeden Moment zu weiteren knochenzermürbenden Krämpfen auswachsen würden, doch nach einer Minute ließen sie nach. Als das Zittern von ihm wich, sank er erleichtert ins Erdreich, tief und tiefer…

6
    Die Blutige Sonne stand groß und tief am Horizont und warf schräge, hochrote Strahlen auf die Mauern von Burg Ambervale.
    An den Toren und auf den Zinnen standen die Männer in Habtachtstellung. Zelte, Postenketten und Behälter mit Proviant erstreckten sich auf den weiten Feldern bis zum Osten, wo einst Sommermärkte abgehalten worden waren. Eine Schwadron Lanzenträger übte unter den gebrüllten Befehlen eines Offiziers, während andere sich beeilten, schweißnasse Pferde trocken zu reiben, Ausrüstung zu säubern und den Boden für die Waffenübungen des nächsten Tages glatt zu rechen. Aus den Kochgruben stieg Rauch auf. Im Süden schmiegte sich ein Dorf, in dem noch hektische Betriebsamkeit herrschte, ans Flussufer. Eine Windbö trug den Geruch von Brot heran, das gerade fürs Abendessen frisch gebacken wurde.
    Rumail von Neskaya trieb sein Pferd an, obwohl das müde Tier, die Heimat vor Augen, keines Ansporns mehr bedurfte. Bei seiner Annäherung erscholl ein lauter Ruf. An der Schwelle zur Burg traten zwei Wachen zur Seite und begrüßten ihn mit der aus Furcht geborenen Ehrerbietung, an die er schon so lange gewöhnt war. Als er durch das Ausfalltor zwischen den jüngst verstärkten Toren ritt, schaute er kurz zu den Zwillingsbannern von Ambervale und Linn hinauf und bemerkte die leuchtende Stickerei, die frisch geölten Angeln, allerorten Beweise für Disziplin und Bereitschaft. Jetzt, da er durch eine Ehe mit Verdanta Blutsbande geknüpft hatte, konnte er seine Aufmerksamkeit Acosta zuwenden, vielleicht sogar den entlegenen Provinzen Aldarans. Und von dieser Bergfestung aus den Bergkönigreichen, und von denen wiederum den Tieflanden von Valeron und den Liegenschaften der Hastur. Ja, sein Bruder würde sich über seine Nachricht freuen.
    Im Hof begegnete er einer schnatternden Schar von Dienstmägden mit weißen Hauben und Schürzen, die Eimer schwingend zum Brunnen gingen. Andere Bedienstete trugen Körbe mit grüngoldenen Sommerkürbissen und Körbe mit

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