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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Morgenlicht auf Teichen und Rinnsalen, sogar auf Ansammlungen rasch schmelzender Hagelkörner.
     
    Durch das Geröll, das den Talboden verstopfte, gab es kein Durchkommen. Schon hatte sich stromaufwärts Wasser gesammelt, und alle paar Minuten wurde ein Ast losgerissen, um wirbelnd in die Tiefe gezogen zu werden. Der Pegel des Beckens stieg an, gespeist von dem Wasser, das die Bergflanken hinabströmte.
    Das Chervine stand weiter unten am Hang und weidete friedlich abgebrochene Äste ab, die noch frische Blätter trugen. Es wieherte zur Begrüßung, als Coryn sich durch Geröll und Rinnsale näherte. Er tätschelte den Hals des Tieres und untersuchte es auf Verletzungen. Am linken Vorderlauf wiesen aufgeschürfte Haut und geronnenes Blut auf ein geschwollenes Gelenk hin.
    Coryn verließ das Chervine und stieg den Hang wieder hinauf.
    Er konnte nicht viel erkennen, selbst als er auf den nächsten Geröllhaufen stieg. Dann erspähte er einen Flecken braunes Fell mit dunklen, fast schwarzen Streifen, halb vergraben in einem Haufen schwerer dunkler Steine. Er wusste nicht zu sagen, welches der Pferde es war, denn beide Pferde von Rafe waren Füchse.
    Wenigstens handelte es sich nicht um Tänzer, der ein Brauner war.
    Eine Windbö zerzauste mit eisigem Hauch Coryns Haar. Er fröstelte, und einen schrecklichen Augenblick lang schien die Bergflanke sich zu kräuseln und zu heben. Säure stieg in seiner Kehle auf. Die Knie gaben unter ihm nach. Er stützte sich am nächsten Felsen ab, einem hüfthohen Findling. Als er die Augen schloss, verstärkte das Schwanken sich noch. Er öffnete sie wieder und richtete sein Augenmerk auf den Findling, aus dem frische, rasiermesserglatte Stücke herausgeschlagen waren. Unter seiner Hand fühlte er sich fest an. Allmählich beruhigten das Sehvermögen und der Magen sich wieder.
    »Rafe?«, rief er. »Rafe!«
    Coryns Stimme brach sich an den Berghängen. Im nächsten Moment hörte er eine ferne Antwort, von Echos verzerrt. Er stieg auf den Findling und wedelte mit den Armen über dem Kopf, damit er leichter zu sehen war.
     
    Endlich tauchte Rafe hinter einer der größeren Halden weiter oben am Hang auf. Er führte den anderen Fuchs, der stark lahmte.
    Rafe winkte, und das Sonnenlicht brach sich in seinem breiten Lächeln. Coryn schluckte, beschämt darüber, dass er auch nur für einen einzigen Moment geglaubt hatte, der alte Soldat könnte ihn verlassen haben.
    Rafe umriss die Lage in seinen üblichen knappen Sätzen. Ihre Schätze waren der Inhalt der Satteltaschen, zwei lahme Packtiere, reichlich Wasser und der Umstand, dass keiner von beiden ernsthaft verletzt war. Der schlimmste Teil des Sturms war offenbar vorbei, obwohl auch der Schnee seine Gefahren barg. Doch sie konnten der vorgesehenen Route nicht weiter folgen. Die einzige Alternative führte in noch raueres Gebiet, bei eingeschränktem Proviant und ungewissem Wetter. Am härtesten traf sie, dass es durch Gebiete gehen würde, die den Storns von High Kinnally gehörten.
    Als sie begannen, die Decken und Satteltaschen aus der Unterkunft zu holen, sagte Coryn. »Als gestern alles so schlimm war, ich… ich weiß nicht, da habe ich um Hilfe geschrien. Und jemand hat geantwortet.«
    »Mein Junge, es war eine harte Nacht, die jedem Visionen eingegeben hätte. Ihr habt geschrien, dass es überall brenne - und die Arznei des alten Zauberers hat Euch nur noch wilder gemacht.«
    »Es war ja gar nicht… « Nein, er behielt es besser für sich, was er getan hatte. Und warum.
    »Aber der heilige Sankt Christophorus, Träger der Lasten, er hat unsere Gebete erhört«, fügte Rafe mit der leisen Stimme eines Mannes hinzu, der einem Wunder beigewohnt hatte.
    Es hatte keinen Zweck, weiter darüber zu sprechen.
    Sie beluden die Tiere und nahmen den gleichen Weg, den sie gekommen waren, wieder zurück. Das Pferd mit dem verstauchten Lauf tat sich schwer, doch sie konnten es nicht zurücklassen.
    Als der Morgen dem späten Nachmittag wich, legte sich wieder ein Dunstschleier über den Himmel, und die große rote Sonne wurde trüb. Mehrmals kletterte Rafe, sobald sie spärlich bewaldetes Gebiet erreichten, in dem erst vor einigen Jahren das Feuer durchs Unterholz gefegt war, auf die höchsten Bäume, um die Richtung zu peilen. Coryns Vater hatte ihm Geschichten von Männern erzählt, die ein Gespür dafür besaßen, wo sie sich befanden, aber ob das eine verbreitete Eigenschaft oder eine geringere Form von Laran war, hatte er nie gesagt.

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