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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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sanften Hänge, die zum Turm von Tramontana führten. Graue Steinmauern schimmerten in der Mittagssonne. Sie waren den ganzen Morgen auf Falkenjagd gewesen und hatten es genossen, den Tag zu vertändeln. Im Bereich des Stalles hielten sie an.
    Aran stand beim Falkner und schwatzte mit ihm. Er unterbrach sich, das Gesicht vor Sorge gespannt. Bevor er etwas sagen konnte, wandte Coryn sich an den Falkner, der sich schon um die Vögel kümmerte und Lianes Damenfalken auf eine Stange im Freien setzte.
    »Hat sich… gibt es Neuigkeiten?«, fragte Coryn.
    »Hier ist alles ruhig.« Der Mann zog den Kopf ein und verschwand mit dem Falken, der Coryn begleitet hatte, in der Dunkelheit des großen Käfigs.
    Coryn hantierte an den Riemen seines Falknerhandschuhs.
    Seine Finger zitterten, als er die Knoten zu lösen versuchte, bis Aran es nicht mehr mit ansehen konnte und das Durcheinander geschickt entwirrte.
    »Bredu.« Aran trat näher, Kummer in den Augen mit den dunklen Wimpern, und berührte mit den Fingerspitzen Coryns freien Handrücken. »Was ist mit dir?«
    Nach dem freudigen Verschmelzen am Morgen stand Coryn noch in leichtem Kontakt mit seinem Freund. »Ich habe gesehen… gespürt, wie etwas Schreckliches geschah. So etwas habe ich nicht mehr gefühlt, seit… nun, seit der Zeit, bevor ich hier eintraf.«
    Ich sah den Falken abstürzen, so wie ich das Feuer sah.
    Er schloss die Augen und strengte sich an, die blassblauen Flammen nicht zu sehen, die aus seinen Händen züngelten, die Arme hinauf, Richtung Herz. Ein Aufleuchten sagte ihm, dass Aran, mit ihm durch diese federleichte körperliche Berührung vereint, die Vision des abstürzenden Falken jetzt ebenfalls gesehen hatte. Ohne nachzudenken entriss Coryn ihm die Hand und wünschte sich dann, es nicht getan zu haben. Dies war sein Freund, sein geschworener Bruder, nicht irgendein Fremder.
    Die Vorfreude auf das kommende Fest hing in der Luft wie Weihrauch. Gelächter drang aus der Unterrichtsstube der Novizen, und ein Lied erklang aus der Küche. Zwei von Lianes engsten Freundinnen, ebenfalls Überwacherinnen, die jedoch in anderen Kreisen arbeiteten, drängten sie, ihr beim Schmücken der Haupthalle zu helfen. Sie blickte Coryn an, die Brauen leicht erhoben.
    »Nein, geh nur«, sagte er und rang sich ein Lächeln ab. »Und vielen Dank für deine Anteilnahme.«
    »Ach du!« Ganz ähnlich seiner jüngsten Schwester, schob Liane die Unterlippe vor und stolzierte mit ihren Freundinnen davon.
    »Komm«, sagte Coryn in heiterem Tonfall zu Aran. »Erfreuen wir das Herz des Kochs mit diesen Waldhühnern und anschließend die Herzen unserer Schwestern mit Mittsommergeschenken.«
    Auf Grund der Ausbildung in Turmdisziplin wandte Aran sich ab. Vielleicht glaubte er Coryns unbeschwerten Worten nicht, aber er hatte genug Verstand, seine Gedanken für sich zu behalten, und dafür war Coryn ihm dankbar.
     
    Der Morgen des Mittsommers war klar und ungewöhnlich warm.
    Endlich regnete es einmal nicht. Coryn gähnte, als er aus seinem Zimmer nach unten ging. Der Wechsel der Jahreszeiten markierte das Ende seiner Zeit an den Relais, bei denen man immer nachts aktiver war, wenn Nichttelepathen schliefen, und er freute sich schon auf den zusätzlichen Schlaf. Er war früh genug aus dem Bett gekrochen, um Blumenkörbe für Liane und Bettina vor deren Türen zu hinterlassen und auch einen für Bronwyn, doch der Rest der Nacht war unruhig und von hektischen Träumen erfüllt gewesen.
    Seine Stimmung hob sich, als er die Haupthalle betrat. Die jüngeren Frauen hatten sie mit Girlanden geschmückt. Er bemerkte Lianes herrlichen Einfall mit den neu hergestellten Kerzen, und er dachte daran, wie Margarida immer die Halle in Verdanta geschmückt hatte. Als die Morgensonne in schrägen Bahnen durch die klaren Glasfenster schien, stieg aus dem wärmer werdenden Bienenwachs ein schwacher Honiggeruch auf.
    Das Frühstück hatte schon begonnen und würde noch einige Zeit dauern, denn es war Frühstück und Mittagessen in einem. Die Tafeln bogen sich unter Körben mit Honigkuchen, Gewürzbrot, Maisfladen und süßen, glasierten Brötchen, umgeben mit Tabletts voll kalten Rindfleischs, hauchdünn geschnitten und mit Senfsoße angemacht, mit Kräutern versetztem Käse, getrockneter Obstpaste, zu Ringen geformt wie kleine Berggipfel und dann mit gemahlenem »Nussschnee« bestäubt, blockweise Butter und Schalen mit Cremespeisen. Das Ale, würzig erhitzt oder gekühlt und mit Brombeergeschmack,

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