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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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sie und folgte der schwarzen Stute mit den Augen. »Ich kann den Weg einer einzelnen Blutzelle durch den Körper eines Menschen verfolgen, doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann nicht mit ihm mithalten.« Sie meinte Arans Einssein mit Pferd und Falke. Obwohl sie Energonflüsse in einem menschlichen Körper überwachen und manipulieren konnte, war sie in der Empathie, der Fähigkeit, die Emotionen anderer zu spüren, erheblich weniger bewandert und besaß bloß ein geringes Maß an Telepathie für ihre Arbeit im Zirkel.
    »Was soll’s«, seufzte sie. In der Enge des Turms war es unmöglich gewesen, ihre Gefühle für Aran geheim zu halten, und auch nicht den Umstand, dass er ihr nur brüderliche Zuneigung entgegenbrachte. Eine kurze Nacht lang waren sie Liebende gewesen, an Neujahr, wenn alle gewohnten Schranken in der Turmgemeinschaft fallen. Was für Liane ein ekstatisches Erwachen gewesen war, hatte Aran lediglich als Teil des gemeinsamen heiligen Ritus des Festes betrachtet.
    Coryn, durch seinen Kontakt mit Aran sensibilisiert, spürte den Schmerz von Lianes Verlangen. Wenn sie Kristlin gewesen wäre, hätte er sich verpflichtet gefühlt, mit Aran darüber zu sprechen. Doch er wusste, wenn er etwas unternähme, würde Liane fuchsteufelswild werden und sich gedemütigt fühlen. Sie war eine ausgebildete Überwacherin, eine Leronis. Wie sie Coryn schon bei mehr als einer Gelegenheit nachdrücklich klargemacht hatte, war er nicht der Hüter ihres Gewissens. Außerdem hatte ihre Bewahrerin festgestellt, dass sie die Kanäle, die ihre sexuelle Energie beförderten, nur rein zu erhalten brauchte, und die Lage würde weder für sie noch für Aran gefährlich werden. Wenn man ihr nicht einmal zutraute, solche grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen für ihren eigenen Körper zu ergreifen, wie sollte sie dann für das Leben und die Gesundheit ihrer Mitarbeiter Verantwortung tragen können?
    Es war eine gute Sache, überlegte Coryn, dass diese Unabhängigkeit bei Frauen nur im Turm gefördert wurde, sonst würden die Männer von Darkover ihre Anweisungen bei jeder Gelegenheit in Frage gestellt sehen.
    Coryns Pferd zerrte an den Zügeln, begierig, in den Stall zu seinem Weizen zurückzukehren. »Also gut«, sagte er laut und ließ das Tier in einen leichten Trab verfallen. Er legte den Kopf schräg und suchte den Himmel nach seinem Falken ab, rief nach ihm. Da war er, die Riemen wehten an seinen Füßen, und er genoss träge die Aufwinde des Nachmittags. Erneut rief Coryn und bedeutete dem Falken zurückzukommen.
    Mit einem Schrei, der das Blut eines Banshee zum Gefrieren gebracht hätte, legte der Vogel die Schwingen an und stürzte sich Richtung Erde.
    Coryn schlug das Herz bis zum Hals. Öffne deine Schwingen!, dachte er verzweifelt. Mach schon, bevor es zu spät ist! Der Körper des Vogels füllte sein Gesichtsfeld aus, als er nun immer schneller fiel, größer und größer wurde.
    NEIN!
    »Coryn, was ist?«, rief Liane, von Entsetzen gepackt. »Stimmt etwas nicht?«
    »Der Falke… « Er blinzelte, und plötzlich war der Himmel leer, während der Falke mit den Schwingen schlug und sich auf seinem ausgestreckten Arm niederließ. Die Klauen umschlossen seinen Handschuh. Helle, tief liegende Augen betrachteten ihn ruhig.
    »Dem Falken geht es gut«, sagte Liane spöttisch. »Was ist passiert? Was spürst du?«
    »Ich… ich weiß es nicht.« Nicht einmal Kieran konnte Coryns gestaltlose, düstere Albträume aufdecken, die oft nur aus einem Gefühl der Gefahr und dem Zwang bestanden, dass er nicht über sie reden dürfe.
    »Wenn du es nicht weißt, müssen wir es eben herausfinden«, sagte Liane mit ihrer üblichen Pragmatik und wendete den Kopf des Pferdes zum Turm. »Wenn das wieder mein Bruder ist, ziehe ich ihm bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren! Ich schwöre, er hat nicht mehr Verstand als eine Kuh, die gegorene Äpfel gefressen hat!«
    Ihr ältester Bruder hatte, als er volljährig geworden war, nicht eine, sondern zwei Töchter gezeugt. Es war eine Schande, hatte Coryn bemerkt, dass sein eigener Vater nichts davon wissen wollte, Eddards Sohn mit einer von ihnen zu vermählen. Ein Bündnis durch Heirat würde dem langen Gezänk ein Ende bereiten, Doch da Kristlin Belisar Deslucido versprochen war, gab es keinen Grund für Lord Leynier, woanders nach Bündnissen zu suchen.
    Sie trieben die Pferde, so rasch es die Sicherheit erlaubte, den Hügel hinab, durch einen engen, bewaldeten Pass und dann über die

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