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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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nicht vorgehabt, die Lungenfäule so bald zu entfesseln, doch der alte Lord Leynier hätte Rumails Vertreibung aus Neskaya nur wieder als Entschuldigung genutzt, um alles hinauszuzögern. Damian hatte entschieden durchgreifen müssen. Sie hatten die Seuche unter hohen Kosten und Bestechungsgeldern, damit nichts durchsickerte, von einem nicht offiziellen Turm in der Nähe von Temora erworben, und es war nicht Rumails Schuld, dass sie außer Kontrolle geraten war. Aber es änderte sich nichts am Ergebnis - Verdanta in Trümmern, reif für die Übernahme.
    Eigentlich war es ein grandioser Plan gewesen. Wenn der Vater und die Brüder durch die Lungenfäule gestorben oder wenigstens so weit geschwächt gewesen wären, dass sie keine wirksame Verteidigung mehr hätten aufbringen können, wären die Armeen von Ambervale siegreich in Verdanta einmarschiert. Das Alter des Mädchens oder seine Wünsche hätten keine Rolle mehr gespielt.
    Die Hinhaltetaktik und das Versöhnlichstimmen des Balgs und seines senilen Erzeugers hätten ein Ende gehabt. Durch die Rechtmäßigkeit der Ehe hätte Verdanta sofort ihnen gehört, nicht erst in vier oder fünf Jahren, worauf dieser törichte Lord Leynier die ganze Zeit gesetzt hatte.
     
    Als Junge hatte Damian sich einmal das Lieblingspferd seines Vaters ausgeliehen, einen riesigen, flachsfarbenen, unbezähmbaren Hengst, nur um zu sehen, wie weit und wie schnell er auf ihm reiten konnte. Das Pferd war durch Felder geprescht, die im Glanz des jungen Weizens und der jungen Gerste standen, und die Hufe hatten große Erdklumpen aufgewirbelt. Damian erinnerte sich jetzt noch an den Wind, der in seinen Ohren gepfiffen, an die raue Mähne, die sein Gesicht gepeitscht hatte. Bis in die Berge waren sie geprescht, wie besessen.
    Die Kraft des Pferdes schien grenzenlos zu sein. Jeder umgestürzte Baumstamm, jeder Graben, Steinhügel und Flusslauf schien die Wildheit des Tieres noch zu erhöhen. Schaum spritzte vorn auf Damians Hemd. Auf einer Hügelkuppe brachen sie durchs Dickicht und standen für einen Moment wie erstarrt vor einem langen, mit Felsen übersäten Abhang. Damian packte die Zügel fester. Seine Beine zitterten vor Erregung. Der Abhang war gefährlich steil, und der felsige Untergrund bot nur ungenügenden Halt.
    Aber der Hengst duckte den massigen Schädel und preschte weiter. Er jagte die Hügelkuppe hinunter und stürmte hangabwärts, als wären ihm alle Dämonen aus Zandrus neun Höllen auf den Fersen. Einen Schwindel erregenden Augenblick lang schwebte das Pferd in der Luft, so steil war der Hang. Dann landete es mit einem Stoß, der Damian durch Mark und Bein fuhr.
    Er wurde fast aus dem Sattel gerissen. Der Knauf grub sich in seinen Magen, als er über den verschwitzten, gekrümmten Nacken nach vorn ruckte. Das Pferd schlitterte, stolperte und hechtete weiter. Das Metall seiner Hufeisen schlug Funken aus dem Gestein.
    Damian blieb nichts anderes übrig, als durchzuhalten. Die Zügel waren nutzlos geworden, denn nichts hätte dieser verrückten, taumelnden Jagd hangabwärts Einhalt gebieten können. Er hatte nicht einmal die Zeit zu beten. Die Finger in die Pferdemähne gekrallt und das Rauschen von Blut in den Schläfen, spürte er, wie die heiße, rohe Gewalt des Tiers auf ihn überging.
    Ein unheimlicher Frieden war über ihn gekommen, einer, an den er sich bis zum heutigen Tag erinnerte und dem er immer noch nachtrauerte. Sein Körper hatte sich in perfekter Harmonie mit dem des Hengstes bewegt. Ohne nachzudenken hatte er sich jeder Landung, jedem Taumeln und hoch fliegenden Sprung angepasst. Er hatte nicht mehr an einen Sturz und seinen Tod gedacht, oder auch nur daran, endlich den Fuß des Abhangs zu erreichen - nur an die unbändige Freude der Bewegung. Nie zuvor und seitdem äußerst selten - hatte er sich so inbrünstig mit dem Leben verbunden gefühlt. Jede Faser seines Seins hatte vor Genuss vibriert.
    Das war das Geheimnis von allem, im Krieg und in der Liebe ebenso wie wenn man ein durchgegangenes Pferd ritt - jedes Hindernis so zu nehmen, wie es gerade kam. Im Augenblick verwurzelt zu sein, nicht in der unveränderlichen Vergangenheit oder einer ungewissen Zukunft. Wenn seine Pläne für eine unblutige Eroberung Verdantas scheiterten, dann würde er eine andere Möglichkeit finden. Verdanta war der Schlüssel für den umgebenden Gebirgszug der Hellers und das Tor nach Acosta - Acosta, das er eingenommen haben musste, bevor alle Länder, die daran grenzten, in die

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