Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
kommen, um sie zu verhätscheln, sie zu Bett zu bringen, ihr mit Kräutern versetzte Ziegenmilch einzuflößen und endlos lange darüber zu spekulieren, ob es nun doch soweit war.
Vielleicht ist es das. Vielleicht ist das normal bei einer Schwangerschaft.
Sie hatte es Padrik noch nicht gesagt, aus Gründen, die sie selbst nicht ganz verstand. Ihr Zyklus war noch nicht zu Ende, und doch wusste sie, in welcher Nacht, sogar in welcher Stunde, sie empfangen hatte. Es war die Nacht gewesen, in der dieser Regen eingesetzt hatte, erst vor einem Zehntag. Sie wusste auch, dass sie mit einem Knaben schwanger ging, dem Sohn und Erben, nach dem Padrik sich so sehr sehnte. Egal, es blieb noch genug Zeit, sich zu freuen. Und für endloses Geschwätz darüber, ob Honigkuchen oder Pflaumensirup einer Mutter mehr Milch bescherten. Bei ihren vollen Brüsten glaubte sie nicht, dass sie in dieser Hinsicht irgendwelche Hilfe benötigte.
Gedankenvoll verlangsamte Taniquel ihre Schritte. Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht und linderte die Spannung zwischen den Brauen. Sie wandte sich wieder dem Balkon zu, vom Wächter ab, damit er nicht sah, wie sie ihre Hand unten auf ihren Bauch legte.
Unter der herrlich gewobenen bernsteinfarbenen Wolle berührte sie Muskeln, flach und kräftig von vielen Stunden des Reitens.
Wie sehr Padrik sich freuen würde. Sie würde es ihm sagen, wenn er heute Abend zurückkehrte. Er hatte den Tag genutzt, um die Grenzanlagen zu inspizieren und seine Bande mit den entlegener siedelnden Lehnsmännern zu erneuern.
Lärm erklang am Himmel über den Wolken, schrill und ohrenbetäubend. Einen Moment lang war Taniquel sich nicht sicher, ob sie den Donner gehört oder in ihren Knochen gespürt hatte. Sie legte gerade noch rechtzeitig den Kopf in den Nacken, um sehen zu können, wie eine längliche Träne aus glasartigem Material durch die vom Regen grauen Schichten fiel.
Taniquel hatte als Kind schon Luftwagen gesehen, in Burg Hastur. Ihr Clan gehörte zu den wenigen, die reich genug waren, um sich diese unglaublichen Fahrzeuge leisten, und deren Telepathen stark genug waren, um sie fliegen zu können. Die Fahrzeuge wurden mit Laran betrieben, das in Batterien gespeichert wurde. Gewaltige Energiemengen waren erforderlich, um sie zu landen, und äußerst begabte Matrix-Techniker, um den Flug zu begleiten. Als dieser Luftwagen nach unten raste, konnte sie seine Größe und seinen Umriss besser erkennen. Anscheinend handelte es sich um eines der kleineren Modelle, in dem vielleicht zwei Mann Platz fanden. Und er hielt genau auf die Vorderseite der Burg zu, wobei er rasch immer tiefer ging.
Die Tore!
Ohne nachzudenken, raffte Taniquel ihr Kleid und eilte zur nächsten Alarmglocke. Sie sah flüchtig das Gesicht der Wache, der beim Anblick ihrer Beine in den Strumpfhosen der Unterkiefer vollends herunterklappte.
»Angriff!« Schreiend stürmte sie an ihm vorbei.
Sie schlitterte gegen die Glocke, umklammerte mit beiden Händen das Seil und zog so fest daran, wie sie konnte. Nach dem ersten Ruck schwang der Klöppel durch sein Eigengewicht weiter, mit jedem Schlag schneller und lauter. Ihre Ohren gellten von dem Lärm, während sie wieder und wieder zog. Hinter ihr polterten Männer die Treppe hoch.
Unten an den Haupttoren flammte Licht auf. Noch durch die Vibrationen der Glocke hindurch spürte Taniquel, wie die Steine unter ihren Füßen erbebten. Während der Klöppel weiterschwang, hielt sie inne und sah hinab.
Gelbe Flammenzungen stoben durch dichten grauen Rauch und verhüllten den Eingang zur Burg. Ein paar Soldaten und Bedienstete rannten hierhin und dorthin. Ein Reiter stürzte, als sein Pferd umgerissen wurde. Das Tier wollte sich wieder aufrichten, schlug wild um sich und wälzte sich über den am Boden Liegenden. Eine Dienerin ließ ihre Schultertrage mit den Eimern fallen, die sie befördert hatte, und eilte ihm zu Hilfe.
Der Luftwagen beschrieb einen Bogen und näherte sich erneut, wie ein Drachen aus einer alten Ballade, der zu seinem Opfer zurückkehrt. An der Außenseite spiegelten sich wie in einem gewölbten Spiegel Himmel und Mauern, und ganz kurz erhaschte Taniquel einen Blick auf eine Gestalt im Cockpit, die aufmerksam über die Armaturen gebeugt war. Als der Luftwagen vorbeizog, löste sich ein Pfeilhagel von den Wällen der Burg, doch wenn einer sein Ziel traf, so zeigte das keine Wirkung. Die glatte Oberfläche des Luftwagens teilte sich, und eine Hand voll kleiner, funkelnder Kugeln
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