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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Festung einzunehmen. Sie konnten die gewaltige Armee nicht sehen, die wie ein ganzer Bau von Skorpionameisen über sie hereinbrach.
    Es waren so viele! Plötzlich zerrissen die Wolken über dem hügeligen Land, und die Waffen der Angreifer blitzten auf.
    Taniquel schauderte. Sie musste etwas unternehmen, Padrik warnen! Sie schaute kurz zu der Glocke, wohl wissend, dass es nutzlos wäre. Sie konnte Alarm schlagen, bis Zandrus kälteste Höllen schmolzen. Niemand auf der unteren Brustwehr konnte sehen, was sie sah. Noch nicht. So lange nicht, bis es zu spät war.
    Unternimm etwas!
    Sollte sie sich einen Speer schnappen und durch die Tore hinausstürmen? Schon allein die Vorstellung, den gewaltigen Querbalken zu bewegen, schickte loderndes Entsetzen durch ihre Nervenbahnen. Was auch immer geschah, wie verzweifelt die Lage auch war: Sie dürfen die Tore nicht öffnen!
    Dann, dachte Taniquel rasend vor Zorn, musste sie die Feinde eben aus dem Inneren der Burg bekämpfen! Im nächsten Augenblick hatte sie wieder ihr Kleid gerafft und rannte zum Waffenlager. Sie war nicht sehr bewandert darin, ein Schwert zu schwingen; als Kind hatte sie gegen ihre Hastur-Vettern zwar mit Holzschwertern gefochten, aber seit sie zur Frau herangereift war, hatte man ihr verboten, jemals wieder ein Schwert anzurühren.
    Am Eingang zum Waffenlager vermischten sich die Gerüche von geöltem Stahl und Leder mit dem ätzenden Gestank von Angstschweiß. Der Sergeant in Pluderhosen, der hier als Waffenmeister tätig war, hängte frische Köcher mit Pfeilen in die eckigen Gestelle und stellte reihenweise Speere darin ab, wobei er einem Dutzend Pagen gleichzeitig Befehle zubrüllte. Bei Taniquels Anblick wurde sein Gesicht aschfahl vor Entsetzen. »Mylady! Sucht Schutz in der Burg!«
    Taniquel ignorierte ihn, begab sich zu den Gestellen an der Wand und nahm einen Bogen und einen Handgelenkschoner heraus. Der lederne Pulswärmer war noch neu und steif. Sie hielt ihn dem Waffenmeister hin und streckte den linken Arm aus.
    »Mylady - Euer Majestät! Ihr dürft Euch nicht in Gefahr begeben! Der König… «
    »Ach du meine Güte. Mylady! Was tut Ihr da?« Piadora kam schlitternd an der Tür des Waffenmeisters zum Stehen.
    »Binde ihn mir um, sonst mache ich es selbst!« Taniquel achtete nicht weiter auf das winselnde Mädchen, hob den Bogen mit den Worten »Ist das der Beste, den du hast?« und rasselte eine Anzahl Befehle herunter.
    Einen Moment später, als der Handgelenkschoner fest an seinem Platz saß, eilte Taniquel, zwei Köcher mit Pfeilen unter den rechten Arm geklemmt und den Bogen in der Linken, wieder die Treppe der Brustwehr hinauf. Das jammernde Weibsstück war irgendwohin verschwunden, vielleicht auf das nächste Klo. Hier, wo ein kleines Kontingent Bogenschützen wartete, kam gerade erst der Hauptteil der Armee von Ambervale in Sicht. Aldones sei Dank erkannte der Hauptmann der Bogenschützen sie.
    »Wir müssen die Reiterei von Ambervale vernichten«, sagte sie in dem Wissen, dass das bedeutete, auch auf die Pferde zu schießen, eine Vorstellung, die ihr verhasst war. Der Hauptmann nickte.
    Taniquel suchte sich einen Platz unter den anderen Bogenschützen und überlegte, wo ihr erster Pfeil die meiste Verwirrung anrichten würde. Der Fahnenträger ritt einen staubbedeckten Braunen mit gestutztem Schweif. Als sie zielte, flatterte das schwarzweiße Rautenmuster der Fahne von Ambervale leicht in der Brise. Sie ließ den Pfeil los und bückte sich, um einen weiteren anzulegen, ohne abzuwarten, ob sie ihr Ziel getroffen hatte.
    Sie schoss wieder und wieder und leerte mit rasender Geschwindigkeit ihren ersten Köcher.
    Schreie markierten die Stellen, an denen ein Pfeil sein Ziel gefunden hatte. Der Boden unten brodelte von Körpern, Männern und Pferden, Speeren, Schwertern und Schilden. Nun hielt Taniquel sich zurück, damit sie nicht einen ihrer eigenen Leute traf.
    Die Heere verkeilten sich dermaßen rasch ineinander, dass auch der geschickteste Bogenschütze nicht nur den Feind getroffen hätte.
    Mit schmetternden Hörnern traf Padrik auf dem Schauplatz ein. Seine Männer fielen der Reiterei von Ambervale in den Rücken. Doch Deslucidos Streitkräfte ließen sich nicht aufreiben. Es mussten tapfere und erfahrene Männer sein, denn sie wandten sich um und kämpften, statt sich in alle Winde zu zerstreuen.
    Gesegnete Evanda, hoffentlich haben wir sie weit genug gescheucht, damit Padrik sich zu den Toren durchschlagen kann, bevor es zu spät

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