Darkover 05 - Zandrus Schmiede
hervorrufen konnten. Er fröstelte innerlich, als er sich an seine Visionen erinnerte, die er vor so vielen Jahren am Grund des Wolkensees von Hali hatte.
Einer der jüngeren Arbeiter, ein Junge von Rockraven, schien diese Fähigkeit in gewissem Maß zu besitzen, aber es war so wenig darüber bekannt, dass der Versuch, sie auszubilden, nur ein Stochern in der Dunkelheit gewesen wäre.
Ein blindes Herumtasten, bestätigte Serena. Lass mich Felicia rufen, damit sie mit dir spricht. Sie weiß von uns allen am meisten, weil sie ein Matrixgitter entwickelt, von dem wir hoffen, dass es Marius hilft, seine Fähigkeit zu fokussieren. Sie glaubt, dass wir lediglich die richtigen Bedingungen im Vorfeld erzeugen müssen, um Wolkenmuster und feuchte Luft zu erzeugen oder sogar auf harmlose Weise elektrische Energie zu entladen. Erst letzten Winter haben wir bei einem Feuersturm fünf Familien und ebenso viele Fischerboote verloren.
Nach wenigen Augenblicken erreichte ihn Felicias klare mentale Stimme, die ihn zur Begrüßung herzlich umfing.
Ich bin ja so froh, dich zu hören, mein Liebster! Serena meinte, es gäbe ein Problem wegen unserer Nachforschungen, aber ich glaubte, sie hat nur nach einer Entschuldigung dafür gesucht, dass wir miteinander reden können!
Varzil konnte ihr Lächeln beinahe sehen, das kurze helle Aufleuchten ihrer Augen. Geht es dir gut, Geliebte?
Ausgezeichnet! Wieder empfand er dieses erfreute Funkeln. Ich arbeite jetzt die meiste Zeit als Bewahrerin, obwohl nicht dem Namen nach - Darkover ist dafür noch nicht bereit! Als ich eintraf, war ich darauf gefasst, mit Loryn Ardais einen Kampf auszutragen und mich zu weigern, an Werkzeugen der Vernichtung zu arbeiten, auch wenn das bedeutete, nichts Spannenderes zu tun, als Kirian zu destillieren und sich um kranke Babys zu kümmern.
Varzil kicherte innerlich, als er Felicia vor sich sah, das Haar unter einem Kopftuch zurückgebunden, ein schreiendes Kleinkind mit rotem Gesicht in den Armen. Vor seinem geistigen Auge schmolz ihre Miene vor Zärtlichkeit dahin. Sie hob das Baby hoch, und er erkannte, dass es ihr gemeinsames Kind war. Sein Herz hämmerte vor Sehnsucht, aber er wusste, dass es kein wirkliches Hellsehen, sondern nur eine verzweifelte Hoffnung war.
In meinem Herzen teile ich deinen Wunsch, entgegnete Felicia. Ich bete um eine Zeit, in der wir ihn gemeinsam wahr machen können.
Loryn ist ein erstaunlicher Mann, fuhr sie fort und brachte das Thema wieder auf das Geschäftliche, ein Bewahrer, der die anderen zur Unabhängigkeit ermuntert. Ich habe bei meinem Wetterprojekt seine volle Unterstützung. Eduin war die letzte Zeit hier, und er hat mir sehr geholfen. Vielleicht können wir schon morgen Abend das von ihm errichtete Gitter ausprobieren.
Sie schilderte, was sie zu erreichen hofften. Varzil war beeindruckt von der Schöpferkraft und Tiefe ihrer Arbeit. Barak hätte ihr das in diesem Umfang nie erlaubt, auch nicht den Einsatz ihrer beachtlichen Fähigkeiten.
Und deine Angstgefühle?, fragte er. Haben sie sich gelegt?
Sie verstummte für einen Moment. Ehrlich, ich weiß es nicht. Es gab so viel zu tun, so viele aufregende neue Dinge, dass ich nicht oft daran dachte. Bevor ich hierher kam, war mir mein Ehrgeiz nicht bewusst - man hatte mich zweifellos weder in Nevarsin noch in Arilinn ermutigt, ihm nachzugeben! Nach all den Jahren, die ich damit verbrachte, meine Herkunft zu verheimlichen, fiel es mir nicht leicht, mich und meine Fähigkeiten in das Zentrum meiner Aufmerksamkeit zu rücken. Bisweilen habe ich Angst, aber das liegt an der Verantwortung für die Leroni und am schieren Ausmaß dessen, was wir zu vollbringen versuchen. Wir stehen am Rand eines neuen Zeitalters, Liebster, und du und ich, wir sind Bestandteile seines Werdens.
Varzil schickte ihr einen Woge der Liebe und des Stolzes. Wenn du nicht zu müde bist, lass mich das Ergebnis eures Experiments wissen. Ich warte morgen Abend im Relaislabor.
Sei versichert, dass ich dir mitteile, ob wir Erfolg hatten - ach, eines noch: Ich habe eine hinreißende alte Redewendung gehört: »Deine Worte erhellen den Himmel.« Ich warte nur auf eine Gelegenheit, dir das zu sagen…
»Deine Worte erhellen den Himmel«, wiederholte Varzil, nachdem sie die Verbindung unterbrochen hatten. Ihre Gegenwart erfüllte ihn noch mit der Lieblichkeit des Sommermorgens. Er sehnte sich über alle Worte hinaus danach, sie unter diesem leuchtenden Himmel in den Armen zu halten.
Am nächsten Abend
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