Darkover 05 - Zandrus Schmiede
schlammverschmierte braune Stute herbei. Sie rollte mit den Augen, als Carolin ihre Zügel nahm, blieb aber stehen, damit er aufsteigen konnte. Nach Sonnensterns mächtigem Rücken erschien sie ihm schwach, kaum fähig, sein Gewicht zu tragen. Als er sie mit den Fersen berührte, setzte sie sich scheu in Bewegung.
Auch im Sattel konnte Carolin kaum erkennen, wie es um die Schlacht bestellt war. Er sehnte sich nach den Möglichkeiten des Wächtervogels, aber er konnte schließlich nicht gleichzeitig fliegen und kämpfen.
In diesem Moment führten die Überreste von Rakhals Armee einen letzten, verzweifelten Angriff durch. Sie warfen sich gegen Carolins Hauptstreitmacht, kämpften rücksichtslos, ungeachtet des Risikos.
Eine Zeit lang gerieten Carolins Wachen in ernste Bedrängnis. Sie sammelten sich und kämpften Rücken an Rücken. Carolin hielt die braune Stute fest im Griff. Erfüllt von Kampfesfieber und Entsetzen wieherte und tänzelte sie, riss hart an ihrer Trense.
Das Schlachtenglück wendete sich wieder, als der letzte Angriff abflaute. Carolins Männer gewannen an Boden, während Rakhals Haufen zurückwich, Schritt für blutigen Schritt, bis an den äußersten Rand der Hügelkuppe.
Nicht lange, und die schlimmsten Kämpfe waren vorbei. Hier und da fochten die Männer noch, aber die meisten Soldaten Rakhals waren geflohen oder hatten die Waffen weggeworfen und waren auf die Knie gesunken.
Carolin führte die kleine Stute auf die Kuppe und musterte das Schlachtfeld von oben. So viele waren gestorben - Männer und Tiere. Aus dem Bereich, in dem sich Haftfeuer und die blauen Laran-Flammen vermischt hatten, stieg noch immer sengender, schmieriger Rauch auf. Sie mussten dafür sorgen, dass auch das letzte bisschen des Teufelszeugs verbrannte.
Er rief dem nächsten Offizier zu: »Was ist mit Rakhal? Gefangen oder getötet? Wo ist Orain?«
»Vai dom, von beiden fehlt jede Spur, auch von Lord Lyondri.«
Geflohen? Das konnte nicht sein. Orain hätte Rakhal nie entkommen lassen, nicht solange er noch genug Atem und Kraft besaß, um das zu verhindern.
Carolin richtete sich in den Steigbügeln auf und hielt durch den Rauch nach dem flachsfarbenen Pferd Ausschau. Seine Augen brannten, und er wischte darüber, verschmierte Schweiß und Schmutz auf seinem Gesicht.
»Sucht sie!« Der Befehl kam grollend aus Carolins Kehle. »Sucht sie - sofort!«
Der Offizier, der sehr blass und jung wirkte, neigte den Kopf. Er spornte sein Pferd an und preschte zur Hauptstreitmacht der Armee.
»Mylord«, sagte der Anführer von Carolins Wachen, »wir haben das Feld erobert und erwarten Eure Befehle.«
Carolin nickte. Was Orain und Rakhal anging, konnte er im Augenblick nichts tun. Er musste ein Lager errichten, damit alles Erforderliche seinen Verlauf nehmen konnte, alles vom Nachzählen und Bestatten der Toten über das Ausheben der Latrinenanlage bis zur Versorgung der Verwundeten. Und er musste eine Botschaft an Hali schicken.
48
Es war erst früher Abend, aber die Dunkelheit brach schnell herein, als schwarze Wolken sich vor die Sonne schoben. Zwischen den Berichten, die er entgegennahm, und den Besprechungen mit seinen Offizieren schritt Carolin in seinem Zelt auf und ab, zu überreizt, um stillsitzen zu können. Die Verluste waren, obwohl schmerzlich, geringer ausgefallen als anfangs geglaubt. Rakhals Männer hatten von dem verheerenden Haftfeuer das meiste abgekriegt, sonst wäre der Schaden für Carolins Armee erheblich schlimmer ausgefallen. Aber auch so dröhnte ihm fast der Schädel, als er die Liste derer hörte, die auf dem Schlachtfeld geblieben waren.
Mikhail Castamir… Ranald Ridenow, dessen schnelle Reaktionen und Laran-Talente so vielen anderen das Leben gerettet hatten… Alaric, der güterlose Mann, der sich ihm am Kadarin angeschlossen hatte…
Bei jedem Bericht wappnete er sich dagegen, jene Namen zu vernehmen, die er am wenigsten hören wollte.
Orain… wo war Orain?
Weder ihn noch das flachsfarbene Pferd hatte man gefunden. Inzwischen war klar, dass Rakhal und Lyondri hatten fliehen können, zusammen mit ihren Leronyn. Carolin versuchte sich einzureden, dass Orain ihnen mit der kleinen Truppe unter seinem Befehl noch immer auf der Spur war.
Der treue, verlässliche Orain, der einst einen Eid auf Lyondri abgelegt und jetzt allen Grund hatte, seinen ehemaligen Herrn bis auf den Tod zu hassen.
Lyondris Tod? Oder Orains?
Nein, so dürfte er nicht denken. Er war ein König. Seine Männer blickten
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