Darkover 05 - Zandrus Schmiede
hält.«
Orain nickte grimmig, und Carolin erkannte, dass er es genauso sah. Orain kannte Rakhal von allen am besten.
Carolin gab Befehl, dass einige Reiter Orain begleiteten, und stellte seine Truppen so auf, dass sie bei der ersten Lücke in der Front sofort losschlagen konnten.
Kurze Zeit später ritten zwei Dutzend von Carolins Männern unter der Führung einer kleinen Gruppe Leronyn zum Hügel. Am Fuß der sanften Hänge bogen sie zu den steileren, felsigeren Schrunden ab. Carolin erspähte eine Wolke, dicht wie Rauch, die rasch aufstieg, um sie einzuschließen. Es konnte aber kein natürlicher Staub sein, denn das Erdreich war noch feucht.
Die Wolke blähte sich zur vielfachen Größe der angreifenden Gruppe auf. Gestalten tauchten auf, die verschwommenen Schemen von Reitern, jetzt keine zwei Dutzend mehr, sondern hundert oder mehr in strenger Formation, die den wirklichen Männern voranpreschten. Wimpel mit dem Blau und Silber der Hasturs flatterten hinterdrein. Carolin hatte diese Reiter schon einmal gesehen, es waren Rakhals eigene Leute auf der Flucht. Orain hatte das Bild als Spiegel benutzt, und diesmal eilten sie auf den verteidigten Hügel zu.
Eine Zeit lang hielten Rakhals Männer dem nahenden Angriff stand. Bogenschützen traten vor und sandten einen Pfeilhagel aus, nutzten die Höhe des Hügels zu ihrem Vorteil. Aber ihr Ziel war zu weit entfernt, sie schossen auf das Trugbild der vorauseilenden Soldaten und verfehlten die echten Reiter, die ihnen folgten.
Carolin konnte seine Reiter nicht sehen, aber er spürte, dass sie sich versammelt hatten und die Illusion vor ihnen hervorriefen. Noch während er hinsah, veränderten sich die Umrisse in der Wolke, sodass sie nicht mehr einer Kompanie lebender, atmender Wesen glichen. Die Pferdeköpfe verlängerten sich zu blassen, knochigen Schädeln, spitz zulaufend und reptilienhaft. Ihre Reiter wurden zu Skeletten, die ein teuflisches Feuer von innen heraus erhellte. Peitschen und Ketten, die in einem unnatürlichen Licht schimmerten, zuckten über ihren Köpfen durch die Luft. Zwischen ihnen bewegten sich die schlanken Schemen riesiger Hunde, deren Augen wie rote Kohle glühten.
Im Namen von Aldones, woher hatten Maura und die anderen diese grässlichen Bilder?
Um ihn herum murmelten seine Wachen Stoßgebete, gerichtet an den Herrn des Lichts, an den Heiligen Cristoforos, den Träger der Lasten der Welt, und sogar an Zandru, den Herrn der gefrorenen Höllen. Auch Carolin konnte einen Schauder des Entsetzens nicht unterdrücken, denn dies war kein gewöhnlicher Feind, sondern ein Albtraum aus den dunkelsten Urängsten des Menschen. Er folgte dem Beispiel seiner Wachen und bedankte sich stumm, dass das heillose Heer von ihnen fortpreschte und nicht auf sie zu.
Abscheu erfüllte Carolin, als hätte er etwas Unsauberes berührt und seine Seele beschmutzt. Er hielt sich daran, keine Laran-Waffen einzusetzen, aber wie leichtfertig hatte er dieser Verwendung psychischer Macht zugestimmt, dieser Verwirrung des Geistes von Menschen, die sich nicht davor schützen konnten. War das nicht genauso abstoßend, genauso furchtbar obszön wie Haftfeuer?
Ich habe keine andere Wahl. Es ist die einzige Möglichkeit, das Leben meiner Männer zu retten.
So dachten Könige und Generäle seit dem Zeitalter des Chaos, und so würden sie bis ans Ende aller Zeiten denken. Es gab immer gute Gründe. Die Menschen sagten: Nur noch diese eine Schlacht, nur noch dieses eine Mal.
Was für ein König werde ich sein, bei einem solchen Anfang?
Ein besserer König als einer, der seine Taten nie in Frage stellt, flüsterte es in seinem Geist, und Carolin spürte, dass Varzil ihm über die Schulter blickte und seine gedanklichen Worte mit einem Nicken unterstrich.
Es wird mehr nötig sein als die Entschlossenheit eines Einzelnen, um so etwas unmöglich zu machen, dachte Carolin.
Deshalb müssen wir es gemeinsam schaffen, du und ich, Burg und Turm. Aber erst musst du deinen Thron von Rakhal zurückgewinnen, der keine solche Vorbehalte hat.
Du hast Recht, mein Freund. Carolin richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die bevorstehende Schlacht. Sonnenstern schnaubte und bog den Hals.
Immer näher kam die Geisterarmee dem Hügel. Sie floss die steilsten Abhänge hinauf, ohne langsamer zu werden. Die Verteidigungslinie geriet an einem Dutzend Stellen in Unordnung.
»Haltet stand! Haltet stand!«, erklang Rakhals Stimme.
Orains Trupp verlangsamte sich und ließ die Zauberkräfte ihre
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