Darkover 05 - Zandrus Schmiede
zu ihm als Befehlshaber auf, wegen seiner unerschütterlichen Tapferkeit. Er war ihr Herz, ihr Schwert. Zweifel war ein Luxus, den sich nur gewöhnliche Menschen leisten konnten.
Er spürte Mauras Nähe, noch bevor die Wache vor dem Zelt etwas sagte. Dann hörte er ihre Stimme. Andere Stimmen gesellten sich zu ihrer, die einer weiteren Frau und zweier Männer. Die Zeltplane wurde angehoben. Alderic und Ruyven folgten Maura hinein, von Jandria gefolgt.
Mauras Gesicht war kalkweiß. Ihr Haar hing in schweißnassen Locken herab. Eine gezackte Brandspur bedeckte ihren Ärmel von der Schulter bis zum Ellbogen. Sie bewegte sich steif, schien aber unverletzt zu sein. Als sie Carolin sah, erstrahlte ihr ganzer Körper unter ihrem Lächeln. Er sehnte sich danach, sie in die Arme zu schließen.
Ruyven neigte den Kopf. Wie das Gesicht der anderen war auch seines aschfahl. »Ich bedaure, dass wir nicht früher kommen konnten.«
Carolin machte eine wegwerfende Geste. »Wie ist die Lage?«
Ruyven strich sich mit einer Hand das Haar zurück, eine Geste, die Carolin an Varzil erinnerte. »Wir haben sichergestellt, dass das Haftfeuer vollständig verbrannte, und uns nach Kräften bemüht, denen zu helfen, bei denen es noch in unserer Macht stand.«
Carolin wappnete sich und fragte: »Was ist mit Orain? Hat man ihn gefunden?«
»Von meinem Vater fehlt jede Spur«, sagte Alderic. An seiner Stimme und seiner Niedergeschlagenheit erkannte Carolin, dass er das Schlachtfeld vom einen Ende bis zum anderen abgesucht hatte, im Geiste wie mit seinen Augen, und dass er dabei mehr Tote gesehen hatte als die meisten Soldaten in ihrem ganzen Leben.
»Wir haben überall nach ihm gesucht«, sagte Jandria. »Er ist fort… genau wie Romilly.«
»Romilly wird vermisst?«, wiederholte Carolin. Sein Herz verkrampfte sich.
»Keiner von beiden ist unter den Toten«, sagte Ruyven, und Carolin fiel ein, dass er Romillys Bruder war. Wenn er und Alderic, die eine Turm-Ausbildung genossen hatten, sie nicht finden konnten, dann musste sie wirklich weit fortgerannt sein.
»Erst dachten wir, sie hätte vielleicht Trost in der Schwesternschaft gesucht, wie schon früher einmal«, sagte Jandria. »Doch seit der Schlacht hat sie niemand mehr gesehen. Wir befürchteten schon das Schlimmste, aber ihre Leiche haben wir auch nicht gefunden.«
»Ich wüsste es, wenn sie tot wäre«, sagte Ruyven und schüttelte den Kopf.
Also nicht tot, aber in den Wahnsinn geflüchtet, der aus zu viel Leid, zu viel Tod geboren wird.
Romilly glich in ihrem unschuldigen Vertrauen und der Großzügigkeit ihrer Liebe einer wilden Kreatur. Sie hatte den Verlust der Wächtervögel gespürt, als wären es ihre Kinder gewesen. Wie viel schlimmer und vernichtender musste der Tod Sonnensterns gewesen sein, den sie mit eigener Hand und ihrer ganzen Liebe trainiert hatte?
Es war zu viel für sie gewesen. Er hatte selbst immer mehr von ihr verlangt, damit Menschenleben gerettet werden konnten. War es selbstsüchtig von ihm gewesen, sie um seiner Sache wegen so sehr unter Druck zu setzen?
Wir müssen sie finden!
Maura blickte ihn unmittelbar an, ohne zu blinzeln. »Wir lassen sie nicht im Stich. Vielleicht ist ihr Geist zu verletzt und ihr Herz zu krank, um uns zu hören, aber wir werden nicht eher aufgeben, bis wir sie gefunden haben.«
Carolin nickte. Was Orain anging, so blieb ihm nichts anderes übrig, als auf Neuigkeiten zu hoffen.
»Mein Vater ist nicht auf dem Schlachtfeld geblieben«, sagte Alderic erneut. »Wir glauben, dass er mit seinen Leuten auf der Straße nach Hali sein dürfte, um Rakhal und Lyondri zu verfolgen.«
Carolin kniff den Mund zusammen. Ja, Rakhal würde zurück nach Hali fliehen, selbst in der Niederlage. Er war nicht der Typ, der den Luxus von Burg Hastur gegen die Wildnis hinter dem Kadarin eintauschte. Sollte er sich in der Stadt, die er einst mit brutaler Hand regierte, doch sicher wähnen. Erreichte er sie, bevor Orain ihn einholte, würde ihm das nur einen kurzen Aufschub gewähren.
»Begebt euch nun zur Ruhe, die ihr so reich verdient habt«, sagte er zu seinen Leronyn. »Wir werden hier alles Nötige in die Wege leiten und so bald wie möglich ebenfalls nach Hali reiten. Wenn Aldones uns hold ist, finden wir dort Orain mit Rakhal in seinem Gewahrsam oder in einem der Lager vor den Toren, wo er auf uns wartet.«
Jandria und die Männer zogen sich zurück, aber Maura blieb bei ihm. Er streckte die Hände aus, und sie kam zu ihm. Ihr Haar duftete
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