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Darkover 05 - Zandrus Schmiede

Titel: Darkover 05 - Zandrus Schmiede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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sich neben sie und schauderte bei dem Gefühl der Leere, der vollkommenen Abwesenheit eines Lebensfunkens. Es war nicht die Reglosigkeit ihrer Glieder oder das Schweigen ihres Herzens, das ihn berührte. Rings umher spürte er Energie - das langsame, geduldige Gras, die hellen Flecke von Insekten, das Zwitschern von Rabbithorns in ihren Löchern und das entfernte Gleiten einer Eule. Er hatte schon öfter Tod gesehen, sowohl den von Tieren als den von Menschen. Er war dabei gewesen, als sein Großvater seinen letzten schaudernden Atemzug tat. Die Macht und der Schrecken dieses geheimnisvollen Augenblicks suchten ihn immer noch in seinen Träumen heim.
    Aber das hier war etwas anderes. Er spürte eine Unvollständigkeit wie eine immer noch blutende Wunde. Das hier hatte nichts mit dem friedlichen Dahinscheiden seines Großvaters zu tun. Als er sein neu verstärktes Laran benutzte, konnte er die letzten Augenblicke dieser beiden Männer beinahe schmecken. Etwas davon war immer noch geblieben, die Tür zwischen Leben und Tod wurde offen gehalten durch den Schock ihres Sterbens.
    Ja, jetzt, wenn er sich konzentrierte, sah er, dass die Leere ein ungeheilter Riss war. Seine Vision wurde undeutlicher. Mit großer Anstrengung wandte er sich von dem verführerischen Drang ab, diesen beiden Männern zu folgen.
    Er sah keine Waffen, nicht die geraden Schwerter der Männer und auch nicht die gebogenen ihrer katzenhaften Angreifer. Metall war zu kostbar, als dass man es zurückließ. Er hoffte nur, dass nicht eines der Schwerter seines Vaters gegen ihn eingesetzt würde.
    Eiric war ebenfalls vom Pferd gestiegen und betrachtete den Boden in einem Kreis, den er immer weiter zog. »Der Boden hier ist zu fest, als dass wir etwas sehen könnten. Und Katzenwesen hinterlassen mit ihren weichen Pfoten nicht viele Spuren. Es würde ein Wunder von Aldones brauchen, um feststellen zu können, wohin sie gegangen sind.«
    »Oder etwas von Zandrus verfluchtem Glück«, murmelte ein anderer Mann.
    »Genau.« Eiric nickte. Er zeigte nach Norden, wo ein Hügel in einem schmalen Pass auf einen anderen traf. »Ich nehme an, die Katzenwesen haben sich in diese Richtung zurückgezogen. Es gibt hier überall Höhlen.«
    Stolpern über Steine und am Boden liegende pelzige Körper, den Hügel hinab, um Angriffe abzuwehren. Dünne Lippen, die von Reißzähnen zurückgezogen wurden. Ein zischender Schmerzensschrei. Laufen, weiterlaufen. Die Höhlen sind unsere einzige Hoffnung…
    Varzil zeigte nach Norden. »Harald ist dort.«
    Eiric nickte. Die Bewegung warf Schatten über seine zerklüfteten Züge. »Ja, wenn er die Gelegenheit hatte, sich in Sicherheit zu bringen, sollte er dort sein. Er ist einmal zu Mittsommer hier heraufgekommen. Und der junge Herr Ann’dra ist ihm gefolgt, erinnert Ihr Euch?«
    Varzil erinnerte sich, dass man ihm die Geschichte erzählt hatte. Er selbst war damals noch zu jung gewesen, um sich den Eskapaden seiner älteren Brüder anzuschließen. Er stand still und versuchte sich zu konzentrieren. Wenn er Harald irgendwie wissen lassen konnte, dass er hier und Hilfe unterwegs war…
    Die Zeit verging, aber es gab keine Antwort, nicht einmal mehr diese flüchtigen Kontakte. Wieder sagte Eiric etwas, riss Varzil damit aus seiner Konzentration, und sie stiegen den Hügel hinab. Hin und wieder hielt Varzil inne, um mit dem Geist nach seinem Bruder zu tasten. Er erhielt keine Eindrücke mehr. Nachdem er Haralds Geist einmal berührt hatte, war er jedoch sicher, dass er es wissen würde, wenn sein Bruder nicht mehr lebte. Es konnte auch andere Erklärungen für das Fehlen von Kontakt geben. Vielleicht war Harald bewusstlos oder so im Delirium des Fiebers versunken, dass er nicht mehr klar denken konnte. Wie auch immer, sie durften keine Zeit verlieren.
    Die Pferde bewegten sich unsicher über den felsiger werdenden Boden. Eirics Tier stolperte über einen losen Stein und brach in die Knie. Als es wieder hochkam, hatte es einen kleinen blutenden Schnitt, lahmte aber nicht. Ein anderer Mann gab Eiric sein Pferd.
    Danach gingen sie zu Fuß weiter und führten die Tiere. Sie bewegten sich langsamer und blieben zusammen. So tief in den von Höhlen durchzogenen Hügeln, in denen überall Katzenwesen lauern konnten, bestand ihr bester Schutz darin zusammenzubleiben.
    Die Zeit verging, und die Monde zogen weiter über den Himmel. Idriel ging unter. Die Nacht wurde dunkler und dann wieder heller, eine milchige Färbung am östlichen Horizont.

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