Darkover 05 - Zandrus Schmiede
sein Gesicht mit dem kantigen Kinn zeigte wenig Gefühle. Jandria grinste breit und knickste, und Maura nickte würdevoll. Ihre Haltung war nicht unfreundlich, sondern einfach reserviert. Varzil kannte solche Zurückhaltung von Turmarbeitern. Sein Geist streifte den ihren. Ihre Augen blitzten plötzlich auf.
»Varzil von Arilinn!« Sie streckte zwar nicht die Hand zum Gruß aus, aber ihre ganze Gestalt begann vor Freude zu leuchten. »Und Eduin! Selbstverständlich! Verzeiht, dass ich euch nicht erkannt habe!«
»Wir Euch auch nicht«, sagte Eduin freundlich. »Obwohl wir so oft über die Relais miteinander gesprochen haben.«
»Wir haben alle angenommen, dass Carlo ein paar seiner Saufkumpane aus der Stadt mitbringt.« Jandria grinste boshaft. »Nicht solche Gefährten! Ich hoffe, Ihr seid nicht zu wichtig, um zu tanzen, oder das ganze Fest wird so finster ausfallen wie bei den Cristoforos!«
Maura wandte sich Varzil zu und senkte schüchtern den Blick. »Wir sind auch entfernt miteinander verwandt, wusstet Ihr das? Meine Mutter war eine Ridenow. Als sie meinen Vater heiratete, empörte sich die Hälfte des Elhalyn-Clans, und dann haben sie die ganze Geschichte vertuscht. Sie hat es danach vorgezogen, möglichst wenig von ihrer Familie zu sprechen.«
Mit einem Kopfschütteln machte sie deutlich, was sie von diesen Dingen hielt. »Unser Vetter Ranald war letztes Jahr hier zu Besuch, aber diesmal werdet Ihr ihn wohl nicht treffen können.«
»Davon wusste ich nichts«, sagte Varzil. »Ich dachte… « Ich dachte, das alte Misstrauen zwischen Ridenow und Hastur hätte so etwas unmöglich gemacht.
»Wo ist mein Vetter Rakhal?«, warf Carolin ein und sah sich in der Menge von Dienern um, die nun das Gepäck ausluden und zum Haus trugen. »Ist er krank, oder warum ist er nicht hier, um uns zu begrüßen? Und Lyondri?«
»Oh!« Jandria verzog das Gesicht und hakte sich bei Carolin ein. »Sie sind drinnen und warten deinem Onkel auf. Als könnte der König ohne ihre Hilfe nicht einmal eine Entscheidung über das Menü fürs Abendessen treffen!«
»Essen!« Carolin drückte dramatisch die Hand auf den Magen. »Ich bin am Verhungern!«
Sie gingen weiter auf das Schloss zu. Maura setzte sich an Varzils Seite. »Ihr habt es vielleicht noch nicht gehört: Eure Schwester Dyannis ist gerade zu uns nach Hali gekommen, um ihre Ausbildung zu beginnen.«
Varzil freute sich. Sein eigener Kampf um die Erlaubnis seines Vaters hatte also unerwartete Frucht getragen. Ansonsten hätte Dom Felix Dyannis sicher zu Hause behalten, bis er einen angemessenen Ehemann finden konnte, der das Prestige der Familie erhöhte. Er hatte ein Bild von Türen vor Augen, die sich in alle Richtungen öffneten: Hastur und Ridenow als Verbündete, die Beilegung von Schwierigkeiten an Ratstischen anstatt in blutigen Fehden…
»Dyannis ist sehr begabt«, fuhr Maura mit dieser Direktheit fort, die so charakteristisch für eine Turmarbeiterin war. »Und wir können sie wirklich brauchen. Wir können es uns nicht leisten, jemanden mit Talent abzuweisen. Ist es in Arilinn nicht ebenso?«
»Man hat gerade beschlossen, dass Varzil zum Unterbewahrer ausgebildet werden soll«, erklärte Carolin, als sie die breite Treppe zum Schlosstor hinaufgingen.
»Tatsächlich?« Maura drehte sich zu Varzil um, die grauen Augen bewundernd aufgerissen. »Das sind wunderbare Nachrichten! Und Ihr, Eduin! Wir haben auch gehört, was für ein mächtiger Laranzu Ihr geworden seid.«
Aber kein Bewahrer. Noch nicht.
Varzil spürte die Bitterkeit in Eduins unbewachtem Gedanken.
Maura fuhr unbeschwert fort. »Carlo, was meinst du? Soll ich die Bewahrer fragen, ob Dyannis zu uns kommen darf? Dann können die Geschwister die Feiertage gemeinsam verbringen.«
»Es ist typisch für dich, Maura, so aufmerksam zu sein.«
»Und so diktatorisch«, neckte Jandria, »alles auf ihre eigene Weise zu arrangieren! Es ist gut, dass Frauen keine Bewahrer sein können, oder sie würde uns alle im Kreis tanzen lassen!«
»Janni!«, rief Orain mit der unbeschwerten Vertrautheit eines Verwandten. »Das war eine sehr unangemessene Bemerkung.«
»Oh, das stört mich nicht«, sagte Maura gut gelaunt. »Neue Zeiten sind angebrochen, und dass es noch nie weibliche Bewahrer gab, heiß nicht, dass es auch niemals welche geben wird. Was mich selbst angeht, liebe Pflegeschwester, bin ich mit der Gabe des Blicks vollkommen zufrieden.«
Das erklärte Mauras unschuldige Selbstsicherheit. Sie war nicht
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