Darkover 05 - Zandrus Schmiede
und dem Hof.
Carolin erspähte Eduin, der an dem Tisch stand, wo Getränke und Gebäck angeboten wurden. »Kommt«, sagte er und legte seine freie Hand auf die von Dyannis. »Ich werde Euch zu einem anderen guten Freund Eures Bruders eskortieren, dann habt Ihr zwei Tanzpartner, von denen keiner ein Küchenjunge ist.«
Ein seltsamer Ausdruck flackerte über Eduins Züge, als Carolin ihn grüßte, ein Augenblick der Verwirrung, vermischt mit Freude, als er Dyannis sah.
»Carlo versichert mir, es sei vollkommen angemessen, dass wir tanzen, selbst wenn wir uns gerade erst kennen gelernt haben, da Ihr und Varzil Bredin seid.« Sie benutzte das Wort in der Weise, dass es »Schwurbrüder« bedeutete, mit der höflichen Aussprache.
»Es tut mir Leid, Damisela - als wir am Tisch des Königs miteinander sprachen, dachte ich, Ihr wäret Lady Mauras Gesellschafterin aus dem Turm von Hali. Mir war nicht klar, dass Ihr dort selbst einen Platz habt.«
Dyannis störte sich nicht daran, dass er sie nicht für eine Leronis, sondern für eine Gesellschafterin gehalten hatte. »Woher hättet Ihr das auch wissen sollen? Ich bin erst seit kurzer Zeit in Hali. Ich habe noch nicht an den Relais gearbeitet und überhaupt noch keine andere Arbeit geleistet, als Botengänge für die Heiler zu erledigen. Es ist Maura zu verdanken, dass ich zum Fest hierher kommen konnte, um meinen Bruder zu sehen - und nun ist er leider in der Krankenstation von Hali, und wir sind hier und vermissen ihn. Prinz Carolin hat mir gesagt, dass Ihr drei zusammen in Arilinn studiert habt.«
»Wir sind Freunde, ja«, erwiderte Eduin so eifrig, dass Carolin wusste: Auch die letzte Spur von Ablehnung, die Eduin gegenüber Varzil empfunden haben mochte, war gerade ausgelöscht worden.
»Oh«, sagte sie, ließ Carolin los und legte die Hand auf Eduins. »Vielleicht war ich zu unverschämt und hätte warten sollen, dass Ihr mich auffordert. Ich war noch nie zuvor bei Hof, noch nicht einmal im Tiefland, und die Sitten und Gebräuche scheinen hier ganz anders zu sein. Ihr werdet denken, ich wäre nicht besser erzogen als ein Banshee!«
Eduin lachte - das glücklichste Lachen, das Carolin je von ihm gehört hatte. »Ich kann mir nichts Angenehmeres vorstellen, als von Euch zum Tanz gebeten zu werden.«
Als Carolin sich zurückzog, um weiter seinen Pflichten nachzugehen, war er ausgesprochen zufrieden mit sich, weil er seinen Freunden eine harmlose Freude gemacht hatte. Sie würden tanzen und ein wenig flirten und in einem Zehntag zu ihren jeweiligen Türmen zurückkehren. Das Einzige, was seine Zufriedenheit dämpfte, war, dass Varzil nicht hier sein konnte, um sie mit ihm zu teilen.
Varzil erschien zwei Tage später, und man sah ihm sein seltsames Abenteuer schon beinahe nicht mehr an. An diesem Nachmittag saß Carolin mit seinen Freunden im Wohnzimmer seiner Suite, das zu ihrem Treffpunkt geworden war. Er hatte den ganzen Morgen in den Cortes verbracht und seinen Onkel auf der Richterbank vertreten.
Es klopfte, und dann öffnete der Gardist Sean die Tür und ließ Varzil herein. Varzil trug dunkle, eng geschnittene Kleidung, die sowohl seine Schlankheit als auch seine helle Haut betonte. Er sah Carolins Blick und grinste.
Dyannis, die mit Eduin »Burgen« gespielt hatte, sprang auf und schlang ihrem Bruder mit einem Freudenschrei die Arme um den Hals. In diesem Augenblick verwandelte sie sich von der bescheidenen jungen Leronis zu einem übermütigen Kind. Er umarmte sie und wirbelte sie herum.
»Uff! Lass mich runter!« Sie wand sich aus seinen Armen und landete wieder am Boden. »Oder ich werde allen erzählen, wie du ausgesehen hast, als wir uns das letzte Mal begegnet sind!«
»Komm schon, quäle uns nicht«, sagte Jandria und zog die Brauen hoch. »Er hat dich abgesetzt, aber du musst es uns trotzdem sagen.«
Varzil lachte. »Vermutlich wie eine ersoffene Ratte. Oder wie eine erfrorene, ersoffene Ratte.«
»Oder wie eine halb gerupfte, schielende, im Mittwintermet ersoffene, gefrorene Ratte!«, warf Dyannis ein.
»Wie immer er ausgesehen hat, er ist wieder hier«, sagte Carolin herzlich. »Und wir sind froh darüber.«
Selbst Eduin grüßte Varzil mit ungewöhnlicher Wärme. Es war, dachte Carolin, als wäre die Gesellschaft ohne Varzil nicht vollständig gewesen und sie hätten dies nur bis zu seiner Rückkehr nicht erkannt.
Erst später fand Carolin Zeit für ein vertrauliches Wort mit seinem Freund. Er war wie erwartet beim königlichen
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