Darkover 05 - Zandrus Schmiede
seiner Rückkehr an den Hof gehalten wurde. Der Gardist ließ ihn mit einer Verbeugung durch den privaten Seiteneingang herein. Er hielt in der Tür inne und betrachtete diesen Raum, der einmal sein Audienzsaal sein würde. Er war sehr formell eingerichtet, hatte aber angenehme Proportionen und eine Reihe von Fenstern nach Osten hin. An diesem Vormittag war er sogar hell und warm genug für einen gebrechlichen alten Mann. Hier hörte der König Bittsteller an, nahm schriftliche Petitionen entgegen und entschied über andere Dinge, die seine Berater ihm vorlegten. Früher einmal hatten diese Audienzen häufig stattgefunden, manchmal täglich, aber in den letzten zehn Jahren waren sie immer seltener geworden, und die meisten Angelegenheiten wurden Untergebenen überlassen.
Auch das wird sich ändern, nun, nachdem ich zurückgekehrt bin.
Carolin erinnerte sich daran, als Junge zusammen mit Rakhal hierher gekommen zu sein. Sie hatten sich zu den anderen Adligen gesetzt, um die Staatskunst zu lernen. Die Mischung aus Staub und Möbelpolitur, die in der Luft hing, ließ diese Erinnerungen noch lebhafter werden. In jenen Tagen war ihm alles einfach vorgekommen - sein Platz in der Welt, die vernünftigen Entscheidungen seines Onkels, seine Ansichten darüber, was gerecht und richtig und was falsch war und wie es bestraft werden musste. Rakhal war sein Vetter und Spielgefährte gewesen und würde eines Tages sein treuer Berater sein. Falls es dunklere Unterströmungen und verborgene Manöver gegeben hatte, dann hatte Carolin sie zumindest nicht bemerkt. Aber er konnte nicht wieder zu diesen unkomplizierten Zeiten zurückkehren. Er war jetzt ein Mann, ein Prinz, bereit, seinen Platz in der Welt einzunehmen. Er musste lernen, wie einer zu denken und zu handeln. Die Ferien in Arilinn waren vorüber.
Der Page, der ihm überallhin folgte, war ebenfalls in der Tür stehen geblieben. Carolin wollte dem Jungen bedeuten, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, dann nahm er sich zusammen. Er hatte schnell vergessen, wie es war, stets von Dienstboten umgeben zu sein. Er ging zu dem Halbkreis von Stühlen an dem polierten Tisch und stellte sich hinter seinen üblichen Platz rechts vom erhöhten Sitz des Königs.
Minuten später kamen Bittsteller, Höflinge und Zuschauer in den Saal und nahmen entsprechend ihren Rängen ihre Plätze ein. Comyn saßen in einem eigenen, abgetrennten Bereich ganz vorn, und dort entdeckte er jetzt auch Lady Liriel Hastur. Gewöhnliche Leute standen. Unter ihnen war auch ein Richter von den Cortes und Vertreter des Stadtrats sowohl von Hali als auch von Thendara.
Ein paar Minuten später schlurfte der alte Elhalyn-Lord herein, der schon vor Carolins Geburt Felix’ oberster Berater gewesen war, und nahm den Platz zur Linken des Königs ein. Der einzige verbliebene Platz befand sich zu Carolins Rechter, einen Stuhl entfernt vom König.
Begleitet von den stampfenden Schritten der Gardisten betrat nun König Felix den Saal. Er bewegte sich steif, aber würdevoll. Rakhal folgte einen Schritt hinter ihm, seinerseits gefolgt von einem Schreiber, der mit Pergamentrollen und Papieren beladen war. Rakhal legte dem König eine Hand unter den Ellbogen, um ihm auf seinen Platz zu helfen. Als Felix bequem saß, verbeugten sich alle feierlich.
Rakhals Blick schoss zu Carolin, seine Miene undurchschaubar. Carolin bemerkte den Augenblick des Zögerns, bevor sein Vetter auf den leeren Platz zuging.
»Mein Junge«, sagte Felix und tätschelte Carolins Hand. »Wie schön, dass du wieder hier bist.«
Gut, dachte Carolin. Der König war heute früh aufmerksam. Die Schwäche der Tage zuvor musste etwas Vorübergehendes gewesen sein.
»Es ist schön, wieder zu Hause zu sein.«
Die weiteren Höflichkeiten waren schnell ausgetauscht. Rakhal sagte: »Wir müssen rechtzeitig fertig werden, damit wir Seine Majestät nicht überanstrengen.« Er bedeutete dem Schreiber, die Dokumente vor ihn zu legen.
Carolin warf einen Blick zu Lord Elhalyn, der als oberster Berater immer derjenige gewesen war, der König Felix die Tagesordnung vorlegte. Der alte Lord schien sich irgendwie nicht so recht wohl zu fühlen. War etwas geschehen? Hatte irgendein Skandal ihn die Gunst des Königs gekostet?
Die Sitzung wurde feierlich eröffnet, und alle verbeugten sich. Rakhal griff nach der Rolle mit der Tagesordnung und präsentierte sie dem König, der nickte, um deutlich zu machen, dass er diese Fälle anhören wollte.
Der erste
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg