Darkover 05 - Zandrus Schmiede
Tagesordnungspunkt war der Vorschlag, den Wiederaufbau des Turms von Tramontana zu finanzieren. Carolin glaubte, dass nicht einmal König Felix es wagte, Liriel warten zu lassen, während geringere Angelegenheiten besprochen wurden - nicht, solange sie hier in der ersten Reihe saß, mit geradem Rücken, die Hände präzise im Schoß gefaltet. Nicht ein einziger Aspekt ihrer Kleidung und Haltung war einer Dame ihres Rangs, Comynara und Hastur, unangemessen. Schon durch ihre Anwesenheit verlieh sie der Anhörung eine gewisse Feierlichkeit.
Am Abend zuvor, als Carolin nach dem letzten Becher Wein noch bei seinem Onkel und Rakhal gesessen hatte, hatte er das Thema des Turms angeschnitten. Nur wenige wichtige Entscheidungen wurden wirklich während öffentlicher Sitzungen getroffen. Rakhal hatte bereits von dem Vorschlag gewusst.
»Als Tramontana fiel, haben wir wertvolle Hilfsmittel verloren.« Carolin brachte seine Argumente Punkt um Punkt vor und beobachtete den König vorsichtig, ob er es auch verstand. »Nun ist die Kommunikation mit den Hellers unzuverlässig geworden. Es würde nicht viel brauchen, um uns vollkommen abzuschneiden oder die Geschwindigkeit von Botschaften wieder auf das Tempo eines Pferdes zu reduzieren.«
»Wir brauchen dort tatsächlich unbedingt einen Außenposten«, sagte Rakhal und rutschte unruhig auf dem Sessel hin und her. »Aber die Relais sind unser geringstes Problem. Je mächtiger Hastur wird, desto verzweifelter sind unsere Feinde. Wir müssen unsere Verteidigungsmöglichkeiten erweitern, und das bedeutet Türme unter unserer Herrschaft.«
»Ich weiß nicht, was aus der Welt geworden ist«, sagte Felix kopfschüttelnd. »Alte Türme, neue Türme mit dem gleichen Namen. Es ist alles so verwirrend. Ich verstehe nicht, warum die Dinge nicht bleiben können, wie sie sind.«
»Genau das versuchen wir zu erreichen, Euer Majestät«, sagte Rakhal in beruhigendem Tonfall. »Wir werden einen neuen Turm an dem gleichen Ort errichten, sodass es wieder ist, wie es war.«
»O ja, dann ist es ja gut.«
Danach sagte Carolin: »Ich glaube nicht, dass die Leronyn, die den Vorschlag gemacht haben, einen militärischen Außenposten oder eine Haftfeuer-Fabrik im Sinn hatten; sie suchten nur einen Ort, um neue Schüler auszubilden und friedliche produktive Arbeit zu leisten.«
»Sie werden tun, was immer wir befehlen«, erklärte Rakhal lächelnd. »Selbstverständlich im Namen des Königs.«
»Ich habe in einem Turm gelebt«, erinnerte Carolin ihn, »und ich würde die Unabhängigkeit und Findigkeit der Leronyn nicht so leicht abtun. Ihre Disziplin ist so gut wie die eines Soldaten, und sie sind auch keine dummen Bauern, die man auspeitschen kann, wenn sie nicht gehorchen. Ich halte es für unklug, beim König solche Erwartungen zu wecken. Die Türme sind eine Macht aus eigenem Recht. Wenn wir ihnen nicht diesen Respekt und die Selbstverwaltung lassen, könnte ein Tag kommen, an dem wir keine Wahl mehr haben.«
»Was, sollen wir etwa für den Wiederaufbau eines Turms zahlen und nichts als Gegenleistung verlangen?«
Carolin schüttelte den Kopf. »Im Gegenteil, ich möchte, dass der Turm frei ist, das zu tun, was dort am besten getan werden kann.«
Nach nur kurzer Diskussion las König Felix die Erklärung laut vor, in der er das Projekt genehmigte. Liriel in der ersten Reihe des Comyn-Bereichs sah Carolin an und nickte dann beinahe unmerklich. Sie war ihm vielleicht im Gegenzug einen Gefallen schuldig, aber er bezweifelte sehr, dass das blinden Gehorsam einschloss.
Die nächsten Dokumente schienen Routine zu sein, Angelegenheiten, die bereits besprochen waren und zu denen nun nur noch die offizielle Genehmigung des Königs verkündet werden musste. Dann jedoch kam es zu einer heftigen Diskussion über einen Zolldisput zwischen den Städten Hali und Thendara. Dieses Thema war Carolin nicht vertraut, und er hörte interessiert zu, als die beiden Vertreter ihre Argumente vortrugen. Hali berief sich auf einen obskuren Präzedenzfall, den Thendara nicht anerkennen wollte; die Stadt berief sich stattdessen auf das Urteil eines Cortes-Richters.
»Wir müssen das Wohlergehen beider Parteien im Auge behalten«, erklärte der Richter. »Beide haben hier ein Interesse. Die Frage ist, ob dieser Präzedenzfall ausreicht, um diesen zwingenden Antrag auf Wiedergutmachung auszugleichen.«
»Die Sache ist doch klar«, sagte der Vertreter von Thendara mit einem Blick zu Rakhal. »Wir können nicht gestatten,
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