Darkover 05 - Zandrus Schmiede
König einen Handel mit seinem Volk abgeschlossen, selbst wenn das nie gesetzlich festgelegt worden war. Der König hatte zweifellos das Recht zu verlangen, was immer er wollte, oder genauer, was seine Soldaten erzwingen konnten. Aber war es gerecht? War es ehrenvoll? War der König nicht verpflichtet, eine kurzfristige Maßnahme neu zu bedenken, wenn die Situation sich geändert hatte?
»Ich stimme dem Präzedenzfall nicht zu«, sagte Carolin. »Seine Majestät hat den ursprünglichen Zoll unter bestimmten Umständen festgelegt. Ich kann nicht erkennen, dass diese Umstände heute noch bestehen. Das Wichtigste ist jedoch, das Getreide zu den Leuten zu bringen, die es am meisten brauchen. Niemand sollte vom Hunger oder der Hilflosigkeit eines anderen profitieren.«
Leise, sodass nur Carolin es hören konnte, sagte Rakhal: »Bei einer solchen Position, Carolin, werden unsere Schatzkammern bald leer sein. Was glaubst du wohl, wie wir unsere Soldaten bewaffnen oder für unsere Gesellschaften bezahlen, wenn nicht durch Zölle und Steuern?«
»Das mag stimmen, aber ob es weise ist, ist eine ganz andere Sache.« Carolin hatte zu viel Zeit auf den Straßen verbracht, sowohl hier in Hali als auch in Arilinn, um den Zorn des Volks so leicht abzutun.
»Ich fürchte, dein Aufenthalt in Arilinn hat bewirkt, dass du dich zu leicht beeinflussen lässt«, sagte Rakhal, stützte sich auf den Ellbogen und wendete den Zuhörern ein lächelndes Gesicht zu. »Du solltest dich mehr um die Meinung des Königs kümmern und weniger um das Gesindel da draußen. Es ist ihre Pflicht, uns zu geben, was wir brauchen, nicht die unsere, unsere Ziele in Frage zu stellen, weil wir ihre bedenken müssen. Ich erinnere dich an deinen Geschichtsunterricht. Es gibt einen guten Grund, wieso wir Comyn herrschen und dieses blinde Vieh gehorcht.«
Carolin starrte ihn an. Wie alle gebildeten Leute seiner Generation hatte er die schlimmsten Exzesse der Zeit des Chaos studiert, die Laran-Zuchtprogramme und die seltsamen und schrecklichen Gaben, die sie produzierten. Comyn waren in ihren Luftwagen geflogen, wohin immer sie wollten, ihre Herrenhäuser wurden von Laran geheizt und beleuchtet, und ganze Kreise dienten nur dem Zweck, Tiere für ihre Launen oder ihr Vergnügen zu formen. Bis jetzt hatte er allerdings wenig darüber nachgedacht, wer für all dies gezahlt hatte und wie viele Menschen schwer arbeiten mussten, damit wenige in Luxus leben konnten. Er fand keine Entschuldigung dafür, außer Unwissen und der Unachtsamkeit der Jugend.
Gegen beides kann ich etwas tun, sagte er sich und fragte sich, ob man das Gleiche auch von Gier behaupten konnte.
17
Am Abend des Mittwinterfests erstrahlte die große Halle im Hastur-Schloss von tausend Lichtern. Es gab Girlanden aus grünen Zweigen mit Bändern und Winterbeeren, die die Luft mit ihrem süßen Duft erfüllten. Den ganzen Tag schon hatten sich die köstlichen Düfte von Gewürzbrot und Nusskuchen aus den Backöfen mit denen des Ochsen gemischt, der im Hof über einer offenen Grube gebraten wurde. Das Festessen begann am frühen Nachmittag mit dem Segen des Königs. Als Erste begaben sich die Angehörigen der königlichen Familie auf ihre Plätze an den Festtischen, dann die anderen Hastur-Verwandten und schließlich die versammelten adligen Gäste und Höflinge, um die alten Worte zu hören.
Carolin dachte, dass sein Onkel seit Jahren nicht mehr so lebhaft gewirkt hatte. Vielleicht lag es daran, das Felix Hastur heute nicht nur für sich selbst sprach, sondern als Inkarnation, als der Abkömmling des ersten Hastur, Sohn eines Gottes, der um der Liebe einer Frau willen Menschengestalt angenommen hatte.
An einigen Orten wurde die Rolle der Gesegneten Cassilda von einer Frau aus dem Haushalt gespielt, die neben ihrem Mann stand, als Herrin und Herr des Lichts. Gemeinsam verkörperten sie den uralten Kreislauf von Licht und Dunkelheit, Winter und Frühling, Ruhe und Aktivität, Geburt und Tod. Es hieß, in den Türmen gäbe es eine andere Art von Jahresende-Fest mit Kireseth und allen möglichen Ausschweifungen. Da er noch keinen Mittwinter in einem Turm verbracht hatte und das wohl auch nicht tun würde, würde Carolin das nie herausfinden.
Hier gab es selbstverständlich kein skandalöses Verhalten, obwohl neun Monate nach dem Mittwinterfest immer genug Kinder zur Welt kamen. Dennoch, so etwas wie eine Aura umgab den alten König, als er die Hände hob und die alten Worte sprach. Seine sonst so dünne
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