Darkover 05 - Zandrus Schmiede
wollte, dass deine Schwester ganz alleine dasitzt, wenn selbst ein blinder Narr sehen konnte, wie gerne sie tanzen wollte. Tadelst du auch mich dafür? Sie hat viel Spaß hier, und Eduin ebenfalls. Und alles geschieht in vollkommener Öffentlichkeit, also, was soll es schon schaden? Oder traust du ihr so wenig, dass du ihre Ehre jeden einzelnen Augenblick bewachen musst?«
Varzil zog sich langsam von der Tanzfläche zurück und schüttelte den Kopf. »Ich will nicht… du würdest das nicht verstehen.«
»Spielst du etwa auf diese alte Fehde zwischen euch an?«, wollte Carolin wissen und folgte ihm. »Nur, weil er sich schlecht benommen hat, als du nach Arilinn kamst? Er hat mir schon ein Dutzend Mal gesagt, wie Leid es ihm tat und wie er sich seitdem angestrengt hat, es wieder gutzumachen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so nachtragend bist, Varzil, vor allen Dingen nicht so sehr, dass es deiner Schwester am Mittwinterfest Kummer macht.«
Varzil wandte sich ab und ging weiter, bis er an der Gruppe älterer Lords und Junggesellen vorbei war, die am Rand des Saals standen. Schließlich blieb er in einer abgelegenen Ecke stehen. Seine Schultern hoben und senkten sich mit jedem angestrengten Atemzug. Carolin folgte ihm in einigem Abstand und beobachtete ihn. Nach einiger Zeit ging er zu ihm und legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter.
Er ist krank gewesen, und er ist weit weg von zu Hause. Irgendwann werden Eduin und er die Vergangenheit begraben, aber ich kann es unter diesen Umständen nicht erzwingen. »Es tut mir Leid«, sagte Carolin. »Ich hätte beinahe einen Streit provoziert, und das will ich nicht. Genießen wir den Feiertag in guter Freundschaft.«
Ein Schauder durchzuckte Varzils schlanke Gestalt. »Du hast Recht, wie immer. Vor zwei Tagen haben wir noch davon gesprochen, dass die Menschen friedliche Wege finden müssen, um ihre Streitigkeiten zu bereinigen. Und jetzt hätte ich Eduin beinahe die Nase eingeschlagen.« Er zwang sich zu einem Lachen. »Ich sollte es besser wissen und nicht versuchen, Streitigkeiten auf der Tanzfläche zu bereinigen.«
»Nun, wenn du unbedingt willst«, sagte Carolin in unbeschwerterem Ton, »könntest du ihn ja beim Schwerttanz herausfordern. Du weißt schon, wer kann weiter springen oder höher treten oder öfter herum wirbeln ohne umzufallen?«
»In meinem Zustand würde er schon die erste Runde gewinnen, selbst wenn er lahm und blind wäre. Nein, ich sollte die Angelegenheit lieber auf sich beruhen lassen.« Trotz seiner Worte sah Varzil jedoch nachdenklich aus, und seine Miene war verschlossen.
Carolin fürchtete, dass sein alter Freund sich früh vom Fest zurückziehen würde, und schlug vor, sie sollten Maura und Jandria zum nächsten Tanz auffordern. Zu seiner Überraschung stimmte Varzil zu.
Die Tänze wurden immer lebhafter und weniger geordnet, und es gab viele Möglichkeiten für die Paare zu Augenkontakt und vielleicht sogar zum Rauben eines Kusses. Aber wie es der Zufall wollte, war der nächste Tanz schicklich genug, um selbst die strengste Anstandsdame zufrieden zu stellen. Maura trippelte an Carolins Seite durch die Figuren. Jandria war ungewöhnlich redselig. Als die Musiker die Akkorde für die abschließenden Höflichkeiten anstimmten, lächelte sogar Varzil.
Carolin brachte Maura zurück zu ihrem Platz und blieb einen Moment dort. Sie warf einen Blick zurück zur Tanzfläche, wo Varzil und Jandria sich immer noch angeregt unterhielten.
»Varzil sieht besser aus«, sagte Maura. »Als er herunterkam, dachte ich einen Augenblick… gibt es einen alten Streit zwischen ihm und Dyannis? Sie ist, was man in Venza stur nennt, und nach dem, was du mir über die Umstände seiner Aufnahme in Arilinn erzählt hast, nehme ich an, er ist nicht nachgiebiger. Das führt nicht immer zu harmonischem Familienleben.«
Also hatte auch Maura die Uneinigkeit gespürt. Carolin lächelte und dachte, dass einem gesenkte Stimmen in der Nähe von Telepathen nicht viel halfen, was Vertraulichkeit anging. Er sagte: »Ich glaube, es hat mehr damit zu tun, dass Varzil entdeckt, dass seine kleine Schwester eine erwachsene Frau ist und fähig, ihr eigenes Vergnügen zu finden.«
»Selbstverständlich!«, sagte Maura nachdrücklich. »Das erwarte ich auch, denn sie hat die Begabung und den Ehrgeiz, in einem Turm gute Arbeit zu leisten, statt zu Hause zu sitzen, Socken zu flicken und Kinder zur Welt zu bringen.« Sie legte den Kopf schief und warf einen Blick auf Varzil und
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