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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Höflichkeit.
   Heute würden sie die größten Steine anheben, um eine Kammer zu vervollständigen, die als Matrix-Labor dienen sollte. Es würde eine lange, erschöpfende Sitzung werden, bei der ihnen wenig Kraft für irgendwelche Irritationen blieb.
   Im Cedestri-Turm gab es eine lange Tradition, sich bei der Bildung eines Kreises an den Händen zu fassen. Dyannis fand die körperliche Berührung anfangs ein wenig störend, gewöhnte sich aber schnell daran. Diese Menschen hatten schon genug psychische Schäden davongetragen, es würde ihr nicht weiter schwer fallen, sich in diese Vertraulichkeit einzubinden. Varzil, als Bewahrer des Kreises, schien es so oder so nicht zu stören.
   Dyannis schloss die Augen und richtete den Blick nach innen auf das Bild eines offenen Himmels. Sie wusste aus langer Erfahrung, dass das der beste Weg war, leichte Irritationen, die ein Hindernis für den Kreis bilden konnten, zur Seite zu schieben. Dann stellte sie sich als Falke vor, der weit die Schwingen ausbreitete, um sich vom leichtesten Luftzug davontragen zu lassen.
   Der Wind erfasste sie, hob sie an, trug sie aufwärts…
   Ihr Herz machte einen Sprung angesichts der schieren Freude des Schwebens. Von einem Pulsschlag zum nächsten spürte sie, wie sie unter Varzils unfehlbarer mentaler Kontrolle eine Verbindung mit dem übrigen Kreis einging.
   Ein Gefühl von Recht und Ordnung durchflutete sie. Sollte sie Bewahrerin werden, würde es sich für sie so anfühlen.
   Falls sie eine wurde .
   Sie spürte, wie Varzil die Laran -Kraft des Kreises bündelte, sie leicht und geschickt formte, spürte die Grobkörnigkeit des ersten Steins, das anhaltende Brummen und Meißeln bei seiner Herstellung, den ihm innewohnenden Geschmack und sein Gewicht.
   Luft… Stein… atmen… ein und aus und hoch… Es war so natürlich wie der Rhythmus ihres eigenen Körpers. Sie gab ihre ganze Kraft in den geistigen Verbund.
   Langsam hob sich der Stein. Ihr Verstand spürte es als eine Anzahl sich überlappender Bilder, winziger Materieteilchen, die durch die Leere wirbelten, Kugeln schimmernder Macht, die sich im größeren Feld des Laran bildeten und wieder bildeten. Sie hielt den Stein und lotste ihn so, dass er an seiner exakten Position zum Stillstand kam. Es kostete sie nicht die geringste Mühe. Gewicht und Größe zählten nicht mehr, einzig die Macht, die durch ihren Geist strömte. In diesem Augenblick fühlte sie sich so stark wie ein Gipfel der Hellers, ihre Berührung erschien ihr so stetig und doch so flüssig wie klares Wasser.
   Luft… Stein… Feuer… Wasser… Jedes Element trug zum Restlichen bei und brachte alles ins Lot, Teile eines vollkommenen Ganzen. Luft und Stein tauschten den Platz wie Tänzer, die eine komplizierte Figur durchliefen, aber es lief immer auf das Gleiche hinaus. Nichts wurde hinzugefügt oder weggenommen, nichts aufgebürdet oder erzwungen. Alles war so, wie es sein sollte.
   Der nächste Stein hob sich auf ihren stimmlosen Befehl hin. Sie verlor jedes Zeitgefühl, schwebte zwischen Himmel und Erde, formte die Bande zwischen ihnen. Eine Stunde mochte verstrichen sein, oder eine Ewigkeit. Der freudigen Energie schienen keine Grenzen gesetzt zu sein.
   Doch dann kam der Augenblick, an dem sie spürte, dass der letzte Stein an seinen Platz glitt. Das gesamte Bauwerk brummte wie eine Rryl , die unter den Händen eines Meistermusikers zum Leben erwacht. Der Turm war ursprünglich durch Laran erbaut worden, und die Energiesignatur war geblieben. Das Körperliche und das Geistige schwangen in Harmonie miteinander.
   Schluss. Hört jetzt auf .
   Die Worte hallten mit einer Stimme durch ihren Geist, die nicht die ihre war. Sie schauderte, sich jäh ihrer individuellen Getrenntheit bewusst, der Hülle aus zerbrechlichem Menschenfleisch. Ringsum löste sich die Einheit des Kreises auf.
   Dyannis holte tief Luft und öffnete blinzelnd die Augen. Ihre Finger fühlten sich steif an, weil sie auf der einen Seite Varzils Hand und auf der anderen Earnans gehalten hatte. Als sie den Blick hob, sah sie das fertige Dach des Turms, den schwebenden Bogen aus ihrer Vision.
   Earnan stieß einen Freudenschrei aus. Varzil wandte sich an Dyannis, ein Lächeln in den grauen Augen. Die Welt verschwamm an den Rändern ihres Gesichtsfelds. Sie beugte sich vor und fürchtete, sie könnte die Schande erleben, in Ohnmacht zu fallen. Jemand eilte mit einem Tablett voller Speisen,

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