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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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sich, und dann schlaf einfach…
   Halb kriechend, halb stolpernd bewegte er sich auf die flackernde Fackel zu. Die wenigen Türen, an denen er vorbeikam, waren fest verschlossen. Er suchte nach einem Torbogen, einer Nische, irgendetwas, was ein wenig Schutz bieten konnte. Er fand nichts, aber das zählte nicht wirklich. Die Nacht war nicht so kalt. Der Wind war nicht viel mehr als eine leichte Brise. Sein Körper kam ganz von selbst unter einem vorspringenden Giebel zur Ruhe. Aus den Augenwinkeln heraus sah Eduin, wie die Fackel zu spucken begann und dann ausging.
   Dunkelheit verschlang ihn.

»Du da!« Finger gruben sich in seinen Arm, Hände zogen ihn hoch.
   Er blinzelte in die unerwartete Helligkeit. Eine Fackel erhellte die Nacht. Ein Mann hielt diese Fackel, während ein anderer ihn auf die Beine zerrte. Er schnappte nach Luft und atmete den säuerlichen Geruch von Erbrochenem ein. Der Wind blies in grausamen Böen, schnitt durch seine Kleidung, brannte auf seiner Haut.
   »Bah!«, schnaubte der Mann, der ihn festhielt, angewidert. »Er stinkt zum Himmel!«
   »Er ist keine Gossenratte.« Der zweite Mann war ein wenig näher gekommen. »Sieh dir seine Kleidung an.«
   Eduin bemerkte die Abzeichen an ihren Umhängen, die Schwerter am Gürtel, die gewichsten Stiefel, das präzise geschnittene Haar.
   Stadtwachen. Bei Zandrus siebter Hölle!
   »Er ist nur ein armer Teufel, der mehr getrunken hat, als ihm mit tut«, sagte der zweite Mann und hob die Fackel noch höher. »Bringen wir ihn rein, bis er wieder nüchtern ist.«
   »In Ordnung«, erwiderte der erste. Er drehte Eduin um und schob ihn in Richtung des Wachhauptquartiers.
   In beinahe instinktivem Entsetzen erstarrten Eduins Muskeln.
   Der Wachmann hatte keinen Widerstand erwartet. »Heh, du kannst nicht einfach gehen. Du wirst dich zu Tode frieren!«
   Eduin drehte sich um und rannte. Irgendwie brachte er seine Beine dazu, ihm zu gehorchen. Er rannte weiter auf die dunklen Gassen zu. Seine einzige Hoffnung war Flucht, und er klammerte sich daran wie an eine Rettungsleine. Jahre des Verbergens, des heimlichen Umherschleichens führten ihn. Die Wachen riefen ihm hinterher, er solle stehen bleiben, aber er rannte weiter, stolperte um Ecken, spürte kaum den Biss des Windes oder den Aufprall, wenn er gegen eine Wand stieß.
   Schließlich kam er am Ende einer Reihe gewundener Gassen zum Stehen, knietief in Müll und schmutzigem Schnee. Mit brennender Lunge lehnte sich gegen eine Wand aus grob behauenen Steinen und spitzte die Ohren. Augenblicke vergingen, gemessen mit seinem langsamer werdenden Pulsschlag. Er hörte nur normale Nachtgeräusche, das Knarren von Holzbalken, das Schnüffeln eines Hundes, der im Müll wühlte, das Schnauben eines Pferdes, das aus dem Schlaf erwachte.
   Es dauerte nur ein paar Minuten, bis die Wärme, die sein Körper wahrend der kurzen Flucht aufgebaut hatte, wieder verschwunden war. Er begann zu schaudern, er hatte keinen Umhang und keinen anderen Schutz. Der Wind fegte durch die Gasse, und sein Heulen klang unheimlich, wie der Ruf eines der riesigen Banshee-Vögel des Hochlandes. Dieses Heulen schien ihm zu folgen.
   Die Wachen hatten Recht gehabt. Er würde in einer solchen Nacht hier draußen sterben.
   Er war immer noch betrunken genug, dass der Alkohol den Zwang ein wenig dämpfte, aber das genügte nicht, um seinen Geist vollkommen zu verwirren. Er verließ die Grabeskälte der Gasse und versuchte, sich zu orientieren. Tatsächlich war er nicht weit von dem Stall entfernt, in dem er gearbeitet hatte. Mit ein wenig Glück würde er sich hineinschleichen können.
   Die Seitentür knarrte, als er sie öffnete, aber niemand bemerkte es. Die Luft war warm, und es roch nach Futter und Tieren. Eins der Pferde schreckte auf, und zwei andere verlagerten unruhig das Gewicht, als er vorbeikam. Er tastete sich durch die Dunkelheit und entdeckte eine der Boxen, die er zuvor ausgemistet hatte. Das Pferd war eine alte weiße Stute, sanft und zahm. Sie wieherte leise, als er das sauberste Stroh in einer Ecke aufhäufte und sich darin vergrub.
   Graues, gefiltertes Licht fiel in den Stall. Pferde stampften und Eimer klapperten. Eduins Kopf dröhnte, und sein Mund fühlte sich geschwollen an. Sein Hemd war größtenteils trocken, aber es roch nach Bier und Erbrochenem. Er reinigte sich, so gut er konnte, mit sauberem Stroh. Die weiße Stute beobachtete ihn aus sanften, dunklen Augen,

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