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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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später einzutreffen als spätabends und erschöpft.
   Sie war sich ihrer Beweggründe nicht sicher. Anfangs war sie geradezu versessen darauf gewesen, Hali zu verlassen. Wenn sie schon den Turm und alle, die mit diesem Leben zusammenhingen, verloren hatte, war es besser, sofort abzureisen, statt noch länger dort zu verweilen. Nachdem sie sich einmal entschlossen hatte, Taten sprechen zu lassen, konnte sie Müßiggang nicht mehr ertragen.
   Als die Tage vergingen und sie Meile um Meile zurücklegten, waren die Gedanken daran gewichen, was sie zurückließ, an den Schmerz und die Freude, die Freundschaften, die zutiefst befriedigende Arbeit. Sie begann, sich damit zu befassen, was vor ihr lag.
   Sweetwater. Ihr Zuhause .
   Sie hatte noch nicht viel darüber nachgedacht, was sie bei ihrem Eintreffen tun würde. Sie war auf einem Gut auf dem Land aufgewachsen, nicht in einem Königspalast. Alle legten mit Hand an, vom Lord bis zum Schankkellner. Schon als Kind hatte sie ihre Aufgaben gehabt. Sie besaß nur einen geringen Teil der Ridenow-Gabe, der Empathie mit Nichtmenschen, doch als ausgebildete Leronis konnte sie ihre Talente sicher sinnvoll einsetzen.
   Hatte sie das Recht, sich ihrer zu bedienen, nach allem, was sie getan hatte?
   Habe ich das Recht, meine ganze Ausbildung einfach wegzuwerfen?
   Ah, diese Frage hätte Varzil ihr gestellt.
   Varzil… Sosehr sie sich auch bemühte, ihn aus ihren Gedanken herauszuhalten, konnte sie sich doch nicht der bitteren Wahrheit verschließen, dass sie den Tod seiner Geliebten mit herbeigeführt hatte. Sie hatte ihn so stark verletzt, dass eine Genesung nicht in Aussicht stand, und damit jede Hoffnung auf Vergebung verwirkt.
   Dyannis trieb ihr Pferd an, und sie stiegen den Hügel hinab. Das Herrenhaus dort unten, die Scheunen und Vorratshütten, die Pferche mit dem Vieh, der Teich mit seinen Weiden - alles war noch ganz genauso, wie sie es zuletzt gesehen hatte. In dieser Welt der Pferde und des Viehs, des verwitterten Holzes und des hohen Grases, das sich im Wind beugte, schienen die Kriege der Menschen und Türme sehr weit entfernt zu sein.
   Sie ermahnte sich, dass Sweetwater trotz des Anscheins ländlicher Idylle so sehr ein Teil der großen weiten Welt war wie Hali. Als vor einigen Jahren ihr Vater gestorben war, hatten weder sie noch Varzil nach Hause zurückkehren können, weil die Straßen zu unsicher gewesen waren. Nun stand das Land der Ridenows am Rande einer blutigen Auseinandersetzung mit seinen Nachbarn. Der neue General von Asturias mit dem Spitznamen Kilghard-Wolf erwarb sich rasch einen Ruf für außergewöhnlichen Wagemut.
   Wenigstens besitzt Asturias kein Haftfeuer, das es auf uns herabregnen lassen könnte , dachte sie. Wenigstens bisher nicht .
   Sie waren noch nicht weit gekommen, als man sie entdeckte und eine Hand voll Reiter ihnen zur Begrüßung entgegenritt. Dyannis erkannte den Schwarzen Eiric, inzwischen eher grau als schwarz. Viele der Leute, die sie als Kind gekannt hatte, der Alte Raul und Eirics Sohn Kevan, waren inzwischen gestorben, manche am Alter und andere durch die Hand von Gesetzlosen, die während der unruhigen Zeiten von König Carolins Exil Überfälle begangen hatten. Die Haushalt- Leronis , die ihr die erste Laran -Ausbildung hatte angedeihen lassen, war am gleichen Lungenfieber gestorben, das ihren Vater dahingerafft hatte.
   Der Schwarze Eiric strahlte sie an. »Ah, endlich ist das Mädchen wieder zu uns heimgekehrt. Lord Harald ist mit der Pferdeherde unterwegs, weil wir dich frühestens in einem Zehntag erwartet haben.«
   Auch Dyannis lachte und griff seinen scherzhaften Tonfall auf. »Was? Bin ich jetzt eine Lady aus dem Tiefland, die sich keine Meile weit von ihrer Haustür entfernen kann, ohne gleich Halt machen und sich für drei Tage ausruhen zu müssen?«
   Der Schwarze Eiric verdrehte die Augen und zwinkerte. Sie hat sich kaum verändert, unsere Dyannis .
   Dyannis wollte etwas entgegnen, als sie erkannte, dass sie seine Gedanken gar nicht hatte hören sollen. Der Schwarze Eiric war ein Ridenow-Vetter und besaß ein wenig von der Gabe seiner Familie im Umgang mit Tieren, war aber nicht an einer offiziellen Ausbildung interessiert. Er hatte schon vor langer Zeit seine Entscheidung getroffen, hier als Friedensmann zu arbeiten, erst für den alten Dom Felix und nun für seinen Sohn Harald.
   Die Pferde wurden wieder schneller, als sie sich den Stallungen näherten. Der

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