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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Avarra vermittelten ihr keinen Trost. Es gab nur einen Ort, wo sie einen gewissen Aufschub finden konnte, etwas Ruhe, um zu entscheiden, was sie als Nächstes tun musste. Sie hatte seit vielen Jahren kaum daran gedacht.
   Ich kann nicht gehen, ohne es ihnen zu sagen . Raimon, als ihr Bewahrer, und Rorie hatten es verdient, dass sie ihnen sagte, wohin sie ging - wenn schon nicht, warum.
   Als sie langsam und voller Schmerz wieder zu den Wohnbereichen des Hali-Turms zurückkehrte, fasste Dyannis sich wieder. Sie wollte keinem ihrer Kameraden begegnen, die sicher gespürt hätten, noch bevor sie sie sahen, dass sie eine schreckliche Prüfung durchlaufen hatte.
   Sie blieb in der Küche stehen, wo die Köche vermuteten, dass sie gerade von einer besonders anstrengenden Laran -Arbeit zurückgekehrt war, und sie mit Gerichten bedachten, die als stärkend galten. Wenigstens stellten sie keine Fragen, auch wenn sie um sie herumwuselten und sie bedienten, während sie das üppige Essen in sich hineinstopfte. Endlich hatte sie den Eindruck, wieder gestärkt genug zu sein, um in ihr Quartier zurückzukehren, wo sie auf dem Bett zusammenbrach und in einen traumlosen Schlaf sank.
   Das Erwachen fiel leicht. Ihr Körper hatte sich durch die Spannkraft der Jugend schnell wieder erholt. Wenn sie auch keine Arznei für die Pein hatte, die ihre Seele fest im Würgegriff hielt, so hatte sie doch einen Plan. Sie wusch sich in der Schüssel mit Blütenduftwasser, das für sie bereitgestellt worden war, legte ein loses Gewand in Grün und Gold an, den Farben der Ridenows, und machte sich auf den Weg zu einer letzten Audienz bei ihrem Bewahrer.
   Raimon hatte ihren inneren Aufruhr deutlich gespürt. Er blickte nachdenklich drein, unternahm aber keinen Versuch, ihren Geist zu erreichen. Sie hatte sich, um ihre Trennung vom Turm deutlich zu machen, bewusst entschieden, ihrem Ersuchen laut Ausdruck zu verschaffen.
   Dyannis lehnte sein Angebot ab, sich zu setzen, und blieb lieber stehen. »Ich bitte um die Erlaubnis, nach Hause zurückzukehren«, sagte sie, nachdem die übliche Begrüßung zwischen ihnen erfolgt war.
   »Bittest du auch darum, von deinem Dienst hier entbunden zu werden?«, wollte er wissen.
   Sie zögerte. Ein Teil ihres Verstandes sagte: Ja , ein anderer: Nein, ich würde die Tür erst schließen, wenn ich sicher hin , und ein dritter wandte ein, dass Raimon als ihr Bewahrer sie zwar technisch gesehen von ihrem Eid entbinden konnte, er es in der Praxis jedoch erst täte, wenn er sich mit König Carolin besprochen hatte, und dem besten Freund ihres Bruders wollte sie sich nicht stellen.
   »Das kann auch später noch entschieden werden«, sagte Raimon ausweichend. »Betrachten wir das hier lediglich als einen Besuch. Wir alle müssen zu unserem Zuhause und unseren Familien zurückkehren. Du hast es noch nicht getan, und vielleicht ist es jetzt an der Zeit.«
   Sie senkte den Kopf, dankbar, dass er ihren Wunsch akzeptierte, ohne Forderungen zu stellen. Ein Bewahrer musste sehr viel mehr leisten, als nur eine Gruppe begabter Personen zu einem Kreis zu organisieren.
   »Ich werde in der Stadt einen geeigneten Geleitschutz anfordern, sobald es sich einrichten lässt«, fuhr er fort. »Bis dahin bist du von der Arbeit im Kreis befreit, und wenn du es wünschst, darfst du deine Mahlzeiten in deinem Zimmer einnehmen. Ich werde mich bei den anderen für dich verwenden, mach dir also keine Sorgen.«
   Es war zu mühelos. Bei aller Erleichterung, die sie empfand, spürte sie auch eine gewisse Enttäuschung darüber, dass es keine hitzige Auseinandersetzung gab.
   »Ich bin nicht so desinteressiert, wie es den Anschein hat«, meinte Raimon, als er sich zum Zeichen dafür, dass die Audienz vorbei war, erhob. »Ich möchte nur deine Rückkehr beschleunigen. Es gibt zweifellos etwas, worum du dich kümmern musst. Das kann dir niemand abnehmen.«
   Er glaubt, dass ich mich nach einer Weile nach meinem Leben hier und meiner Arbeit als Leronis zurücksehnen werde. Aber ich kann nie wieder zu dem werden, was ich war .

27
    Dyannis und ihr Geleitschutz ritten die letzte Anhöhe hinauf und hielten an, ließen die Pferde verschnaufen. Unter ihnen lag Sweetwater Valley, eine Schüssel aus smaragdgrünem Samt. Es war Anfang des Frühlings und kurz nach Mittag; am Nachmittag zuvor waren sie in einem Gasthaus eingekehrt. Dyannis hatte auf einer Ruhepause bestanden und erklärt, dass es besser wäre, einen Tag

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