Darkover 06 - Die Flamme von Hali
komplizierten Wechselbeziehungen zwischen Geist und Körper in einfache Worte zu kleiden. »Sein Laran erwachte gerade, als er sich mit seinem Freund in der Schlacht vor den Toren Asturias' verband. Ich glaube, seine Empathie mit dem Pferd, seine Ridenow-Gabe, hat sein Band stark genug werden lassen, dass er das Gemetzel, den Schmerz, das Entsetzen und den Tod hier oben mitbekam«, sie strich sich dabei über die Schläfe, »als wäre er leibhaftig dabei.«
Harald hörte zu, die Augen im Schatten und undeutbar. Dyannis spürte die Liebe zu seinem Sohn und seine Angst.
»Es ist durchaus möglich, dass die Erfahrung sein Laran ausbrannte oder so schwer beschädigte, dass er es nie mehr wird verwenden können«, sagte sie. »Aber das ist nur ein Teil des Problems. Du weißt, dass sich sogar erwachsene Männer, die eine solche Tragödie durchleben, verändern. Manchmal können sie nicht mehr zu ihrem Zuhause und ihren Familien zurück. Sie wandern auf den Straßen umher oder werden Gesetzlose. Ich habe sie in Thendara gesehen, Trunkenbolde und Bettler. Ich will nicht, dass das Lerrys widerfährt, der doch so jung und unvorbereitet war.«
Harald nickte. »Ich verstehe die Gefahr, aber Lerrys geht es anscheinend gut. Er hat mir nichts dergleichen erzählt.«
»Ich glaube nicht, dass er darüber reden wird, selbst wenn er sich erinnert. Aber es ist noch in seinem Denken, davon bin ich überzeugt, und es wird ihm so wenig Ruhe lassen wie ein schwärender Abszess, der nicht entfernt wird. Auch wenn er den Eindruck erweckt , es ginge ihm gut, fühlt er sich doch nicht gut, ganz sicher nicht. Harald, ich bin eine ausgebildete Leronis . Ich weiß viel, und ich sage dir, es geht über meine Fähigkeiten hinaus, selbst damit fertig zu werden. Wäre Lerrys ein gewöhnlicher Mann, ohne Laran , könnte ich ihn mühelos behandeln. Aber mit seiner Gabe und bei dem, was er durchgemacht hat, benötigt er eine geschützte Umgebung und sachkundige Pflege, die ich ihm hier zu Hause nicht bieten kann.«
Harald hatte bei ihren Worten sichtlich gefröstelt. Er sprach mit einer Stimme, der deutlich seine Bewegtheit anzuhören war. »Und die Leronyn im Turm zu Hali können ihm helfen? Da bist du dir sicher?«
Dyannis nickte. »Ich habe Männer und Frauen gesehen, die schon schlimmere Alpträume durchlitten hatten und wieder geheilt wurden.« Sie unterschlug, dass einige das ihrem impulsiven Verhalten verdankten und sie sich ins Zeug gelegt hatte, um den Schaden, den diese Menschen angerichtet hatten, wieder gutzumachen. Raimon hatte Recht gehabt; sie hatte Schadenersatz geleistet. Nun war sie in der Position, das Erlernte zu nutzen, um ihrem Neffen zu helfen.
»Rohanne wird stinksauer sein, aber ich glaube, du hast Recht«, sagte Harald nach einer Weile. »Wir müssen alles Menschenmögliche tun, damit mein Sohn sich wieder erholt. Wir beide werden mit Lerrys zu den Ländereien der Hasturs reiten. Wir werden aufbrechen, sobald die entsprechenden Vorbereitungen getroffen sind.«
Dyannis lehnte sich mit einem leisen Seufzer auf ihrem Stuhl zurück. Das Gespräch war erheblich einfacher gewesen, als sie befürchtet hatte. Sie hatte Widerstand erwartet und stattdessen die Bereitschaft zur Mitarbeit vorgefunden. Harald war nicht Dom Felix, und er liebte seinen Sohn von Herzen.
»Ich kann dir noch einen Grund nennen, um nach Thendara zu reisen«, sagte Harald mit leicht vergnüglicher Miene, »und der betrifft dich. Ich bin froh, dass du dieses Gespräch gesucht hast, sonst hätte ich es herbeiführen müssen.«
»Worüber wolltest du denn mit mir reden?«, fragte sie.
»Über deine Zukunft. Sobald Lerrys in Hali ist, wird er dich nicht länger brauchen. Du bist eine erwachsene Frau und solltest einen eigenen Hausstand haben. Mehr noch, dies sind verzweifelte Zeiten. Ridenow braucht mächtige Freunde. Blutsbande sind von allen die stärksten, aber die Vermählung ist noch immer eine mächtige Art und Weise, um sich Verbündete zu verschaffen.«
Ihr Magen verkrampfte sich. Die neue Richtung, die das Gespräch nahm, gefiel ihr ganz und gar nicht. »Wie… wie meinst du das?«
»Ich habe deine Verlobung mit Dom Tiavan Harryl vereinbart, und die Feierlichkeiten werden in Thendara stattfinden… «
» Was! « Das Wort platzte wie der Schrei eines panischen Rotwilds aus ihr heraus. Sie konnte kaum atmen.
»Er ist eine gute Partie, Breda . Nach allem, was man so hört, ist Dom Tiavan
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