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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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technisch gesehen nicht einmal frei, einen Heiratsantrag anzunehmen. Es gibt so wenige ausgebildete Telepathen… «
   Harald schritt zu seinem Stuhl und umklammerte die Rückenlehne. »Das schafft ein Problem. Das Angebot ist im Namen der Ridenows erfolgt und wurde akzeptiert. Wir sind eine Verpflichtung eingegangen. Wir können unser Wort nicht brechen oder zurückziehen, ohne unsere Ehre zu verlieren.«
   Dyannis spürte, wie sie ein jähes Frösteln durchlief. Sie neigte überwältigt den Kopf. Gebenedeite Cassilda, sei mir gnädig. Weise mir den Weg .
   Es gab nur eine mögliche Antwort, und Dyannis wollte sich ihr nicht stellen.
   »Wie sollen wir wissen, wozu wir fähig sind, wenn wir es nicht darauf ankommen lassen?«, sagte sie laut.
   Harald sah sie eigenartig an, als hätte er diese Antwort nicht erwartet.
   »Varzil versucht jetzt schon seit geraumer Zeit, mich zu überzeugen, dass ich mich zur Bewahrerin ausbilden lassen soll«, sagte sie, »aber ich hielt mich nicht für würdig, bis Lerrys in die Schwellenkrise eintrat. Ich weiß nicht, welches Schicksal die Götter mir zugedacht haben. Ich weiß nur, dass ich es nicht herausfinden werde, wenn ich auf meinem eigenen Willen beharre. Mein Talent - und Varzil hat Recht, ich könnte Bewahrerin werden - drängt mich in die eine Richtung, doch mein Gehorsam dir und dem Wohlergehen unserer Familie gegenüber in die andere.«
   »Varzil… «
   »Nein, bitte, lass mich ausreden, sonst finde ich vielleicht nie wieder den Mut. Mein Leben lang habe ich getan, was ich wollte, mich Disziplin und Autorität immer nur als einem Mittel unterworfen, meine Ziele zu erreichen. Ich dachte, es stünde allein mir zu, meine Talente zu nutzen. Stattdessen sehe ich jetzt, dass es genau andersherum ist, dass ich mich ihnen unterordnen muss, so wie ich mich meiner Familie unterordnen muss. Zu welchem Zweck, weiß ich nicht. Ich weiß nur - welche Maßnahme ich auch ergreife oder zu ergreifen versäume -, dass es ehrenvoll geschehen muss.«
   Für einen langen Augenblick sagte niemand etwas. Sie spürte den Aufruhr in Haralds Gedanken, seine Entschlossenheit und seinen Zorn, seine Furcht und, ja, auch seine Liebe. Er war ihr Bruder, Blut von ihrem Blut und Fleisch von ihrem Fleisch, und er war felsenfest davon überzeugt, dass er richtig handelte. Er sah, wie ihr Land von Feinden belagert wurde, und hoffte durch diese Vermählung auf ihr Überleben.
   »So sei es«, sagte er. »Ich weiß, dass du dich aus freien Stücken nicht dafür entschieden hättest. Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit.«
   »Ich auch«, entgegnete sie mit einem leichten Lächeln, »aber geschehen ist geschehen. Ich werde dich oder deine Familie nicht entehren. Zu oft in meinem Leben habe ich aus eigennützigen Motiven gehandelt und die Folgen bedauert. Ich habe Dinge getan, die anderen großes Leid und Schmerzen bereitet haben. Das soll willentlich nie mehr geschehen. Deshalb werde ich dich nach Hali begleiten, Raimon bitten, mich von meinem Eid zu entbinden, und dann das Versprechen einlösen, das du in meinem Namen gegeben hast.«

32
    Unter anderen Umständen hätte Dyannis an der Reise nach Thendara Gefallen gefunden. Die Straßen waren trocken, das Wetter klar. Sie ritt denselben stämmigen Rotschimmel, der schon in Sweetwater ihr Liebling gewesen war, und alle waren guter Dinge. In Gesellschaft ihrer Verwandten benötigte sie als Begleitung nur eine Zofe, und dazu war Rella bestimmt worden. Dyannis hätte Nialla vorgezogen, aber für eine solche Reise war sie bereits zu alt.
   Für Lerrys war die Exkursion sichtlich ein Abenteuer. Er war schon einmal in Serrais gewesen, aber noch nie über das Hoheitsgebiet der Ridenows hinausgekommen. Was Harald anging, so schien er alles zu tun, was in seiner Macht stand, damit die Reise angenehm verlief. Er schenkte Dyannis besondere Aufmerksamkeit und fragte sie so oft nach ihrem Wohlbefinden, dass sie schließlich gereizt auf ihn reagierte. Sie vermutete, dass er aus einem Schuldgefühl heraus seine Tat wieder gutmachen wollte. Ihm war nicht klar, dass sie sich letzten Endes aus freien Stücken entschlossen hatte, der Verpflichtung gegenüber ihrer Familie gerecht zu werden. Sie verstand, dass er nur getan hatte, was er für richtig erachtete.
   Sie begegneten einer Handelskarawane von der Grenze Marenjis, die das Nachlassen der Feindseligkeiten nutzte, um ihre Geschäfte zu tätigen, und teilten ein angenehmes

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