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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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offensichtlich waren.
   Carolin sagte mit dem für ihn typischen Großmut: »Ihr müsst heute Abend alle drei mit uns essen. Maura wird sich freuen, euch wiederzusehen. Richtet euch unterdessen auf Schloss Hastur ein. Mein Coridom wird passende Gemächer für euch und eure Leute aussuchen und eure Tiere in den Stall bringen lassen. Sobald ihr euch eingerichtet habt, Dom Harald, werde ich Varzil Nachricht von eurem Eintreffen geben. Ich glaube, er wartet schon auf euch.«
   » Para servirte, Vai Dom «, entgegnete Harald in formellem Casta .
   Ein Mann mittleren Alters in der Kleidung eines hochrangigen Coridom trat vor und erwies mit einer tiefen Verbeugung seine Reverenz. Dyannis kannte ihn von früher, obwohl er damals einen viel niedrigeren Rang bekleidet hatte. Nachdem Carolin ihm einige Befehle erteilt hatte, führte der Coridom die Gruppe aus dem Audienzsaal.
   » Mestre Ruival, nicht wahr?«, fragte Dyannis, als sie dem Coridom durch die langen, mit weinfarbenen Läufern ausgelegten Korridore folgte. »Wie geht es Eurer Familie?«
   »Sehr gut, Vai Leronis . Danke der gütigen Nachfrage.«
   Sie lachte. »Die Güte lag einst ganz auf Eurer Seite, denn wenn ich mich recht erinnere, wären wir ohne Euch alle verhungert, in dieser ersten Mittwinterzeit.«
   »Wenn Ihr mir zu Euren Gemächern folgen möchtet, werdet Ihr hoffentlich finden, dass alles zu Eurer Zufriedenheit eingerichtet ist.« Ohne auf eine Entgegnung zu warten, führte er sie zu einer luxuriösen Suite.
   Die Möbel waren bequem, aber nicht übermäßig reich verziert, das Holz so sehr geölt, dass es samtartig schimmerte, die Luft frisch durch Schüsseln mit Rosen- und Lilienblättern. Dicke Teppiche dämpften ihre Schritte. Ein zentrales Wohnzimmer öffnete sich zu mehreren, miteinander verbundenen Schlafgemächern. Harald und Lerrys begaben sich zu ihren eigenen Unterkünften.
   Jenes, das Dyannis zugewiesen wurde, war eindeutig für eine Dame mit Dienerschaft gedacht. Rella breitete schon den Inhalt der Kleidertruhe aus. Das Gesicht des Mädchens war rot vor Aufregung. Die Reise nach Thendara war das größte Abenteuer gewesen, das sie in ihrem jungen Leben bisher erlebt hatte, und sie hätte es sich nie träumen lassen, einmal in einem Königsschloss zu wohnen.
   Dyannis verriegelte die Tür und nahm auf dem gepolsterten Stuhl neben dem Kamin Platz. Es brannte noch kein Feuer, aber es war im Zimmer auch so warm genug. Auf der anderen Seite der Suite hörte sie das dumpfe Grollen von Haralds Stimme. Erst jetzt, da sie für immer von ihm gehen sollte, wurde ihr klar, wie sehr sie ihren Bruder vermissen würde. Schon der bloße Gedanke, Varzil wiederzusehen, erhöhte nur ihre Traurigkeit, denn sie musste alle Hoffnungen, die er in sie setzte, enttäuschen. Sie würden nie wieder ihr Bewusstsein in einem Kreis verschmelzen.
   Dyannis hatte nicht ein einziges Mal erwogen, Harald zu sagen, dass sie es sich anders überlegt hatte. Sie hatte ihm ihr Wort gegeben, als eine Ridenow, als Comynara und zuletzt sogar als Leronis .
   Schweren Herzens erlaubte sie Rella, ihr Gesicht und Hände zu waschen, sie für das Abendessen mit dem König anzukleiden und ihr das Haar zu machen.
   Dyannis folgte Harald und dem helläugigen Pagen, der geschickt worden war, um sie in den königlichen Flügel zu rufen. Im Hauptsaal war eine Tafel für eine intime Familienfeier hergerichtet worden. Gleich mehrere Kerzenreihen warfen ein honigweiches Licht auf das polierte Holz, die goldenen und weißen Ornamente. Maura Hastur-Elhalyn, einst Leronis von Hali und später von Tramontana, jetzt Königin, trat vor, um sie zu begrüßen. Sie hatte seit ihrer Vermählung mit Carolin nicht mehr in einem Turm gearbeitet, hielt sich aber immer noch mit stiller Zurückhaltung. Ihr flammend rotes Haar wurde durch ein schlichtes Kleid betont, und sie trug ihre Lieblingsfarben Meergrün und Grau.
   Wie schön, dich wiederzusehen! , sagte sie mental zu Dyannis.
   Dyannis blieben nur ein oder zwei Momente, in denen Harald sich verbeugte. Einen hektischen Augenblick lang dachte sie daran, ihre Trauer Maura mitzuteilen. Maura würde ihre Lage von allen Menschen am besten verstehen. Aber wenn Maura sich für sie bei Carolin verwendete, könnte er einschreiten…
   Nein, dachte Dyannis, es war gefährlich, so etwas zu denken. Hoffnung konnte ihre Entschlossenheit schwächen, ihre Bereitschaft unterhöhlen, die Umstände anzunehmen. Ihr Schicksal

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