Darkover 06 - Die Flamme von Hali
lag in den Händen der Götter.
Der Augenblick verging so schnell wieder, wie er gekommen war, und ließ eine Woge der Sehnsucht zurück. Gebenedeite Cassilda, gib mir Kraft!
Was stürzt dich so sehr in Nöte, meine Liebe?
Varzil! Der Klarheit seiner Gedanken nach musste er ganz in der Nähe sein. Sie war so sehr in ihr Elend verstrickt gewesen, hatte sich dermaßen isoliert gefühlt, dass sie seine Annäherung gar nicht wahrgenommen hatte.
Im nächsten Augenblick öffnete sich die Tür auf der anderen Seite des Saals, und Carolin trat ein, gemeinsam mit Varzil. Überall waren Jubelrufe zu hören, als die beiden Brüder, Varzil und Harald, einander begrüßten. Sehr zur allgemeinen Freude verhielt sich Varzil wie ein liebevoller Onkel und zeigte sich verwundert, wie groß Lerrys doch geworden sei.
»Ich bin einmal Eurem Vater begegnet, Dom Harald«, sagte Carolin, als sie sich an die Tafel setzten und Diener das Mahl hereinzubringen begannen. »Er hielt sich in Arilinn auf, um an einer Sitzung des Comyn -Rats teilzunehmen, während ich dort lernte. Ihr seht ihm sehr ähnlich.«
»Ich wusste nicht, dass Ihr Euch jemals begegnet seid«, sagte Harald. »Er hat es nie erwähnt.«
»Er kannte mich nicht als Carolin Hastur, sondern lediglich als den namenlosen Kurier, der ihn auf dem Weg nach Sweetwater einholte.«
»Vater hatte sich gerade geweigert, mich im Turm ausbilden zu lassen«, sagte Varzil lächelnd. »Alles änderte sich, als die Kunde kam, dass die Katzenmenschen Harald gefangen genommen hatten. Arilinn lag erst einen halben Tagesritt hinter uns, und es gab keine Möglichkeit, innerhalb eines Zehntags nach Hause zu gelangen. Carolin besorgte sich einen Luftwagen und bestand dann darauf, dass Vater mich zurückbrachte.«
»Dann seid Ihr also verantwortlich dafür, dass Varzil dort mit den Katzenmenschen verhandeln konnte, wie niemand sonst es vermocht hätte«, sagte Harald und neigte den Kopf. »Dafür, Vai Dom , schulde auch ich Euch mein Leben.«
»Damals«, sagte Carolin, »fand ich einfach nur, dass jemand mit Varzils Fähigkeiten eine Chance im Turm erhalten müsse. Ich glaube nicht, dass einem von uns bewusst war, was daraus entstehen würde - der Vertrag, der Wiederaufbau Neskayas… «
»Es ist unklug, einen persönlichen Vorteil aus diesen Dingen zu ziehen, die das Ergebnis der Hingabe und des guten Willens zahlreicher Männer waren«, sagte Varzil.
»Und Frauen«, sagte Maura.
»Ganz recht«, entgegnete Carolin, »manchmal glaube ich, dass Frauen mehr dafür tun, unsere Welt neu zu gestalten, als wir, aber so kundig und bescheiden, dass niemand es jemals bemerkt.«
»Dass niemand es bemerkt?«, spottete Maura. »Wie könnt Ihr Lady Liriel übersehen, Eure eigene Verwandte? Oder Königin Taniquel, Romilly MacAran oder auch nur Jandria in ihrer roten Weste, die so tapfer kämpft wie irgendein Mann?«
Es stellte sich heraus, dass Varzil für eine ganze Weile zum Hali-Turm zurückgekehrt war. »Jedenfalls glaube ich das«, sagte er leichthin. »Ich bin so lange im Land herumgezogen, dass ich manchmal aufwache und nicht weiß, wo genau ich mich eigentlich befinde.«
Carolin lachte. »Es war egoistisch von mir, Euch von Neskaya kommen zu lassen, damit Ihr als Emissär nach Asturias geht, aber es gab sonst niemanden, der in Frage gekommen wäre.«
»Eine schwierige Aufgabe, ja«, entgegnete Varzil, als die anderen aufblickten, begierig, die Geschichte zu hören. »Es war ein höflich vorgenommener Austausch von Geiseln, während des Versuchs, den Vertrag zu verbreiten - ich sagte, Versuch, denn die Asturias-Lords wollten nicht daran teilhaben. Ich glaube, sie haben zu große Angst, ihre eigenen Laran -Waffen aufzugeben.«
»Was sie noch gefährlicher macht«, sagte Harald grimmig, »denn sie wollen mit ihren Nachbarn nicht in Frieden leben, wie das Volk von Marenji zu seinem Leidwesen schon erfahren musste.«
»Sie haben unseren Verwandten Dom Eiric freigegeben, bevor ich ihn sprechen konnte«, sagte Varzil, »und er hat einen Wahrheitsschwur geleistet, sie für ein weiteres halbes Jahr nicht anzugreifen, sodass aus dieser Ecke vielleicht doch noch etwas Gutes kommt.«
»Freunde«, unterbrach Carolin, »lasst uns die Freude des Wiedersehens nicht durch Gerede vom Krieg schmälern. Es wird noch genug Zeit für Trauer sein. Wir haben jetzt einen Grund zum Feiern - unsere verehrten Gäste und lieben Freunde. Ich
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