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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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stand, um dir zu helfen?«
   Für einen langen Moment brachte Dyannis kein Wort heraus. Ihr Hals war wie zugeschnürt, und sie war den Tränen nahe. Einzig die Selbstbeherrschung, die sie durch jahrelange Ausbildung erlangt hatte, hielt sie mit erhobenem Kopf an ihrem Platz. Sie holte tief Luft, zitterte. Dennoch war ihre Stimme lediglich ein Flüstern. »Mir fehlen die Worte, um euch zu danken, euch beiden.«
   »Du kannst mir dadurch danken, dass du deine Gaben in vollem Umfang einsetzt«, sagte Varzil. Dadurch, dass du deinem Wesen treu bleibst, dem einer Bewahrerin .
   »Wir haben nicht nur zu deinem Vorteil gehandelt, Vai Leronis «, sagte Carolin, »sondern zum Wohle aller. Der Turm braucht dich. Wirst du Varzils Vorschlag, dich zur Bewahrerin ausbilden zu lassen, noch einmal überdenken?«
   »Ihr und die Götter habt euch sichtlich gegen mich verschworen!«, sagte Dyannis und erlangte ein wenig ihre Fassung zurück. »Ich kam nach Thendara, bereit, der Ehre meiner Familie Genüge zu tun und einem höheren Zweck zu dienen als meinen persönlichen Wünschen. Damals dachte ich, es handele sich um die Ehe, die Harald für mich arrangiert hatte. Nun sehe ich ein anderes Schicksal voraus, für euch, für den Turm von Hali, vielleicht für ganz Darkover.« Sie wandte sich an Varzil, und ihre Stimme zitterte ein wenig. »Wenn du und Raimon, die ihr meine Bewahrer seid, findet, ich sei so weit, dann will ich mich mit ganzer Kraft und meinem ganzen Willen der Ausbildung unterziehen, um eine von euch zu werden.«
   Für einen langen Moment sprach niemand, und sie erkannte, dass das Schweigen der anderen größten Respekt für ihre Entscheidung zum Ausdruck brachte. Dann hob Carolin den Pokal. »Dies ist ein Augenblick, von dem wir noch unseren Kindern erzählen werden«, sagte er feierlich, »der Tag, an dem Dyannis von Hali in die Reihen der allerersten Bewahrerinnen eintrat.« Dyannis stellte fest, dass die erhabene Würde des Augenblicks sie sehr viel mehr berührte, als jeder Ausdruck von Freude es vermocht hätte.
   Nach einer Weile wandte Carolin sich an Lerrys. »Was ist mit dir, Chiyu? Wie ich höre, willst du einige Zeit im Turm zu Hali verbringen und so viel lernen, wie die weisen Leute dir beibringen können. Willst du in die Fußstapfen deines Bruders und deiner Schwester treten und ebenfalls ein Laranzu werden?«
   Der Junge neigte den Kopf. »Verzeiht, Vai Dom , aber mein Platz ist in Sweetwater. Ich werde zum Hali-Turm gehen, wenn mein Vater das wünscht, aber ich werde die Tage zählen, bis ich wieder zu Hause bin.«
   »Wohl gesprochen«, sagte Carolin, »denn ohne Männer, um das Land zu bebauen und prächtige Söhne großzuziehen, gäbe es niemanden, der in den Türmen dienen könnte.«
   Dann brachte er einen weiteren Trinkspruch aus, und diesmal fiel Dyannis von ganzem Herzen ein.

33
    Das Abendessen schloss in bestem Einvernehmen und mit dem Ausdruck größter Verbundenheit. Dyannis sprach nicht viel, weil die jähe Wende, die ihr Schicksal genommen hatte, sie gefühlsmäßig erschöpft hatte. Als sie jedoch in ihre Unterkünfte zurückgekehrt waren, nahm sie ihre ganze Kraft zusammen und fragte Harald, ob sie kurz mit ihm reden könne. Sie verstand noch immer nicht, warum er sich eines anderen besonnen und sich so viel Mühe gegeben hatte, damit sie ihre Freiheit behielt. Obwohl schon spät, entließ sie ihre Diener, sodass sie im Wohnbereich allein waren. Ein kleines Feuer war entfacht worden, und Dyannis ging hinüber, obwohl sie nicht fror.
   »Ich sah, dass die Verbindung, wie vorteilhaft sie auch sein mochte, einen unerträglich hohen Preis verlangte«, sagte Harald. »Anfangs nahm ich noch an, du hättest deinen Platz im Turm aufgegeben, dass du, egal was du tätest, auf keinen Fall dein Laran wieder einsetzen würdest. Aber dann, als ich schließlich begriff… «
   Er ging zu ihr und nahm ihre Hände in seine. Dyannis spürte die Behutsamkeit seiner Berührung. Er wollte, dass sie seine Gedanken las. Gefangen zwischen dem Feuerschein und der Kerzenreihe auf dem Sims, wiesen seine Züge eine erstaunliche Ähnlichkeit mit denen ihres Vaters auf. Aber Dom Felix Ridenow hätte niemals so gesprochen wie Harald.
   »Ich weiß nun wirklich am besten, wie wichtig - wie selten und kostbar - Laran für unsere Welt und ihre Bewohner ist.« Seine Stimme war leise und rau. In seinen Gedanken sah sie Bilder, in Schichten übereinander…
   … Mondschein auf

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