Darkover 06 - Die Flamme von Hali
um vom Comyn -Rat anerkannt zu werden, aber keine von ihnen hatte sich je längere Zeit in einem Turm aufgehalten. Valentina Aillard, die Eduin in Arilinn kennen gelernt hatte, entstammte einer Seitenlinie; in Hali hatte er auch ihre Base Ellimara kennen gelernt. Die Aillard-Familie war für ihr starkes Laran bekannt, aber zumindest in dieser Generation hatte man alle Energie auf die Politik verwandt.
Julianna, Königin von Valeron, war alles andere als eine unschuldige, schwache Seele, sondern eine kluge Frau, die an die Intrigen und den Nutzen der Macht gewöhnt war. Sie lauschte Lord Brynons Informationen mit kühler, berechnender Miene. Eduin spürte, wie ihr Geist arbeitete, wie sie jeden einzelnen Punkt abwog.
Im Verlauf der Diskussion entstand das Bild zweier Länder, eines mächtig, das andere klein, aber stolz. Valeron und Isoldir hatten einander in den letzten drei Generationen häufig bekämpft. Der Luftwagenangriff durch den Turm von Cedestri war vielleicht nicht provoziert worden, aber er war auch nicht vollkommen grundlos erfolgt. Angesichts von Juliannas politischem Ehrgeiz hatte der Lord von Isoldir offensichtlich alle Waffen eingesetzt, die ihm zur Verfügung standen. Nur Valerons prompte Abfangaktion hatte erheblich größeren Schaden abwenden können, denn der Luftwagen aus Cedestri hatte eine besonders virulente Form von Knochenwasserstaub an Bord gehabt.
Lord Brynon reagierte auf diese Information mit einer Geste des Entsetzens, und Romilla war sichtlich erschüttert.
»Wir dachten nicht, dass Cedestri zu so etwas imstande wäre«, berichtete Julianna.
Eduin glaubte nicht, dass Julianna irgendwelche Skrupel hätte, bestimmte Waffen einzusetzen. Sie war nur besorgt, weil sich ein ehemals schwacher Nachbar Laran -Waffen verschafft hatte.
Der Luftwagen aus Cedestri war zerstört worden, wie der Stallknecht Eduin erzählt hatte, aber seine Fracht hatte sich viele Meilen weit verstreut und das betroffene Land für Generationen unbewohnbar gemacht. Aus Juliannas Beschreibung erkannte Eduin, dass die Musiker aus Robardins Fort durch einen der vergifteten Bereiche gezogen sein mussten, bevor die Straßen abgeriegelt werden konnten. Er erinnerte sich an die Kerne giftiger Schwärze in den Körpern seiner Freunde.
In seinem Hinterkopf erklang leise Raynitas Stimme, hob und senkte sich wie der Flug eines Wildvogels. Sie hatte ihm den schlichten Trost ihrer Freundschaft angeboten und sich nicht darum geschert, wer seine Eltern waren und woher er kam.
Ich bin mit ihnen gereist, habe ihr Brot gegessen, ihre Lieder gesungen , dachte Eduin.
Empörung und Mitleid stiegen in ihm auf. Das Echo der Stimme seines Vaters drängte ihn, so etwas als schwach und nutzlos abzutun. Wenn ein paar unbedeutende fahrende Musiker umkamen, weil sie sich an Stellen gewagt hatten, die sie nicht hätten aufsuchen sollen, änderte das nichts an der überwältigenden Notwendigkeit, Rache zu nehmen.
»Isoldir war ein Stachel in unserem Fleisch, so lange wir uns erinnern können«, sagte General Marzan, »aber es ist unklug, einen Stachel zu einem Schwert zu machen. Also haben wir sie nicht vernichtet, denn es ist nicht möglich, sie bis zum letzten Mann zu töten, und alle, die nach einem überwältigenden Schlag noch am Leben wären, würden ihre Rachsucht bis ins Grab mit sich herumtragen.«
Ja, und darüber hinaus . Eduin schauderte unwillkürlich, als hätte ihn ein Messer berührt, so kalt, dass es nur aus Zandrus kältester Schmiede stammen konnte. Es war, als belauschten zwei Eduins diese Beratung. Einer, der Sohn seines Vaters, suchte unentwegt nach einer Möglichkeit, die er nutzen konnte, um die Ängste und den Hass dieser Menschen zu einer Waffe gegen Varzil Ridenow und damit auch gegen Carolin Hastur zu schmieden.
Gleichzeitig verstand ein anderer Teil von ihm, was man ihm angetan hatte, aber er war nicht in der Lage, sich von diesem Schicksal zu befreien.
Ungerechtigkeit hatte Rachedurst hervorgerufen, und dieser Rachedurst hatte sich von sich selbst genährt, bis nichts mehr übrig geblieben war - weder seine Brüder noch seine Träume von einem Leben im Turm, und auch nicht seine Freundschaft zu Carolin Hastur und seine Liebe zu Dyannis… nichts. In diesem Augenblick sah er wie in einem Wachtraum die Gestalt einer in Schatten gehüllten Frau mit Augen wie brennendem Eis, die sich zu ihm umdrehte und mit Skelettfingern nach seinem Herzen griff…
»Wir
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