Darkover 06 - Die Flamme von Hali
getrübt wird. Ich bin nicht nur zum Feiern gekommen, sondern auch, um mich mit Euch zu beraten.«
»Wenn Ihr von den schrecklichen Ereignissen in Isoldir sprecht, dann seid versichert, dass wir darüber sprechen werden. Heute Abend jedoch wollen wir uns freuen.« Die Herrin von Valeron wandte den Blick von dem einzelnen Mann vor sich ab und ließ ihn über sein gesamtes Gefolge schweifen. »Möge die Jahreszeit eure Herzen leichter machen! Lasst uns zusammen feiern, und wenn der angemessene Zeitpunkt gekommen ist, werde ich mir Eure Sorgen anhören.«
Lord Brynon verbeugte sich und setzte dazu an, sich zurückzuziehen. Er war zunächst entlassen, und er musste der Anweisung der Königin nachkommen. Jeder Widerspruch hätte die gastfreundliche Stimmung erheblich beeinträchtigt.
Die nächsten Tage vergingen mit Vorbereitungen für das Fest. Romilla und ihre Damen ruhten sich aus, und alle genossen die Bequemlichkeiten der Burg. Eduin wurde immer ungeduldiger, aber er konnte eine Audienz bei der Königin nicht beschleunigen.
Er nutzte die Zeit, um sich mit dem Personal bekannt zu machen. Nie zuvor war ihm bewusst gewesen, dass eine untergeordnete Position auch Vorteile bot. Zofen und Diener sprachen so offen mit ihm, wie sie es nie mit einem Höfling oder einem Laranzu getan hätten.
Da Eduin in den Mietställen von Thendara einige Erfahrung gesammelt hatte, stand er schon bald mit denen, die sich um die Pferde kümmerten, auf vertrautem Fuß. Es dauerte nicht lange, bis er einen Stallknecht gefunden hatte, der nur zu gerne Neuigkeiten und Klatsch austauschte.
»Vor etwas mehr als einem Jahr«, sagte der Mann und stützte sich auf eine Mistgabel, um sich beim Ausmisten der Box von Romillas Zelter ein wenig auszuruhen, »haben die Leute aus Isoldir einen Luftwagen gegen uns ausgeschickt, mit allen Arten übelster Zauberei darin. Nun, wir waren nicht gerade freundlich zu ihnen gewesen, aber es gab keinen Grund, so etwas zu tun. Sie sind alle heimtückische Feiglinge! Aber wir hatten Glück, denn die Herrin hat unsere eigenen Wagen geschickt und das Ding abschießen lassen. Der Luftwagen ist in tausend Stücke zerbrochen, und das Gift hat sich im Umkreis von Meilen verstreut, aber weit weg von hier.«
Eduin stimmte zu, dass Valeron wirklich Glück gehabt hatte.
»Und was sollten wir danach tun? Zulassen, dass sie es noch einmal versuchen?« Der Stallknecht schüttelte den Kopf und stach die Zinken der Mistgabel tiefer ins Heu, um es über den Holzboden zu streuen.
»Lieber nicht«, sagte Eduin und bemühte sich um einen rauen Akzent. »Wenn du ein solches Nest von Skorpionameisen weiterwachsen lässt, überrennen sie schon bald dein eigenes Haus.«
»Genau das denke ich auch. Aber die Lady hat sich zurückgehalten. Sicher, sie hat den Turm mit Feuerbomben bewerfen lassen, damit sie keine schrecklichen Waffen mehr herstellen können, aber die Burg und die Dörfer hat sie verschont.«
»Warum das denn? Hat sie keine Angst, dass Isoldir sich wieder gegen sie erheben wird?«
»Pah, wer das denkt, kennt unsere Lady nicht. Sie ist zäh. Und es gibt auf beiden Seiten viele, die jetzt nachts noch in ihren Betten schlafen, die aber Fleisch für die Kyorebni gewesen wären, wenn sie sich anders entschieden hätte.« Der Mann spuckte in die Ecke und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Am gleichen Abend hielt Julianna Aillard eine inoffizielle Ratssitzung mit Lord Brynon, Lady Romilla und ihren wichtigsten Beratern ab. Ihr Bruder und General, Marzan von Valeron, war ebenfalls anwesend und hatte zwei seiner Leutnants mitgebracht. Sie saßen in einem Raum, der eindeutig der gemeinsamen Arbeit diente, um einen runden Tisch - vielleicht war es der gleiche Raum, in dem der Gegenangriff gegen Isoldir geplant worden war. Marelie, die Tochter der Königin, stand hinter dem Stuhl ihrer Mutter, schaute zu, lauschte und verfolgte jede Geste und Nuance mit einer Spur von Laran .
Nachdem sie in Valeron eingetroffen waren, war Saravio in Lethargie versunken und hatte sich noch nicht genügend erholt, um an der Sitzung teilzunehmen. Eduin war auf einen Platz hinter Lord Brynon verbannt worden, als wäre er ein gewöhnlicher Diener. Außer Marelie, die ihr unausgebildetes Laran benutzte, ohne zu wissen was sie tat, und es wahrscheinlich für Intuition hielt, hatte niemand im Rat psychische Fähigkeiten. Königin Julianna und ihre Erbin verfügten über ausreichend latente Begabung,
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