Darkover 06 - Die Flamme von Hali
»Es heißt, er spricht nur, wenn Ihr es befehlt«, sagte sie zu Eduin. »Befehlt ihm zu antworten.«
»Du musst diesen Leuten vom Aufstand am Seeufer erzählen.« Eduin sprach jedes einzelne Wort sorgfältig aus, damit man ihn nicht falsch verstand. »Erinnerst du dich, wie wir dorthin gegangen sind? Wir sahen den Kreis und den Wolkensee, und Varzil Ridenow war tief in den See hineingegangen.«
Bei der Erwähnung von Varzil blitzte so etwas wie Wiedererkennen in Saravios Augen auf. Er sandte einen Strom von Angst durch den Raum. Eduin riss seine Laran -Barrieren hoch.
»Varzil war dort«, murmelte Saravio. »Drachen kamen vom Himmel. Der See kochte. Die Luft färbte sich dunkel. Menschen liefen davon. Jene, die blieben… starben.«
»Varzil der Gute?«, wiederholte Julianna. »Er war also tatsächlich dort? Man liebt ihn in Hali, sagt man mir. Ich frage mich, wieso er nicht versucht hat, die Menschen zu beruhigen.«
»Fahren wir mit dem Verhör fort«, schlug General Marzan vor, »da Sandoval nun seine Zunge wiedergefunden hat. Wie meintet Ihr das, Drachen kamen vom Himmel? Und wo war Varzil der Gute, als das geschah?«
Saravios Wangen röteten sich. Er schrie auf, seine Stimme wie das heisere Kreischen eines Kyorebni: »Varzil - er bringt das Feuer, er bringt das Feuer! Aaah, Naotalba, sei uns gnädig… « Er warf sich auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht.
Angst und Schrecken ergossen sich aus seinem Geist in den Raum. Romilla stieß einen Schrei aus wie ein sterbender Vogel und erstickte ihn schnell hinter vorgehaltener Hand.
»Habt Erbarmen«, rief Saravio, »oder wir werden alle zugrunde gehen!«
»Euer Majestät, große Königin, würdige Lords.« Eduin hob flehentlich die Hände. »Ihr seht, dass es meinem Bruder nicht gut geht. Dieses Verhör ist zu viel für einen so empfindsamen Menschen. Die Tragödie am Hali-See hätte ihn beinahe umgebracht. Ich flehe euch an, lasst mich ihn wegbringen, bevor er das Bewusstsein verliert.«
»Das Feuer! Naotalba, rette uns!« Saravio begann zu wimmern. Er schlug sich mit den Fäusten gegen die Schläfen.
Selbst durch seine fest verankerten Barrieren spürte Eduin, wie Welle um Welle der Angst von Saravio ausging. Romilla nahm die Farbe von ungebleichtem Linex an und schien einer Ohnmacht nahe. Selbst die rötliche Gesichtsfarbe des Generals war heller geworden. Julianna saß sehr still da. Callina zitterte wie Laub bei einem Schneesturm in den Hellers, aber ihre Konzentration brach nicht. Der Wahrheitsbann blieb bestehen.
»Bringt ihn weg«, sagte Julianna. »Nicht Ihr« - dies zu Eduin. »Ihr bleibt hier.«
Zwei Wachen zogen Saravio hoch. Saravio konnte kaum stehen, aber er stolperte zwischen ihnen davon, immer noch stöhnend. Was von seiner psychischen Ausstrahlung geblieben war, wurde langsam schwächer.
»Ich weiß nicht, wie viel davon wir glauben können«, sagte Julianna zu General Marzan. »Der Mann selbst war zweifellos von jedem Wort überzeugt, das er sprach. Aber ob er ein zuverlässiger Zeuge ist, ist eine ganz andere Frage.« Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Eduin zu. »Ich hoffe zutiefst, dass Ihr imstande seid, einen zusammenhängenderen Bericht abzugeben.«
»Herrin, ich weiß nur, was ich gesehen habe und was man mir gesagt hat«, antwortete er.
»Also fangt an.«
Eduin trat vor, stellte sich so, dass das Licht von Callinas Wahrheitsbann sein Gesicht direkt beleuchtete. Er konnte jetzt alles sagen, und solange es nicht wie das Wüten eines Wahnsinnigen klang, würde man seine Worte akzeptieren. Niemand konnte unter einem Wahrheitsbann lügen - das glaubten zumindest alle.
»Der gesegnete Sandoval und ich lebten in Thendara, als wir hörten, dass am Hali-See ein großer Zauber vollzogen werden sollte«, begann Eduin. Bis dahin entsprachen seine Worte vollkommen der Wahrheit. »Jemand sagte, man hätte den Himmel verzaubert, denn es gab viele Gewitter. Ich hörte einen Mann sagen, die Zauberer aus Aldaran hätten gewaltige Wettermagie gewirkt, aber ich weiß nicht, ob das wahr war. Also gingen wir zum See, wo sich schon viele andere Menschen versammelt hatten. Man sagte uns, dass Varzil, der Bewahrer von Neskaya, in den See selbst hineingegangen war, unter das Wolkenwasser. Was er dort tat, kann ich nicht sagen, aber ich hörte, dass sich das höllische Gerät, das den Zusammenbruch bewirkt hat und vor so langer Zeit das Wasser in Nebel
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