Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
Vom Netzwerk:
verwandelte, sich immer noch auf dem Grund des Sees befindet, und dass er sich aufgemacht hatte, es zu suchen.«
   Eduin spürte die Reaktionen eher, als dass er sie sah. Er schüttelte den Kopf, als wäre er selbst unsicher, was er von dieser Geschichte halten sollte. Etwas flüsterte in seinem Hinterkopf wie ein geisterhaftes Echo: ja… errichte die Falle für Varzil…
   »Wir waren noch nicht lange dort«, fuhr er hastig fort, »als über dem Kreis etwas am Himmel geschah und… Ich weiß nicht, was wir sahen. Es war lang wie eine Schlange, hatte aber schreckliche Flügel. Es stürzte sich auf uns, schlug mit Zähnen und Krallen zu. Wenn es atmete, begannen Menschen zu keuchen und starben. Es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken, wir konnten nirgendwohin.«
   »Wie kommt es dann, dass Ihr entkommen seid?«, fragte der General.
   »Oh, es war schrecklich!« Eduin ließ zu, dass die Verzweiflung, die er in diesem Augenblick verspürt hatte, in seine Stimme einfloß. Es war tatsächlich schrecklich gewesen, mit ansehen zu müssen, wie seine Pläne vereitelt wurden und Naotalbas Armee, die sie zusammengeführt hatten, um zu siegen, sich in entsetzter Flucht auflöste. »Niemand konnte diesem Ding standhalten. Ich weiß nicht, wie viele gestorben sind. Die Glücklichen sind davongelaufen. Wir haben uns versteckt, und es hat uns übersehen. Und gerade in dem Augenblick, als wir dachten, er hätte uns entdeckt, verschwand der Drache. Er war verschwunden, einfach so. Ich schaute zum See, und dort sah ich Varzil Ridenow mit meinen eigenen Augen.«
   »Ihr habt Varzil gesehen - stimmt das?«
   »Er kam aus dem Wasser, als wäre nichts geschehen, und er lächelte .« Eduin beschwor in seinem eigenen Kopf ein Bild herauf, halb wirkliche Erinnerung, halb aus seinem Hass geborene Vision. Darüber ergoss er jene einzigartige Form von Laran , die Deslucido-Gabe, die sein Vater ihm vor Jahren gezeigt hatte. Er konnte jetzt noch die geistige Stimme seines Vaters hören:
   Nun, da ich deiner Loyalität vollkommen sicher sein kann, werde ich dir beibringen, wie man den Wahrheitsbann besiegt. Du wirst imstande sein, alles zu schwören, was deinen Zwecken dient, und kein Laranzu auf ganz Darkover wird es als Lüge erkennen können.
   Kein Laranzu auf ganz Darkover… Und was immer er sagte, würde so absolut geglaubt werden, dass Menschen leben oder sterben und Könige in den Krieg ziehen oder Frieden schließen würden, basierend auf seinen Worten.
   Wie oft hatte sein Vater diese Gabe benutzt und zugesehen, wie Sicherheit verstörtem Staunen wich, Ankläger zu Angeklagten wurden, Männer und Armeen sich von ihren eigenen Zielen abwandten und zu Instrumenten des Willens eines anderen wurden? Hatte sein Onkel, König Damian, im blauen Licht gestanden und gelogen, und man hatte ihm geglaubt? Und sein Vetter Belisar?
   Ein Schauder überlief Eduin, als er erkannte, dass dies der Grund für Damians und Belisars Tod gewesen war, dieses schreckliche Geheimnis. Nicht Ehrgeiz, nicht fehlendes Urteilsvermögen und auch kein Mangel an militärischer Schlagkraft. Nur ein Trick des Schicksals hatte seinen eigenen Vater überleben lassen, und er war zu einem verkrüppelten, von dem Gedanken an Rache besessenen Flüchtigen geworden.
   Die Deslucido-Gabe war eine zu schreckliche Waffe, viel schrecklicher als kristallines Knochenwasser oder sogar die schreckliche Laran -Maschine, die zum Zusammenbruch geführt hatte. Diese Dinge zerstörten den Körper eines Menschen oder vielleicht auch seinen Geist. Die Deslucido-Gabe konnte das Vertrauen zerstören, das Menschen miteinander verband, und bewirkte, dass sie kaum mehr waren als wilde Tiere.
   Nur Menschen singen, nur Menschen tanzen, nur Menschen weinen . Das sagte ein altes Sprichwort. Nur Menschen geben ihr Leben und ihre Ehre in die Hände anderer .
   All das konnte er mit einem Wort vernichten. Er zitterte, als ihm das bewusst wurde.
   Niemand sonst schien etwas zu bemerken, obwohl nun alle im Raum schwiegen. General Marzan warf Julianna einen Blick zu, als wollte er wissen, ob sie zufrieden war. Schließlich nickte sie und schickte Eduin zurück in sein Zimmer.

Als er die Tür des Audienzzimmers hinter sich zufallen hörte, verspürte Eduin seltsame, finstere Freude. Varzil war nun in den Augen von Königin Julianna keine Kraft des Friedens mehr. Sie würde nie wieder glauben, dass er aus harmlosen Gründen in den See hinabgestiegen war! Sie

Weitere Kostenlose Bücher