Darkover 06 - Die Flamme von Hali
ist er nach Asturias gereist, um ein Bündnis zwischen diesem Königreich und König Carolin zu schmieden. Sag ihr, du fürchtest, dass Carolin Hastur Valeron angreifen wird, das Herz des Aillard-Territoriums. Sag ihr, der gesegnete Sandoval schwört, dass Varzils neue Waffe ungemein mächtig ist. Wir haben den Beweis dafür beim Aufstand am Hali-See gesehen. Sie muss uns anhören, damit sie sich selbst ein Bild machen kann!
Ja, sie muss sich ihr eigenes Bild machen…
39
»Meine Herren! Meine Herren!« Der Page stand auf der Schwelle von Eduins und Saravios Zimmer. Er war einer der Jüngsten, nicht viel älter als sechs oder sieben. Er hatte sich so beeilt, dass seine runden Wangen rot angelaufen waren. Er musste den ganzen Weg von der anderen Seite der Burg im Laufschritt zurückgelegt haben.
»Was ist denn?« Eduin senkte seine Laran -Schilde ein wenig, konnte aber nichts herausfinden, weil der Junge zu aufgeregt war.
»Ihre Majestät… schickt nach euch… Ihr sollt… sofort kommen… «
»Und du sollst uns zu ihr bringen?« Eduin runzelte die Stirn. Er hätte Saravio gerne schlafen lassen, denn er brauchte nun immer länger, um sich zu erholen, weil die »Heilungen« ihn mehr und mehr erschöpften.
»Wir brauchen nur einen Augenblick«, sagte Eduin und machte eine beruhigende Geste. »Warte draußen.«
Saravio erwachte nur langsam aus seiner Benommenheit. Eduin konnte spüren, wie stark seine Lebensenergie aufgezehrt war. Er berührte den Geist seines Freundes und fand Naotalbas schwindendes Abbild von Sturmwolken umhüllt. Ein Netz aus Blitzen umgab sie wie eine Strahlenkrone. Aschgrauer Rauch erfüllte die psychische Atmosphäre. Eduin konnte Saravios Geist noch einmal so etwas wie Ordnung aufzwingen, aber sie würde sich noch schneller auflösen als bei seinen letzten Anstrengungen. Er fürchtete, dass Saravio dem Punkt, an dem niemand ihn mehr erreichen konnte, sehr nahe war, und dieser Gedanke erfüllte ihn ebenso mit Traurigkeit wie mit Zorn. Einen Augenblick dachte er daran, lieber alleine vor Julianna zu erscheinen statt zu riskieren, dass Saravio Schaden nahm.
Zum Glück war Saravio imstande aufzustehen. Sein Blick wurde konzentrierter, obwohl man nicht hätte sagen können, was er wirklich sah. Er antwortete nicht, als Eduin mit ihm sprach, obwohl er bei der Erwähnung von Naotalba eine Welle von Wohlgefühl ausstrahlte. Sein Bewusstsein mochte gestört sein, aber die mentalen Befehle, die Eduin ihm eingegeben hatte, wirkten immer noch.
Stärker als Fleisch, vielleicht stärker als das Leben selbst…
Eduin hielt noch einmal inne, bevor er die Tür öffnete, und einen Augenblick fühlte er sich diesem armen, glücklosen Mann sehr verwandt. Er fragte sich, ob die Stimme seines Vaters auch nach seinem Tod noch da sein und ihre gequälten Befehle ins Nichts erteilen würde.
Sie gingen hinter dem Pagen den Flur entlang. Auf dem Weg durch den Dienerflügel suchte Eduin mit seinem Laran nach einem Hinweis darauf, was so dringend war, fand aber nichts als die üblichen alltäglichen Belange. Vielleicht wusste hier niemand, worum es ging.
Bald schon standen sie in Königin Juliannas privatem Audienzzimmer. General Marzan stand neben ihr, die Stirn angestrengt gerunzelt. Marelie saß an Juliannas anderer Seite, kühl und rätselhaft, und neben ihr saß Romilla und hatte die Finger so fest verschränkt, dass ihre Knöchel wie weißer Marmor wirkten. Ihre Wangen waren wie Eis. Lord Brynon war nicht anwesend.
Eduin verbeugte sich und setzte eine angemessen respektvolle Miene auf. Wie üblich schien Saravio keine Ahnung zu haben, was man von ihm erwartete.
Die Königin beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Ihre Augen glitzerten wie Onyx, ihr Blick war nicht zu deuten. Sie wartete und beobachtete Eduin und Saravio wie ein Falke, der über einer Rabbithorn-Höhle schwebt.
Nein , dachte Eduin. Kein Falke, sondern ein hungriger Wolf, der frisches Fleisch umkreist und eine Falle wittert. Er sah das Muster ihrer Gedanken, ein dutzend winziger Bruchstücke, die sich schließlich zusammengefügt hatten.
Varzil hat den Turm von Cedestri wieder aufgebaut, wo schreckliche Waffen hergestellt worden waren… Varzil intrigiert von weitem und beeinflusst geringere Männer in ihren Handlungen… Varzil versteckt sich hinter einer Maske von Güte und hinter König Carolins Gunst… Varzil ist nun in Asturias, wo er angeblich im
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