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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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von dem Bewahrer übrig geblieben war, war ein ebenso verzweifeltes Bedürfnis zu überleben. Sie hätten Bild und Spiegelbild sein können.
   Und Eduin selbst, zwischen ihnen gefangen - was war er?
   Sein Leben lang war Eduin das Werkzeug eines anderen gewesen. Man hatte ihm nie gestattet, seine eigenen Ziele zu wählen oder auch nur genau zu wissen, worin sie bestanden. Er hatte Carolins Freundschaft geopfert, einen Platz in den Türmen, sogar die bizarre Freundschaft, die ihn mit Saravio verbunden hatte - alles. Nur bei Dyannis hatte er ein geringes Maß an Glück gefunden. Für seinen Vater war er nur ein Gegenstand gewesen, den man benutzt, etwas, das man ergreift und wieder weglegt oder umformt, damit es nützlicher und gehorsamer wird, aber in Dyannis' klaren Augen hatte er sich als mehr als das gesehen, als jemand, der ihrer Liebe würdig war. Er würde sie niemals wiedersehen, sie nie wieder in den Armen halten, aber wenn er ihren Tod verhindern konnte, dann würde er das tun, selbst auf Kosten seines eigenen Lebens, selbst wenn das bedeutete, Varzil am Leben zu lassen.
   Verzweiflung stieg in ihm auf, ergoss sich aus einem verborgenen Rest seines eigenen Wesens.
   Ich werde mein Leben entsprechend meinen eigenen Bedingungen führen , tobte er, oder ich werde ihm ein Ende machen! Gegen beide, die Zwillingsgeister von Vater und Bewahrer, schleuderte er alle Leidenschaft dieses Schreis.
   Die körperliche Welt war plötzlich wieder vorhanden. Er sah Wand und Fenster, ein Durcheinander von glitzerndem Metall und eine bleiche Frau, die vor ihm stand und einen sonnenhellen Stein in der Hand hielt.
   Er warf sich von der Bank auf Callina. Der Bewahrer erkannte zu spät, was er vorhatte. Callina wich zurück wie eine Marionette, aber Eduin hatte sie bereits erreicht. Er wagte nicht, den Kristall zu berühren, der irgendwie durch die junge Frau agierte. Eduin machte einen langen Schritt, drehte sich zur Seite und versetzte Callina einen Rückhandschlag. Seine Faust traf und wirbelte sie herum. Sobald der Sternenstein ihr aus der schlaffen Hand geflogen war, spürte Eduin, wie der mentale Angriff des Bewahrers schwächer wurde.
   Callina taumelte, blieb aber auf den Beinen. Sie verfluchte ihn auf Cahuenga . Der Kristall rollte über den nackten Boden auf die Tür zu. Sie wollte danach greifen.
   Eduin packte Callina um die Taille und riss sie zurück. Es war, als versuchte er, einen wilden Wolkenleoparden zu halten. Sie wand sich, trat um sich. Sie zerkratzte sein Gesicht, und er begann zu bluten. Sie spuckte ihm ins Gesicht und blendete ihn damit einen Moment, brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Er taumelte rückwärts und gegen etwas Niedriges, Scharfkantiges.
   Beide fielen zwischen splitterndes Holz und zerbrechendes Glas. Zu spät erkannte Eduin, dass sie auf dem Tisch gelandet waren, auf dem der Relais-Schirm stand.
   Nun lagen sie auf dem Boden und rollten über den Schutt. Callina krallte weiter nach ihm, versuchte, seine Augen zu erreichen. Er drehte sich um und traf sie mit der Faust an der Schläfe. Er hatte nicht gut gezielt, und hinter dem Schlag stand wenig Kraft. Sicher, er war kein guter Kämpfer, aber auf den Straßen von Thendara hatte er ein paar Dinge gelernt. Wieder schlug er zu. Sie sackte zur Seite und landete schlaff auf dem Boden.
   Eduin wandte sich wieder dem Relais-Schirm zu, aber er wusste schon, was er vorfinden würde. Der komplizierte Mechanismus war zerbrochen, irreparabel zerstört. Er konnte keine Spur von Resonanz mehr auffangen.
   Der Kristall des Bewahrers leuchtete immer noch, wenn auch nicht mehr so intensiv wie zuvor, als Callinas Geist ihm Kraft verliehen hatte. Grimmig kam Eduin auf die Beine. Er ging die paar Schritte bis zu der Stelle, wo der Kristall lag, und trat fest mit dem Stiefel zu. Der Stein brach mit einem beinahe menschlichen Klagen, das einen Augenblick in der Luft hing und dann verklang.
   Eduin richtete sich auf. Er atmete schwer. Seine Muskeln zitterten, sein Magen glühte. Blut rann ihm über das Gesicht, wo Callina ihn gekratzt hatte.
   Dyannis…
   Er hatte versagt. Es gab keine Möglichkeit mehr, Hali eine Botschaft zu übermitteln, selbst wenn es noch nicht zu spät sein sollte. Nicht einmal Varzil konnte mit bloßem Geist so weit reichen.
   Eduins Knie gaben nach, und er sackte zusammen. Der feste Steinboden ließ seine Knie brennen. Er beugte sich vor, krümmte sich um den Knoten von Schmerz in seinem

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