Darkover 06 - Die Flamme von Hali
die euphorische Berührung des gesegneten Sandoval spürte. Zum ersten Mal, seit sie nach Valeron gekommen war, regte sich wieder Hoffnung in ihr.
In einem unbewachten Augenblick hatte sie einen ausgebildeten Geist gespürt, der den ihren berührte und Macht genug hatte, ihre Wahrnehmung eine Weile zu täuschen. Sandovals Laran war beruhigend, Balsam für ihre zerfetzten Nerven. Sein Gesang hätte ihr Leben vielleicht sogar erträglich gemacht. Aber Eduardo, der sich als sein Bruder ausgab, war etwas anderes. Es war ihr gleich, wieso er verbarg, wer er wirklich war oder welches Verbrechen er begangen hatte, und wieso er in solch seltsamer Gesellschaft auf Darkover umherzog.
Hier ist er! , schrie sie dem Ding im Kristall zu. Der Bewahrer, auf den du gewartet hast! Nimm ihn, und lass mich gehen!
Zu spät erkannte Eduin, in welcher Gefahr er sich befand. Wie hatte ihm entgehen können, dass hier auf subtile Art etwas nicht in Ordnung war? Niemand hatte den Bewahrer je zu sehen bekommen… Er verließ niemals den Turm…
Er war so in seinen eigenen Angelegenheiten versunken gewesen, hatte Argumente gegen Varzil gesucht, immer wieder Varzil, und dazu die flüsternde Stimme seines Vaters: T-t-töte…
Ich sollte mich diesem Ding überlassen , dachte er wütend. Dann könnten sie es unter sich ausfechten .
Nein, das konnte er nicht, er konnte seinen Geist und sein Herz nicht in ein Schlachtfeld verwandeln, das keiner siegreich verlassen würde. Er war noch nicht bereit, sich die Kehle durchzuschneiden, nicht wenn der Turm von Hali - und Dyannis - von ihm abhingen.
Der Relais-Schirm war nur ein paar Schritte entfernt. Er summte leise in Reaktion auf die Gegenwart zweier Laran -Arbeiter. Eduin riss seine Aufmerksamkeit von dem silbernen Gerät los und warf einen Blick zu dem Schirm. Er konnte ihn sofort erreichen, aber er würde etwas brauchen, das den Bewahrer ablenkte.
Er wand sich in Callinas Griff, benutzte sein Gewicht und seine Muskelkraft, die er in vielen Stunden der Stallarbeit gestärkt hatte. Sie bohrte ihre Nägel in seine Haut, als er sich losriss, stieß einen leisen Schrei aus, als er sie seinerseits packte. Ihre Arme waren so dünn, dass er sie beinahe vollkommen umfassen konnte. Er drehte sie zu dem Matrix-Gerät. Der Kristall blitzte, nun eher weiß als blau.
Nimm sie statt meiner!
Narr! , brüllte es in seinem Kopf. Eine Frau kann kein Bewahrer sein!
Eine Frau war es bereits!
Unglauben war die Antwort.
Er beschwor seine eigenen Erinnerungen herauf und formte sie wie eine Waffe. Als er auf der Suche nach Königin Taniquels Tochter zum Turm von Hestral gekommen war, hatte Felicia ihre Ausbildung als Unterbewahrerin schon begonnen gehabt. Arilinn hatte sich geweigert, sie auszubilden, obwohl sie bei einem Notfall die Aufgaben eines Bewahrers übernommen hatte. Nur Hestral, ein kleiner, experimenteller Turm, hatte ihr erlaubt, ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Eduin hatte in ihrem Kreis gesessen, hatte ihre sichere geistige Berührung gespürt, als sie die geistige Energie eines jeden Turmarbeiters gesammelt und sie mit der der anderen zusammengeführt hatte. Bei dieser Art Arbeit hatte Felicia immense Macht kanalisiert und war niemals ins Wanken geraten. Was sie hätte werden können, was sie hätte erreichen können, wenn Eduin sie nicht umgebracht hätte, würde er nie erfahren. Aber sie hatte tatsächlich als Bewahrerin gearbeitet und war so mächtig gewesen wie ein Mann. All diese Erinnerungen beschwor er herauf, um sie dem kristallinen Bewahrer entgegenzuschleudern.
Ein lautloses Heulen hallte im Raum wider. Eduin stieß Callina auf das Gerät zu. Sie stürzte hinein und fiel in einem Durcheinander von Röcken und Silberdraht zu Boden. Romilla rief etwas, aber er hatte keine Zeit, sich um sie zu kümmern. Er sprang auf den Relais-Schirm zu.
Noch während Eduin sich über den Schirm beugte und ihn mit einer geistigen Berührung zum Leben erweckte, hörte er, wie Callina versuchte, sich zu befreien. Er sah sich um. Romilla war an die gegenüberliegende Wand zurückgewichen, die Hände vor den Mund geschlagen, und starrte ihn an. Callinas Sturz hatte das Matrix-Gerät umgerissen, aber der Hauptkristall blitzte immer noch. Weißglühender Zorn blendete Eduin einen Augenblick.
Callina schlug auf dem Boden um sich und schrie wie ein gefangenes Tier. Ihre Panik war beinahe greifbar.
Eduin wandte sich
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