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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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sich von dem Weg abgewandt, den sein Vater ihm vor so vielen Jahren vorgeschrieben hatte, aber die Ereignisse, die er ausgelöst hatte, nahmen weiterhin ihren Lauf. Sie war ebenso Gefangene dieses Schicksals wie er. Er hatte nicht das Recht, sie zu bitten, und er verfügte über nichts, was er benutzen konnte, um sie zu zwingen.
   Buße , dachte er.
   »Ah!«, rief sie schaudernd, und er erkannte, dass sie glaubte, er wollte sie dabei mit einschließen.
   »Hilf mir!«, flehte er. »Hilf mir, den Schaden wieder gutzumachen, den ich angerichtet habe.«
   Die Spur eines Lächelns zuckte über Naotalbas Lippen, und ein schwacher Hauch von Farbe berührte ihre Wangen. Sie streckte die Arme aus. Ihr Umhang flatterte weit um sie herum und schien sich am Rand aufzulösen. Er wuchs und bedeckte schließlich Himmel und Boden, aber sein Schatten hatte nicht mehr die eisige Kälte von Zandrus Reich. Stattdessen brächte er die Wärme einer Morgendämmerung im Sommer.
   Im nächsten Augenblick war Eduin wieder mit Dyannis verbunden, und die beiden bildeten das Herz eines größer werdenden Kreises. Ihre Einheit schloss nicht nur die Arbeiter von Hali ein, sondern jeden Geist, den sie berührten. Alle schwangen im gleichen Muster, alle brannten und weinten.
   Von der Küste von Temora über die letzten Schluchten der Hellers bis zur Grenze der Trockenstädte schloss sich jeder Telepath von Darkover für einen kurzen, leuchtenden Augenblick an.
   Nie wieder! Die Worte wurden von einem Geist zum anderen weitergegeben, bauten sich zu einer Welle, einem Chor, einem Tosen auf. Der Schrei erklang aus den tiefsten Herzen aller Leronyn von Darkover.
   Keine schrecklichen Waffen mehr!
   Keine Versklavung von Laran zum Zweck der Zerstörung!
   Keine Kriege auf Befehl von Männern, die sich hinter der Sicherheit ihrer Mauern verstecken!
   Der Augenblick verging, und Eduin erkannte, dass auch Dyannis ihm entglitt. Sie brannte nicht mehr in orangeweißen Flammen. Das Licht in ihren Augen trübte sich. Er griff nach ihren Händen, wie sie nach seinen gegriffen hatte. Seine Finger gingen durch ihr Fleisch, als wäre es Wasser.
   Kannten die Götter denn keine Gnade? Sie hatten ihn so weit kommen lassen, er hatte Dyannis endlich gefunden, und nun musste er sie nach so kurzer Zeit wieder verlieren!
   Ich werde dich nicht verlassen .
   Eduin konnte nicht sicher sein, wer von ihnen gesprochen hatte, denn im Geist waren sie immer noch verbunden.
   Wohin du gehst, werde ich ebenfalls gehen .
   Wie die Sonne, die hinter einer Wolke auftaucht, wurde ihr Bild wieder fester. Farbe kehrte in ihre Lippen und in ihr scharlachrotes Bewahrergewand zurück. Er spürte warmes Fleisch, feste Knochen, glatte Haut unter seinen Fingern. Ein Duft wie von Wildblumen drang ihm in die Nase.
   Ich habe dich zurückgebracht , dachte er staunend.
   Nein, mein Herz. Du bist mit mir hierher gekommen .
   Er sah sich um und fand nicht das vertraute, ewig gleiche Grau der Überwelt, sondern Grün, das sich einem goldenen Himmel entgegenhob, und dann verblassten alle Farben zu Silber. Im Nebel schwankten Bäume. Schlanke Gestalten bewegten sich in geheimem Tanz, ihre Augen strahlten, und sie winkten freundlich. Musik wie das leise Klingeln von Glöckchen hing in der Luft.
   Eduins letzter bewusster Gedanke galt einer Gestalt nicht aus Schatten, sondern aus Licht, die sich vorbeugte, um ihn und Dyannis in die Arme zu nehmen.

Epilog
    Langsam stieg Varzil Ridenow die Treppen hinauf, die zur Privatunterkunft seines Schwurbruders Carolin Hastur führten. Dort standen Wachen in blauer und silberner Livree. Manche neigten den Kopf zum Zeichen des Respekts vor seinem Kummer. Einer oder zwei hatten Tränen in den Augen.
   Er konnte sich nicht erinnern, sich schon einmal so leer gefühlt zu haben und doch so sehr von Leid erfüllt. Als Felicia starb, hatte er den Eindruck gehabt, das halbe Herz werde ihm herausgerissen. Der Hestral-Turm hatte sich im Belagerungszustand befunden, und ihrer aller Leben hatte von seinem raschen Handeln abgehangen. Er hatte keine Zeit gehabt, den Verlust zu spüren. Mehr noch, er hatte Felicias Tod nicht wie seinen eigenen empfunden.
   Er war bei Dyannis gewesen, hatte sein Bewusstsein mit ihrem verschmolzen und ihre Schmerzen so wirklich und lebhaft empfunden, als hätte sein eigenes Fleisch gebrannt. Seine Kehle war rau und dann taub geworden von den Schreien, bis er den schmierigen Rauch

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