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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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vom Glanz unserer Göttin.«
   »Hat Naotalba wieder zu dir gesprochen?« Saravios Augen blitzten vor Eifer.
   »Siehst du es denn nicht? Sie hat uns zusammengebracht und an die Spitze einer Armee gestellt, die bereit ist, auf ihren Befehl hin anzugreifen. Und nun hat sie ihren Feind in unsere Nähe gebracht. Alles ist bereit.«
   »Ihren Feind? Wen sollen wir in Naotalbas Auftrag niederstrecken?«
   »Von wem haben wir denn gerade gesprochen? Von Varzil Ridenow, dem Bewahrer von Neskaya.« Eduin konnte seine Bitterkeit nicht verbergen, und er versuchte es auch gar nicht. »Verräter, Speichellecker der Hasturs, Verkörperung alles dessen, was bei den Comyn verdorben ist.«
   »Dann, wenn Naotalba es will, werden wir triumphieren.« In Saravios Stimme schwang beinahe so etwas wie ein Lachen mit. »Wenn sie sich zu ihrer unheiligen Arbeit am See versammeln, werden wir über sie kommen. Wir werden die Erde von diesem Fluch befreien. Und nach diesem Triumph werden sich die Menschen überall gegen die Hexenkönige erheben. Ein neues Zeitalter stehlt bevor!«
   Saravio sprach noch weiter, aber seine Worte rauschten ungehört an Eduin vorbei. Stattdessen dachte er daran, dass er noch vorsichtiger sein und seine Laran -Barrieren noch undurchdringlicher machen musste als zuvor. Varzil war geschickt und ein starker Telepath. Er durfte keinen Hauch von dem, was sie planten, wahrnehmen, nicht einmal von Eduins Präsenz. Eduin hatte nicht vor, sich zu zeigen. Seine Armee - Naotalbas gesichtslose, unwiderstehliche Armee, angeführt von dem nichts ahnenden Saravio - würde seine Arbeit für ihn tun.

9
    Die Menge war den ganzen Abend über gewachsen. Alle paar Stunden versuchten Carolins Wachen, sie zu zerstreuen, aber die Menschen kamen immer wieder zusammen wie ein vielköpfiges Tier, erschienen immer wieder in anderen Teilen der Stadt und waren jedes Mal zorniger und beharrlicher als zuvor.
   Eduin beobachtete die Szene vom Dach des Hauses eines Sympathisanten aus. Entlang der gewundenen Gassen und auf den offenen Plätzen der Märkte sah er Männer mit Fackeln, helles Leuchten vor dem tintenblauen Himmel, und er wusste, für jeden, der sichtbar war, gab es noch Dutzende oder mehr, die sich verbargen, Schatten unter Schatten, die sich insgeheim sammelten.
   Seit der Abenddämmerung hatte Saravio unermüdlich unter ihnen gearbeitet. Er hatte sich heiser geredet, weil er die Sätze, die Eduin ihm eingetrichtert hatte, ständig wiederholte, bis sie hundertfach verstärkt durch die brodelnde Frustration der Gosse zu ihm zurückhallten. Viele dieser Menschen hatten durch die Kriege der Hasturs ihre Heimat und ihre Familien verloren, aber noch viel mehr vegetierten einfach in endloser, geistloser Verzweiflung vor sich hin. Wenn sie jetzt zu den hell erleuchteten Palästen der Comyn aufschauten, den märchenhaften Türmen, die von Licht und Wärme glühten, sahen sie dort den Grund für ihr Elend.
   Sie sind faul, während wir hungern. Ihre Zauberei hat unser Land und unsere Tiere unfruchtbar gemacht, sie hat unsere Söh ne verkrüppelt und uns deformierte Kinder gegeben…
   Der Himmel selbst schreit vor Empörung über ihre Bosheit .
   Ununterbrochen bearbeitete Saravio ihren Zorn, wie ein Bäcker einen Klumpen Teig knetet, ihn hierhin schiebt, ihn dorthin zieht und ihn mit Hefe und Tränen durchsetzt, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
   Als die Sonne aufging, öffneten sich die Tore von Thendara. Naotalbas Armee verließ die Stadt in kleinen Gruppen. Der geplante Sammelpunkt, eine Wegkreuzung, befand sich weit genug hinter dem Hali-Tor, dass er für Carolins Männer nicht sofort zu erreichen war. Die Stadtwachen unternahmen keinen Versuch, die Leute aufzuhalten. Sie waren froh, dass die Unruhestifter die Stadt verließen.
   Eduin folgte in der Anonymität der Menge. Er hatte in dieser Nacht nur wenig geschlafen, und Saravio war überhaupt nicht zur Ruhe gekommen, aber das war nichts verglichen mit dem blutunterlaufenen Wahnsinn, den er in den Augen der Menge sah. Er spürte ihren Zorn wie Zündstoff, der den Funken erwartet.
   »Keine Hexenkönige mehr!«, riefen sie. Das schräge Morgenlicht fiel auf Mistgabeln, Stöcke, Holzfälleräxte. Ein paar hatten Waffen mitgebracht, Bogen, Pfeile und Messer, und sahen aus, als wüssten sie, wie man mit ihnen umging.
   »Schluss mit den Türmen! Widernatürliche Hexerei!«
   Saravio stand auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Kreuzung.

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