Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Arilinn gegeben hatte! Der alte Dom Felix hatte sich so heftig dagegen gesträubt, dass nur Varzils zähe Willenskraft sich darüber hinwegsetzen konnte.
Diesmal muss er zuhören! Er darf sich nicht selbst gefährden . Es würde eine andere Gelegenheit, eine sicherere Gelegenheit geben…
Steine, einige faustgroß, Hände voll Kiesel und Dreck prasselten auf den Kreis nieder. Ein Stein traf Dyannis an der Seite der Stirn. Sie spürte den Aufprall als einen Augenblick der Taubheit, dann flackerte Hitze auf, als wäre sie von einer glühenden Kohle getroffen worden. Sie hob die Hand, und ihre Fingerspitzen streiften etwas Feuchtes. Einen Moment später traf ein zweites Wurfgeschoss.
Sie spürte den Pfeil, der durch die Luft raste, noch bevor das Geräusch der schnappenden Sehne an ihre Ohren drang. Schmerz explodierte hinter ihren Augen. Keuchend taumelte sie rückwärts. Der Pöbel stürzte auf sie zu, alles Zögern war verschwunden, noch während eine zweite Pfeilsalve auf den Kreis losgelassen wurde.
Instinkt hielt Dyannis auf den Beinen, nachdem der erste Schmerz vergangen war, und sie erkannte, dass der Pfeil nicht sie getroffen hatte.
Rorie!
Innerer und äußerer Blick konzentrierten sich auf das Gleiche: Rorie klammerte sich an den Schaft, der noch immer in seiner Brust bebte. Als ob er sich durch Honig bewegte, bogen sich seine Beine langsam, und Hüft- und Kniegelenke gaben nach. Dyannis eilte zu ihm, schneller als sie sich in ihrem ganzen Leben bewegt hatte, und fing ihn auf, bevor er den Boden berührte.
Nein, nicht Rorie!
Sein Gewicht riss sie mit, aber es gelang ihr, ihn festzuhalten und selbst in einer sitzenden Position zu landen. Rorie in ihren Armen rang um Atem. Mit einer Hand berührte sie die nackte Haut an seiner Kehle. Sie spürte die Wunde, als wäre sie ihre eigene, den Weg der Pfeilspitze zwischen den Rippen hindurch, die verwundete Lunge, die zusammenfiel, das Blut, das aus den durchtrennten Blutgefäßen lief. Cassilda sei gedankt, keine größere Arterie war zerrissen…
Jemand hinter ihr schrie auf, so verzerrt, dass Dyannis nicht hätte sagen können, welcher ihrer Freunde es war.
Die Menge drängte vorwärts. Sie rochen den Sieg. Etwas Krankes stieg von ihnen auf, roch nach Blutdurst und Wahnsinn. Metall schimmerte, der dünne, tödliche Bogen eines Messers.
Ein weiterer Pfeil bohrte sich neben Dyannis in den Boden. Ihr Blickfeld wurde scharlachrot und ließ Leere zurück - Raimon! Ohne seinen Bewahrer brach der Kreis auseinander. Kälte durchflutete Dyannis, als hätte die fantastische Gestalt, die die Menge geschaffen hatte, sie mit Zandrus eisigem Atem berührt.
Dyannis spürte, wie Adrenalin durch ihre Adern rauschte. Empörung und Zorn ließen ihren Blick schärfer werden. Wie konnten sie es wagen, eine Hand gegen einen Kreis zu erheben, der versuchte, ihre Welt zu retten? Wie konnten sie es wagen, ihren Freund zu verwunden, einen Laranzu , den sie verehren sollten? Was für eine Dreistigkeit!
Zandru verfluche sie alle!
Der Himmel spannte sich hoch über ihr. Der Planet lag unter ihr, und zwischen beiden gefangen hing ein Überrest gewaltiger geistiger Macht. Varzil mochte die Quelle am Boden des Sees versiegelt haben, aber es war noch genug für ihren Zweck geblieben.
Mit einem Grollen wie von einer Lawine in den Hellers drängte die Menge vorwärts. Dyannis warf sich über Rorie, um ihn zu schützen. Am Rand ihres Blickfelds bemerkte sie Lewis-Mikhail der mit einem Mann mit einem Holzhammer rang. Die anderen lagen am Boden oder würden bald am Boden liegen. Dyannis konnte Raimons Geist nicht mehr spüren.
Wie können sie es wagen!
Dyannis klammerte die Finger um ihren Sternenstein und griff nach der Energie über ihr. In einem Aufflackern des Zorns bediente sie sich der Bilder, die tief in ihren Geist eingeprägt waren - die schlimmsten Kindheitsalpträume, an die sie sich erinnern konnte. Als sie vier gewesen war, hatte ihr Bruder Harald sie alle mit Geschichten über schreckliche Ungeheuer wach gehalten, und Dyannis war noch einen Monat danach schreiend aufgewacht.
Gegen die dunkle Schattengestalt der Frau in Umhang und Schleier beschwor sie einen Drachen aus der Legende herauf - ein riesiges Reptil, schlangenhaft und geflügelt -, und projizierte ihn in die Köpfe der Menge. Ihr ausgebildetes Laran stieß auf keinen Widerstand, als sie die jämmerlichen, schwachen Schilde der Angreifer
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