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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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auch Frauen darunter waren, ebenso zerlumpt gekleidet wie die Männer. Eine Frau hockte neben einer am Boden liegenden weißhaarigen Gestalt und jammerte.
   War das Krieg? Dyannis war nie mit Carolins Armee in den Kampf geritten. Sie hob die Hand zum Gesicht, und dennoch konnte sie die Augen nicht bedecken und den Blick nicht abwenden.
   Überall sah sie Menschen, die sich gequält duckten oder wie weggeworfene Spielzeuge am Boden lagen. Es gab nicht viel Blut und nur hin und wieder Gestank, wo sich jemand beschmutzt hatte, und dennoch hing ein Miasma, ein geistiger Gestank, über dem Seeufer wie ein aschgrauer Schleier. Unterhalb davon herrschte schreckliche Stille, das Schweigen nach dem letzten Herzschlag, dem letzten schaudernden Atemzug.
   Das hier – das hier ist mein Werk .

10
    Kälte erfasste Dyannis, Übelkeit drang ihr bis in die Knochen und ließ die Haut um ihren Mund taub werden. Wenn sie nicht rasch handelte, würde sie ohnmächtig werden. Und solchen Luxus hatte sie nicht verdient - sie, deren Zorn diese Zerstörung bewirkt hatte. Sie benutzte Techniken, die sie bei ihrer Ausbildung gelernt hatte, um ihre Nerven zu beruhigen. Sie saugte die Luft tief in die Lunge. Ihr Puls hämmerte in ihrem Schädel, aber zumindest konnte sie nun klarer sehen.
   Rasch versuchte sie, die Situation zu überblicken. Im Augenblick brauchte sie nichts für Rorie zu tun. Er befand sich bereits in einem Stadium verringerter Körperfunktionen, das ihn am Leben erhalten würde, bis man sich angemessen um ihn kümmern konnte. Raimons Kopfwunde blutete immer noch, aber er hielt seinen Sternenstein in beiden Händen, starrte in seine Tiefe und benutzte sein Laran , um Hilfe aus dem Turm herbeizurufen.
   Und Varzil drunten im aufgewirbelten Wolkenwasser, abgeschnitten von ihnen allen…
   Es geht mir gut, kleine Schwester , erklang seine geistige Stimme klar und stark. Sie erkannte, dass er es gewesen war, der sie zurückgerufen und aus ihrem mörderischen Zorn gerissen hatte. Wir dürfen keine Zeit verschwenden. Du musst dich um die Verwundeten kümmern .
   Ja, es musste etwas geben, das sie für diese armen Menschen tun konnte. Es war ihre, Dyannis', Schuld, dass sie sich so quälten. Sie eilte zum nächsten und kniete sich neben ihn. Seine Glieder zuckten, also war er noch am Leben. Er hatte die Augen weit aufgerissen, aber seine Pupillen waren gleichmäßig und weiteten sich, als Dyannis' Schatten auf sein Gesicht fiel. Er war überraschend jung, und man sah ihm an, dass er viel an der frischen Luft gewesen war. Seine Hände waren von Schwielen überzogen und grau von Erde. Dyannis berührte seine Hand, nutzte den körperlichen Kontakt, um seinen Geist zu erreichen.
   Es ist vorbei; du bist in Sicherheit. Nichts kann dir mehr zustoßen .
   Bald schon schloss der Junge die Augen. Er hörte auf zu schaudern, und seine Hände entspannten sich. Dyannis glaubte, er würde vielleicht vor Erschöpfung einschlafen, aber dann stützte er sich auf die Hände und setzte sich. Er schüttelte sich wie ein Hund und sah sich um.
   » Domna , ich danke Euch.« Als er sprach, klang er mit seiner hellen Tenorstimme und dem ländlichen Akzent sogar noch jünger als er aussah.
   Dyannis bemerkte, dass sie ihm nicht in die Augen sehen konnte. »Geht es dir gut genug, um den anderen zu helfen?«
   -»Ja, und ich habe auf dem Hof, wenn die Männer des Königs vorbeikamen, so einiges geflickt und verbunden. Mein Bruder ist mit ihnen gezogen.« Bitterkeit lag nun ihn seiner Stimme. Er war Soldat geworden, sagte sein Schweigen, im Krieg eines Königs, gefallen durch Schwert, Bann oder Haftfeuer , und nie wieder nach Hause zurückgekehrt.
   Eilig kam eine Gruppe von Personen aus dem Turm gerannt: Diener, Helfer und sogar die bleiche Ellimara.
   Einer der Männer, die am Boden gelegen hatten, kam wieder genügend zu sich, um eine Mistgabel zu packen und Lewis-Mikhail anzugreifen. Der Laranzu starrte den Mann wütend an, der daraufhin auf die Knie fiel und wimmerte. Dyannis sah nicht, wie die Konfrontation weiterging, denn Ellimara kam auf sie zugerannt.
   »Wir müssen die Sterbenden finden und ihnen als Erstes helfen, schnell - der Mann mit dem Herzinfarkt!« Stahl schwang in Ellimaras heller, mädchenhafter Stimme mit.
   Dyannis erkannte den alten Mann an seinem weißen Haar. Er war derjenige, den sie von oben gesehen hatte, über den sich die bereits ihre Trauer laut herausschreiende Frau beugte. Alles

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