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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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beiseite schob.
   Sie fügte weitere Einzelheiten hinzu, jede lebhafter und entsetzlicher als die vorherige. In dem dreieckigen Kopf des Drachen glitzerten Augen mit Schlitzpupillen. Flügel wirbelten die Luft auf, und der stachelige Schwanz peitschte umher. Von den Reißzähnen triefte glühendes Gift.
   Wie ein einziger Mann hielt die Menge im Angriff inne, wich zurück, den Blick zum Himmel gerichtet, die Arme erhoben. Aus Zornesschreien wurde entsetztes Kreischen. Die einheitliche Vorwärtsbewegung brach ab; einige wandten sich zur Flucht, andere rannten ziellos umher, und noch mehr fielen auf die Knie oder duckten sich und drückten die Hände auf die Köpfe. Nur einige wenige hielten noch stand, aber das waren die Männer mit den Waffen. Einer oder zwei legten Pfeile auf und zielten abermals nach dem Kreis.
   Dyannis packte die rohe Energie der Gefühle dieser Menschen -Verwirrung und Angst - und nährte damit ihr Alptraumbild. Das Bild des Drachen wurde schärfer. Sein schlangenartiger Körper bog sich nach unten. Sie fügte Geräusche hinzu - das Flattern von Flügeln, das Zischen von Krallen, die durch die Luft rasten, das Knistern von Schuppen, grollender Donner mit einer Spur von Metall.
   In gedankenloser Panik rannte die Menge davon. Mistgabeln und Bogen fielen zu Boden. Menschen schubsten einander, trampelten über ihre niedergestürzten Genossen hinweg.
   Dyannis schickte ihnen den Drachen hinterher und ließ ihn einige Funken sprühen. Sie erhob sich mitsamt ihrem Geschöpf in die Luft, schaute nieder auf die Menschen, die vor Angst vollkommen den Verstand verloren hatten. Rache biss in ihr Herz wie Zandrus eisige Peitschen.
   Sollen sie fliehen, diese jämmerlichen Dummköpfe, die geglaubt haben, sie könnten die Hände gegen die Leronyn eines Turms erheben! Sollen sie sich im Staub winden, stolpern, kreischend vor Entsetzen. Sie haben nichts Besseres verdient .
   Sie öffnete ihr Drachenmaul und atmete einen Strom von Helligkeit aus, so weiß, als glühte sie, aber kalt, kalt wie der Atem der Hölle selbst.
   Diejenigen, die noch auf den Beinen geblieben waren, rannten schreiend davon. Keine Spur der geisterhaften Gestalt im Umhang war geblieben. Die Gedanken der Menge, die wenigen, die eine Spur von Rationalität bewahrt hatten, waren einzig auf Flucht konzentriert. Mit einem weiteren Aufflackern von Bosheit ließ Dyannis sie gehen und wandte sich stattdessen denen zu, die noch am Boden lagen. Einige lagen ausgestreckt, andere hatten sich so gut wie möglich zusammengerollt, die Knie angezogen, die Arme vor das Gesicht gehoben. Einige zuckten in Krämpfen.
   Hilflose Beute, die nur darauf wartete, verschlungen zu werden .
   Grimmig und triumphierend stürzte sie sich auf sie.
   Dyannis! Der Name krachte auf ihren Geist hernieder, ein so fremdes Geräusch, dass sie einen Augenblick lang nicht begriff, was es bedeutete. Ein Name? Ihr Name? Und eine Stimme, die sie kennen sollte.
   Dyannis, hör auf! Sofort!
   Die Worte vibrierten in ihr, als hätte man sie plötzlich in eine riesige Glocke gesteckt. Sie hielt mitten in der Luft inne. Eine Kakophonie von Entsetzen und Zorn, die von dem Feld drunten ausging, schüttelte sie. Durch diese Gefühle spürte sie einen silbrigen Pfeil des Schmerzes, metallische Klauen, die sich tief in Fleisch bohrten…
   … ein Herz verkrampfte sich, eine Brust steckte in einem unsichtbaren Schraubstock, Haut war feuchtkalt von Schweiß…
   Dunkle Herrin, was habe ich getan?
   Die Drachengestalt löste sich auf, als hätte sie nie existiert, und nur blauer Himmel blieb zurück.
   Dyannis blinzelte und sah sich um. Rorie lag bewusstlos in ihrem Schoß. Sein Atem war flach, seine Haut kalt, aber nicht vor tödlichem Schock. Sie berührte seinen Geist, spürte die Reglosigkeit der Heiltrance. Die Blutung hatte beinahe aufgehört. Lewis Mikhail war unverletzt und half Raimon auf die Beine. Blut verklebte das Haar über der Schläfe des Bewahrers und lief an der Seite seines Gesichts entlang, aber seine Augen waren klar, sein Blick konzentriert. Er war kurze Zeit bewusstlos gewesen, nicht mehr, und sie wusste von ihrer Arbeit als Überwacherin, dass Kopfwunden heftig bluteten. Die anderen im Kreis schienen unverletzt zu sein.
   Überall in der Nähe lagen Menschen, als hätte sie die Hand eines Riesen niedergestreckt. Einige trugen die grob gewebte Kleidung der Bauern, andere nur fleckige Lumpen. Dyannis sah nun, dass

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