Darkover 06 - Die Flamme von Hali
Gnade der Götter wandeln, Varzil von Neskaya. Und Ihr, Dyannis von Hali.
Möge das Licht von Aldones auf uns alle scheinen , sagte sie, denn sie war sicher, dass sie alle in den kommenden Tagen diesen Segen brauchen würden.
Als sie noch eine Stunde vom Turm von Cedestri entfernt waren, sahen sie, dass er brannte. Es war spät am Tag, und den ganzen Morgen hatte Dyannis gespürt, wie das Firmament der geistigen Welt sich bewegte und bebte. Obwohl sie versuchte, sich mithilfe ihres Laran zu orientieren, konnte sie nichts herausfinden, weder über Cedestri noch von den Laran -Arbeitern in der Aillard-Hauptstadt Valeron. Nur die begabtesten Telepathen konnten solche Entfernungen überwinden, und auch dann nur, wenn sie mit jemandem in Kontakt traten, den sie sehr genau kannten, was in keinem der Türme der Fall war. Dyannis wusste nur, dass etwas Schreckliches geschah, und ein Blick auf Varzils bleiches Gesicht sagte ihr, dass auch er es spürte. Sie konnten sich beide nicht dazu überwinden, ihre Ängste laut auszusprechen. Sie trieben ihre Pferde zu schnellerem Tempo an, und die Soldaten hielten mit ihnen Schritt.
Sie waren über die letzte Reihe vom Wind kahl gefegter Hügel gekommen, wo Ziegenherden zwischen Obsthainen mit Birnen- und Quittenbäumchen grasten und es Bauernhöfe mit Hühnergehegen und Beeten mit blühenden Kräutern gab. Das Land hier war nicht so unfruchtbar; die Gärten, Bäume und ordentlich geflickten Zäune wiesen auf ein gewisses Maß an Wohlstand hin. Die Dörfer waren sicher imstande, den Turm zu erhalten, und es gab keine Anzeichen von der Armut und der nervenzerrüttenden Verzweiflung, wie sie in Thendara herrschte.
Vor ihnen erstreckte sich ein weites Tal, über dem ein gewaltiger Felsen aufragte. Aus der Größe und Form schloss Dyannis, dass es sich um eine vulkanische Formation handelte. Sie sah keine Möglichkeit, zum Gipfel des Felsens zu gelangen, wo eine Burg aufragte, die man offensichtlich aus diesem Felsen gehauen hatte. Das musste der Herrensitz von Isoldir sein. Ein kleines Stück entfernt stand der Turm von Cedestri inmitten eines ausgedehnten Dorfs.
Dunkler Rauch stieg sowohl von der Burg als auch vom Turm auf, aber der Turm schien schlimmer getroffen zu sein.
Süße Cassilda! Valeron muss einen Gegenangriff geführt haben!
Der Soldat direkt neben Dyannis verlagerte das Gewicht im Sattel, und seine Miene wurde sehr ernst.
»Hauptmann, wir wollen uns beeilen«, sagte Varzil. »Cedestri braucht unsere Hilfe.«
Sie galoppierten durch das Dorf, und ihre Pferde schäumten von dieser letzten Anstrengung. Dorfbewohner und Soldaten in Isoldir-Farben - grau mit roten und gelben Biesen - hatten Eimerketten gebildet, die von einer Gruppe von Brunnen ausgingen. Die Strohdächer des Dorfs waren bereits mit Wasser getränkt. Ruß schwärzte die oberen Mauern des Turms, aber der untere Teil schien noch intakt zu sein. Es war ein schönes Gebäude gewesen, drei Stockwerke aus silbrigem, Laran -bearbeitetem Stein, umgeben von Gärten mit niedrigen Mauern, in denen nun kaum mehr geblieben war als aufgewühlter Schlamm und niedergetrampelte Pflanzen. Der Haupteingang war ein Spitzbogen, den gemeißelte Ranken schmückten. Zwei Arbeiter in angesengten Gewändern schleppten gerade eine schlaffe Gestalt nach draußen. Andere Opfer, einige von ihnen mit schrecklichen Brandwunden, lagen oder hockten direkt hinter den Gartenmauern. Jene, die dazu noch imstande waren, blickten auf, als die Gruppe aus Hali ihre Pferde zügelte, und schrien entsetzt auf.
Wir sind Freunde! Varzil sandte die telepathische Botschaft so klar und stark aus, dass jeder mit auch nur einer Spur von Laran ihn verstand. Er fügte mit lauter Stimme hinzu: »Wir sind hier, um zu helfen.«
Auf Varzils Zeichen gab der Hastur-Hauptmann seinen Männern eine Reihe von Befehlen und schickte sie dorthin, wo sie am dringendsten gebraucht wurden. Dyannis sprang vom Pferd und eilte zum Tor des Turms. Die beiden Laranzu'in trugen immer noch die Kleidung für die Arbeit im Kreis, und der Mann, den sie offenbar aus den Trümmern droben gezogen hatten, war in das scharlachrote Gewand eines Bewahrers gehüllt. Fettiger Rauch hatte ihre Gesichter geschwärzt, der Arm eines der Männer hing schlaff herunter und der Halsausschnitt seines Gewands war aufgerissen und enthüllte eine blutende Wunde. Sein Gesicht war bleich vor Schock, und er schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen. Taumelnd
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