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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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hielt. Ruß und Staub hingen auch an der Kleidung dieser Männer, und einer von ihnen hatte an der Wange eine schlimme Brandwunde. Ein weißhaariger Mann im langen Gewand eines Höflings hinkte auf sie zu. Als der Bote, der zu Varzil gekommen war, sich verbeugte und mit dem Mann flüsterte, wurden die Augen des Alten groß.
   »Ihr kommt in traurigen und gefährlichen Zeiten nach Isoldir, vai Tenerézu «, sagte er mit heiserer Stimme. »Mein Herr heißt Euch willkommen, so gut wir dies derzeit können.«
   »Ich danke Euch, denn bei solchen Dingen ist die Absicht von höherem Wert als die Tat«, antwortete Varzil und nickte dem Mann zu. »Es gibt zu viel bei den Verwundeten drunten zu tun, um hier herumzustehen und Höflichkeiten auszutauschen. Wenn Euer Herr mit uns sprechen will, dann bringt uns bitte zu ihm.«
   Einen Augenblick später folgte Dyannis ihrem Bruder in einen kleineren Raum, eindeutig ein Beratungszimmer. Landkarten und Listen lagen auf dem Tisch in der Mitte, daneben stand ein Tablett mit den Überresten einer hastigen Mahlzeit. Einige der Fenster, die offenbar auf einen Innenhof hinausgingen, waren zerbrochen, und die Glassplitter lagen noch auf dem Steinboden. Die Wandbehänge, die die üblichen Kampf- und Jagdszenen zeigten, waren von guter Qualität, wenn auch nicht neu. Frische Fackeln brannten stetig in ihren Wandhaltern.
   Am gegenüberliegenden Ende des Tischs saß ein Mann mittleren Alters, der gerade erst begann, einen Bauch anzusetzen, und blickte bei ihrem Eintritt von den Papieren auf dem Tisch hoch. Sein Aussehen ließ wenige Schlüsse auf seinen Charakter zu, aber etwas am Zuschnitt seines Gesichts erinnerte Dyannis an Rakhal Hastur, Carolins verräterischen Vetter, dem sie vor so vielen Jahren beim Mittwinterfest in Hali begegnet war. Damals war Rakhal der verlässliche Helfer des kranken Königs gewesen, und niemand hatte geahnt, dass Verrat in seinem Herzen lauerte. Dyannis ermahnte sich, einen Menschen nicht nach einer oberflächlichen körperlichen Ähnlichkeit zu beurteilen. Sie spürte nichts von Ronais Gedanken, aber seine Verzweiflung darüber, dass ihm kaum mehr eine Möglichkeit geblieben war, sein Königreich zu retten, war deutlich wahrzunehmen.
   Der ältere Ratsherr stellte sie vor. Ronal von Isoldir grüßte Varzil mit einer knappen Verbeugung und bat seinen Diener dann, Stühle für die Gäste zu bringen. Varzil wollte nichts essen, nahm aber in seinem und Dyannis' Namen einen Becher Jaco an.
   Dyannis setzte sich, und ein Becher mit dem dampfenden Gebräu wurde vor sie gestellt. Die Küche war offenbar noch intakt genug, um heiße Getränke zu liefern. Der Coridom musste ausgesprochen fähig sein.
   Nach einem kurzen Austausch von Höflichkeitsfloskeln sagte Ronal: »Varzil von Neskaya, Ihr sagt, Ihr kommt als Bote von König Carolin Hastur. Was ist sein Interesse in dieser Sache?«
   »Ich kann nicht in seinem Namen sprechen, was den Angriff der Aillards auf Euch angeht«, antwortete Varzil mit der gleichen Direktheit, »und auch nichts über Euren Angriff auf sie sagen. Bei meinem Auftrag geht es um eine ganz andere Sache, eine, die hinter diesen schrecklichen Umständen hintanstehen musste. Man hat mich geschickt, um den Turm von Cedestri und Euch, seinen Herrn, zu überzeugen, sich uns in einem Ehrenpakt anzuschließen und kein Laran mehr zur Kriegsführung zu benutzen. Wir wissen, dass der Cedestri-Turm eine neue Variante von Knochenwasserstaub entwickelt hat… «
   Lord Ronal kniff den Mund zusammen, aber ansonsten reagierte er nicht.
   »… und wir wollen versuchen, seine Benutzung zu verhindern, ebenso wie die Eskalation von Feindseligkeiten, die zweifellos einem solchen Einsatz folgen würden.«
   Die meisten Männer hätten auf solche Worte mit Zorn reagiert, dachte Dyannis, aber Ronal von Isoldir nickte nur. Varzils Vermutung war richtig gewesen.
   »Ihr seid zu spät gekommen«, sagte Ronal mit einer Spur von Müdigkeit in der Stimme. »Ich bezweifle, dass wir zuvor auf Euch gehört hätten, als wir noch voller Arroganz und Stolz waren. Aber nun könnt Ihr zu Eurem Herrn zurückkehren und sagen, dass unsere eigene Dummheit mehr erreicht hat, als Eure Worte je gekonnt hätten. Wir sitzen hier, wie ihr seht, entwaffnet von genau den Ereignissen, die wir selbst in Gang gesetzt haben.«
   Er weiß, dass Aillard ihn hätte vollkommen vernichten können und es nicht getan hat , sagte Varzil im Geist zu Dyannis. Im

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