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Darkover 06 - Die Flamme von Hali

Titel: Darkover 06 - Die Flamme von Hali Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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gelang es den beiden, ihren Bewahrer die breite, flache Treppe zum Garten hinabzuschleppen, wo einer von Carolins Soldaten den Bewahrer hochhob, als wöge er nicht mehr als ein Kind.
   Der verwundete Laranzu schwankte. Er verdrehte die Augen, und Dyannis konnte gerade noch ihre Schulter unter seinen Arm schieben und ihn auffangen, bevor er fiel. Sein Gewicht ließ sie taumeln, aber es gelang ihr irgendwie, ihn in Richtung der Heiler zu schleppen. Sein Kamerad folgte hustend und würgend.
   Sobald Dyannis den verwundeten Mann berührte, erkannte sie ihn von ihrem Kontakt über Relais. Sein Name war Earnan Gervais, ein Verwandter von Francisco, dem Bewahrer des Turms.
   Kümmert Euch um ihn , flehte er lautlos. Dyannis half ihm, sich hinzusetzen, und ging dann zu Francisco. Eine der Überwacherinnen von Cedestri beugte sich über ihn, ihr weißes Gewand zerrissen und schlammig. Blut war an ihrer Schläfe geronnen und verklebte ihr kupferrotes Haar. Sie blickte auf, als Dyannis sich neben sie hockte. Sommersprossen zeichneten sich auf einer Haut ab, die so weiß war wie Milch. Die Frau war noch sehr jung. Dyannis nahm an, dass sie gerade erst ihre Ausbildung als Überwacherin beendet hatte.
   »Diese Aillard-Ungeheuer - sie haben das getan!«, rief das Mädchen. »Könnt… könnt Ihr ihm helfen?«
   Armes Kind , dachte Dyannis. Sie hat wahrscheinlich noch nie einen so schwer verletzten Menschen gesehen . Der Angriff, so schrecklich er war, hätte viel schlimmer sein können. Die Aillards von Valeron hatten mit Zurückhaltung zurückgeschlagen und nur gewöhnliches Feuer benutzt, oder der Turm würde immer noch brennen und seine Arbeiter wären tot. Aber es würde nicht helfen, das jetzt laut auszusprechen.
   Dyannis schloss die Augen und bewegte die Hände über den Körper des Bewahrers, benutzte ihren Sternenstein, um ihr Laran zu konzentrieren. Sie spürte keine gebrochenen Knochen, keine inneren Blutungen, keine Verletzungen der Wirbelsäule…
   Ah . Rauch hatte das zarte Lungengewebe verstopft. Ohne die Sauerstoffzufuhr begannen die Nerven zu stottern und zu versagen. Der Geist des Bewahrers mit all seiner Begabung und ausgebildeten Kraft sank in die Dunkelheit außerhalb ihrer Reichweite.
   Du musst mir helfen , rief Dyannis und verband sich mit dem Geist der jungen Überwacherin. Nach einem Augenblick der Panik über die unerwartete Verbindung siegte die Disziplin der jungen Frau. Sie reichten sich unsichtbare Hände, griffen in den Körper des sterbenden Mannes. Die Gedankenfinger wurden länger und verbanden sich, wurden zu einem Sieb, das die Kohlenstoffpartikel und die noch kleineren Partikel giftiger Gase einfing. Es war ein Segen, dass die junge Überwacherin über starke telekinetische Fähigkeiten verfügte, denn Dyannis hätte es nicht allein geschafft. Zusammen hoben sie den Rauch aus der Lunge, und mit jedem keuchenden Atemzug des Bewahrers drang mehr frische Luft ein. Endlich hob sich die Brust des Mannes sichtlich, und ein Hustenanfall erschütterte ihn.
   Dyannis brach die Verbindung ab und drehte den Bewahrer auf die Seite. Die Kraft seines Hustens ermutigte sie. Von jetzt an würde sein Körper allein mit dem Rest fertig werden. Sie war nur ein wenig überrascht, als er die Augen öffnete, grau und klar und konzentriert. Dyannis von Hali , erklang es in ihrem Geist wie eine Tenorglocke. Ihr kommt gerade rechtzeitig .
   Sie verkniff sich eine spitze Bemerkung über Leute, die vor ihrer eigenen Dummheit gerettet werden mussten, nachdem sie Waffen wie kristallisiertes Knochenwasser hergestellt und eine Mühle in der Überwelt errichtet hatten, um die Energie aus dem See von Hali zu nutzen, nicht davon zu reden, einen so mächtigen Feind wie Valeron anzugreifen. Immerhin war er nicht ihr eigener Bewahrer, und sie wollte Varzils Mission nicht gefährden, indem sie Gervais gegen sich aufbrachte. Raimon hatte sie oft genug vor ihrer Dreistigkeit gewarnt. Stattdessen gab sie also eine angemessen höfliche Antwort dahingehend, dass sie froh war, helfen zu können, und wandte sich dann anderen Verletzten zu.
   Als die große Blutige Sonne hinter den Horizont sank, hatte der Wind den Rauch so gut wie weggeblasen. Die Verwundeten waren auf die Nacht vorbereitet und ihre schlimmsten Wunden so gut wie möglich versorgt worden. Selbst Lady Helaina hatte die Röcke gerafft und ebenso schwer gearbeitet wie alle anderen. Der Abend war mild, also schlugen die meisten

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