Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche
mir vorgezogen wird, und den Versuch machen, mir zu nehmen, was gesetzlich sein ist?«
Dom Rafael di Asturien sah ernst zu seinem großen Sohn auf. Er war schon ein wenig über die besten Jahre hinaus, breitschultrig und mit dem Aussehen eines muskulösen, tatkräftigen Mannes, der sich gestattet hat, in der Untätigkeit weich zu werden. Er fragte: »Würdest du das tun, Bard?«
Bard antwortete: »Nein«, und dabei drehte und wendete er in seinen Händen eine Falkenkappe, die er gemacht hatte, als er acht Jahre alt war. »Nein, Vater. Hältst du mich dieses Streites mit meinen Pflegebrüdern wegen für einen Mann ohne alle Ehre? Das war Torheit, betrunkene Torheit und etwas Ähnliches wie Schwachsinn, und wenn ich es rückgängig machen könnte - aber selbst der Herr des Lichts kann die Zeit nicht zurückdrehen und nicht ungeschehen machen, was geschehen ist. Und was Alaric und sein Erbe betrifft: Vater, es gibt viele Bastard-Söhne, die als Gesetzlose aufwachsen, ohne einen anderen Namen als den einer entehrten Mutter, ohne die leitende Hand eines Mannes und mit nicht mehr Vermögen, als sie der Welt mit ihrer Hände Arbeit oder durch Raub abringen können. Aber du hast mich in deinem eigenen Haus aufgezogen, und von Kindheit an hatte ich gute Gefährten und wurde gut unterrichtet, und als die Zeit kam, die einem Mann anstehenden Künste zu erlernen, wurde ich der Pflegesohn des Königs.« Mit einer für diesen stolzen jungen Krieger überraschenden Scheu umarmte er seinen Vater. »Du hättest Frieden in deinem Bett und an deiner Feuerstelle haben können, wenn du eingewilligt hättest, mich zu einem Schmied oder Bauern oder Handelsmann in die Lehre zu geben. Statt dessen hatte ich Pferde und Falken und wurde als Sohn eines Edelmanns erzogen, und du nahmst dafür Streit mit deiner dir gesetzlich angetrauten Lady auf dich. Glaubst du, ich kann das vergessen oder ich könnte dem Bruder, der mich immer Bruder und nie Bastard genannt hat, über diesen großzügig bemessenen Anteil hinaus etwas wegnehmen? Alaric ist mein Bruder, und ich liebe ihn. Ich wäre mehr als undankbar, ich wäre ganz ohne Ehre, wollte ich Hand auf das legen, was rechtmäßig ihm gehört. Und wenn ich meinen Streit mit diesem verdammten Sandalenträger Beltran bereue, dann nur, weil ich dir oder Alaric dadurch geschadet haben mag.«
»Mir hast du nicht geschadet, mein Sohn«, sagte Dom Rafael, »auch wenn es mich schwer ankommt, Ardrin zu verzeihen, was er dir angetan hat. Er hat deine Treue mit Geringschätzung behandelt und damit auch meine, und er hat die Frage in mir wachgerufen, die ich mir bisher nie stellte: Ob er der rechtmäßige König dieses Landes ist. Und was Alaric betrifft… « Er unterbrach sich und lachte. »Du kannst ihn selbst fragen. Ich glaube, er freut sich so sehr darüber, dich wieder zu Hause zu sehen, daß er jeden Anlaß, der das bewirkte, begrüßen würde.«
Während er sprach, öffnete sich die Tür, und ein sehr kleiner Junge, etwa acht Jahre alt, kam ins Zimmer. Bard wandte sich von den Satteltaschen ab, die er packte.
»Alaric! Du warst noch ein kleiner Junge, als ich an den Hof des Königs ging, und jetzt bist du beinahe alt genug für deine eigenen Sporen und Ehren!« Er umarmte das Kind und schwang es in die Luft.
»Laß mich mit dir ins Exil gehen, Bruder«, sagte der Kleine entschlossen. »Vater will mich in das Haus von diesem alten König schicken! Ich will aber keinem König dienen, der meinen Bruder verbannt!« Als Bard lachte und den Kopf schüttelte, drängte er: »Ich kann reiten, ich kann dir als Page dienen, als Knappe sogar, ich kann für dein Pferd und deine Waffen sorgen… «
»Nun, nun, mein Junge… « Bard stellte den Kleinen wieder auf die Füße - »… ich kann auf den Wegen, die ich jetzt reiten muß, keinen Pagen oder Knappen brauchen. Du mußt hierbleiben und deinem Vater ein guter Sohn sein, solange ich unter dem Bann stehe, und das bedeutet, daß du lernen mußt, ein guter Mann zu sein. Was der König ist, dem wird es besser gefallen, wenn du still und einsichtig bist und mit leiser Stimme sprichst, als wenn du mutig deine Meinung vertrittst. Er ist ein Narr, aber er ist der König, und man muß ihm gehorchen, sei er auch so dumm wie Durramans Esel.«
»Aber wohin willst du gehen, Bard?« fragte das Kind. »Ich habe gehört, wie der Bann über dich an den Kreuzwegen ausgerufen wurde, und es hieß, niemand dürfe dir Essen oder Feuer oder Hilfe
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