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Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche

Titel: Darkover 07 - Die Zeit der Hundert Koenigreiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die gleiche alte Hexe mit dem sauren Gesicht und der spitzen Zunge , dachte er. Es würde dreimal sieben Jahre dauern, sie zum Guten zu verändern, und die beste Veränderung wäre ein Leichentuch . Aber in diesen sieben Jahren hatte er gelernt, nicht alles auszusprechen, was ihm in den Sinn kam.
   »Sieben Jahre haben Euch in der Tat wenig verändert, Pflegemutter«, sagte er, und sie lächelte säuerlich.
   »Wenigstens haben sich deine Manieren sehr gebessert.«
   »Nun, Domna , ich habe sieben Jahre lang von meinem Verstand und meinem Schwert gelebt, in Ländern und unter Umständen, Lady, wo man schnell besser wird oder stirbt. Und wie Ihr seht, wandele ich immer noch unter den Lebenden.«
   »Aber dein Vater läßt es an Gastfreundlichkeit fehlen«, bemerkte Lady Jerana. »Er hat dir nicht einmal eine Erfrischung angeboten. Wie kommt es, daß du in diesen Zeiten mitten in der Nacht geritten bist?« fragte sie, nachdem sie ihren Dienern gewinkt hatte, Essen und Wein zu bringen.
   »Sind die Zeiten so unsicher, Domna? Der alte Gwynn sagte etwas in diesem Sinn, aber ich dachte, er sei in seinem Alter nicht mehr ganz bei Trost.«
   »Sein Verstand ist in bester Ordnung«, fiel Dom Rafael ein. »Ich habe Befehl gegeben, die Tore jeden Abend bei Sonnenuntergang zu verrammeln, und bis dahin muß jedes Tier, jeder Mann, jede Frau und jedes Kind innerhalb der Mauern sein. Und ich lasse Kundschafter die Grenzen abreiten, die uns mit Signalfeuern warnen, wenn sie mehr als drei Reiter in einer Gruppe beisammen erblicken. Das ist der Grund, warum wir dich nicht willkommen geheißen habe, wie es sich gehört. Es ist uns nicht eingefallen, daß du allein reiten könntest, ohne Leibwächter oder Friedensmann oder wenigstens einen dienenden Knappen!«
   »Ich werde nicht umsonst Wolf genannt«, meinte Bard. » Einsamer Wolf und Bestie sind noch die freundlichsten Namen, die man mir gibt.«
   »Und doch sind trotz all dieser Vorsichtsmaßnahmen«, berichtete Dom Rafael, »Männer in die Dörfer eingedrungen und haben Pferde weggetrieben. Es hieß, sie seien Räuber gewesen, aber ich persönlich halte es für möglich, daß es Geremys Leute waren. Wir hatten innerhalb der Burgmauern Pferche gebaut, in denen die Bauern ihre Tiere unterstellen konnten, wenn sie wollten, aber jetzt fangen sie an, sie wieder nach Hause zu holen. Die Räuber nahmen auch Säcke mit Korn und Nüssen und die halbe Apfelernte mit. Wir werden nicht gerade eine Hungersnot bekommen, aber es wird nur wenig Ware auf die Märkte gelangen und wenig gemünztes Geld in die Taschen der Leute. Einige der Dorfbewohner haben sich bewaffnet. Es wurde sogar davon gesprochen, eine Leronis anzuheuern, um die Räuber mit Zauberei zu verscheuchen. Aber es wurde nichts daraus, und mir war das nicht unlieb. Diese Art der Kriegführung sagt mir nicht zu.«
   »Mir auch nicht«, pflichtete Bard ihm bei. »Aber der kleine Erlend sagte etwas davon, er werde als Laranzu ausgebildet.«
   Lady Jerana nickte. »Der Junge hat Donas , und seine Lehrer meinen, wahrscheinlich habe er nicht die Muskeln für einen Schwertkämpfer.« Diener hatten Wein gebracht und reichten Platten mit Leckerbissen umher. Bard erstarrte. Er blickte in die Augen einer kleinen, rundlichen Frau, deren Haar das Gesicht wie eine lebende Flamme umgab und in kleinen feurigen Locken aus den Zöpfen entschlüpfte, die bescheiden im Nacken aufgesteckt waren.
   »Melisandra?«
   »Mein Lord.« Sie neigte grüßend den Kopf. »Erlend sagte, als er zu mir kam, damit ich ihn wieder zu Bett bringe, er habe Euch gesehen.«
   »Er ist ein prächtiger Junge. Kurz bevor ich mich auf den Heimritt machte, erhielt ich Nachricht von seiner Existenz. Vorher hatte ich keine Ahnung gehabt. Jeder Mann würde auf einen solchen Sohn stolz sein.«
   Ein schwaches Lächeln überzog ihr Gesicht. »Und mit einem solchen Kompliment ist eine Frau zweifellos reichlich belohnt, welchen Preis sie selbst auch hat zahlen müssen. Heute denke ich, daß er einen gerechten Ausgleich für das, was ich verloren habe, darstellt. Aber es hat viele Jahre gedauert, bis ich dahin gelangte.«
   Bard musterte die Mutter seines Sohnes schweigend. Ihr Gesicht war immer noch rund und hatte ein Grübchenkinn. Sie trug ein nüchternes graues Gewand über einem blauen Unterkleid, am Ausschnitt und an den Ärmeln mit einem Muster aus Schmetterlingen bestickt. Sie hatte eine Würde und eine Haltung, die ihn plötzlich an

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