Darkover 08 - Die Erben von Hammerfell
mehrere Soli für Baß sang, zwischen denen Chorstellen lagen. Erminie dachte beim Zuhören, daß Alastair, würde er sich nur Mühe geben, bestimmt ebenso gut sänge wie Dom Gavin.
Als Alastair es nicht merkte, sah sie zu Edric Elhalyns Loge hinüber. Der Bewahrer lächelte ihr zu und nickte, offenbar als Bestätigung seiner früheren Einladung, in der Pause in seine Loge zu kommen. Auch das Mädchen schaute zu Erminie hinüber und lächelte in der freundlichsten Weise. Vermutlich waren Floria Alastairs bewundernde Blicke aufgefallen.
In seinem Alter war natürlich zu erwarten, daß erst die eine, dann eine andere junge Frau sein Interesse erregen würde; wundern mußte man sich nur, daß es bisher nicht geschehen war.
Von Zeit zu Zeit spähte Erminie, während der junge Baß-Solist sang, zu der alten Königin hinüber, die mit hingerissenem Gesichtsausdruck (oder war es nur Kurzsichtigkeit?) vor sich hin starrte. Sie dachte daran, was ihr Sohn ihr erzählt hatte, und überlegte, wieviel von der Musik die alte Dame tatsächlich hören konnte.
Die Musik endete, und begeisterter Applaus dankte dem beliebten jungen Komponisten. Genauso alt wie Alastair, waren sie als Kinder und Halbwüchsige lange Zeit unzertrennlich gewesen. Zu Erminies Verwunderung klatschte Königin Antonella besonders heftig. Sie nestelte einen Blumenstrauß von ihrem Kleid, beschwerte ihn mit einem hübschen Schmuckstück und warf ihn auf die Bühne. Das löste einen wahren Regen von Blumen, Sträußchen und Schmuckstücken aus. Gavin sammelte sie strahlend vor Freude ein und verbeugte sich vor seiner königlichen Gönnerin.
Alastair lachte leise vor sich hin.
»Ich habe gar nicht gewußt, daß Königin Antonella die Musik so sehr liebt – und ebensowenig, daß sie eine Schwäche für schöne junge Männer hat«, flüsterte er.
»Alastair, ich muß mich über dich wundern«, schalt Erminie. »Du weißt genau, daß seine Mutter die Lieblingscousine der Königin war und Gavin wie ein Sohn für sie ist, da das Königspaar das Unglück hat, kinderlos zu sein.« Alastairs spöttisch gerunzelte Stirn glättete sich, aber auch ohne Telepathie wußte Erminie, daß er sich diesen Leckerbissen von Klatsch aufhob, um seinen Freund zu necken.
Der Applaus verebbte, und es begann ein allgemeiner Auszug aus den Logen und Reihen. Junge Paare und ganze Familien wollten sich in den Gängen die Beine vertreten oder draußen kurz irische Luft schnappen oder die eleganten Bars im unteren Teil des Hauses aufsuchen, um ein Getränk oder eine andere Erfrischung zu sich zu nehmen.
»Ich sollte wirklich gehen und Gavin gratulieren…« sagte Alastair schuldbewußt. Offensichtlich dachte er immer noch an Floria.
»Ich bin sicher, er würde sich freuen, dich zu sehen. Aber vergiß nicht, ich habe versprochen, daß wir Lord Elhalyn und seine Tochter besuchen.«
Alastairs Augen leuchteten auf. Er folgte seiner Mutter den Korridor zwischen den Logen entlang in den Außengang. Viele Lakaien eilten geschäftig mit Getränken und anderen Erfrischungen hin und her, denn in der Konzerthalle konnte man alles bekommen, von einem Krug Bier oder einem Teller mit süßen Keksen bis zu einem ganzen Dinner, das dann in dem Privatraum hinter jeder Loge serviert wurde. In den überfüllten Korridoren hingen der Duft dieser Köstlichkeiten und das Hintergrundgeräusch einer sich ausgezeichnet unterhaltenden Menge. Vom Zuschauerraum kamen die fernen Klänge des Orchesters, das seine Instrumente für den zweiten Teil des Konzerts stimmte.
Erminie klopfte leicht an die Tür der Elhalyn-Loge. Lord Edric erhob sich mit einem strahlenden Lachern und beugte sich über ihre Hand, ganz so, als hätten sie sich nicht erst vor weniger als drei Stunden getrennt.
»Ich grüße dich, Verwandte«, sagte er. »Komm, setz dich zu uns. Ein Glas Wein?«
»Danke, ja.« Erminie nahm das ihr angebotene Glas entgegen. »Floria, meine Liebe, wie groß und schön bist du geworden! Du erinnerst dich an deinen Vetter Alastair?«
Alastair beugte sich über ihre Hand.
»Es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, damisela«, sagte er lächelnd. »Darf ich Euch eine Erfrischung bringen? Oder dir, Mutter?«
»Nein, danke, mein Junge.« Edric wies auf einen Tisch, der üppig mit kaltem Fleisch, Kuchen und Obst besetzt war. »Bitte, bedient euch.«
Auf diese Einladung hin legte sich Alastair bescheiden etwas Kuchen und Obst auf einen Teller. Ein Diener goß ihm eine großzügige Menge Wein ins Glas, und Alastair trank
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